Unfall oder Selbstmord? Die Ermittlungen laufen. Suchaktion vor Norderney blieb ohne Ergebnis.

Hamburg. Die Nacht war stockdunkel, der Wind kam aus Südwest, die Borduhr des Segelschulschiffs "Gorch Fock" zeigte 23.30 Uhr. 30 Männer und Frauen wachten an Deck, unter ihnen die 18-jährige Offiziersanwärterin aus Nordrhein-Westfalen. Plötzlich ließ der Schrei "Mann über Bord" die Wache erstarren. Ein junges Besatzungsmitglied hatte gesehen, wie 20 Kilometer vor Norderney "ein Schatten über Bord glitt und in der Tiefe verschwand". Wer war es? Es war die junge Kadettin.

Das Schiff wurde nach fünf Minuten und 1500 Metern gestoppt, Rettungsboote ausgesetzt. Die Crews der zwei Boote, die im Kielwasser des Windjammers zum vermutlichen Aufschlagspunkt des menschlichen Körpers zurückjagten, fanden keine Spur von der jungen Frau. Auch die in der Nacht zum Donnerstag angelaufene große Suchaktion mit Schiffen und Hubschraubern blieb erfolglos. Gestern Abend wurden die Rettungskräfte zurückgezogen, die "Gorch Fock" nach Wilhelmshaven umgeleitet.

Hamburg und sein Patenschiff können ihr großes Geburtstags- und Freundschaftsfest an diesem Wochenende nicht feiern. Die Tragödie auf der Nordsee führte zur Absage des "großen Bahnhofs" für den 50 Jahre alten Windjammer, des Senatsempfangs und einer Riesenparty am Hafenrand. Die Marine hat auch ihren jährlichen Marineball in Flensburg gestrichen. In Wilhelmshaven sucht die Staatsanwaltschaft heute Antworten auf die Fragen: Fiel die Kadettin einem Unfall zum Opfer? Handelte es sich um Selbstmord oder um das Verschulden anderer?