Am häufigsten fahren 19- bis 30-Jährige ohne gültigen Fahrschein. Die ehrlichen Kunden müssen für Millionenschaden mitzahlen.

Die Fahrkartenkontrolleure der Hamburger Hochbahn haben im vergangenen Jahr 87 800 Schwarzfahrer erwischt. Insgesamt wurden von den 100 Kontrolleuren 2,324 Millionen Fahrgäste in den Bussen und U-Bahnen geprüft - damit liegt die Schwarzfahrerquote bei etwa 3,57 Prozent. Allein im vergangenen Jahr entstand der Hochbahn durch die Schwarzfahrer ein Schaden von 12,6 Millionen Euro. Das bestätigte Arndt Malyska, Geschäftsführer der Hochbahn-Wache, dem Abendblatt. Dem Schaden stehen 1,8 Millionen Euro gegenüber, die die Hochbahn durch die erhöhten Fahrgelder eingenommen hat, die die Schwarzfahrer im vergangenen Jahr bezahlen mussten. Am häufigsten fahren 19- bis 30-Jährige ohne gültigen Fahrschein, diese Gruppe macht 41,5 Prozent der Schwarzfahrer aus. Und Arndt Malyska weiß: "Schwarzfahrer kommen aus allen sozialen Schichten." Den Schaden haben die ehrlichen Fahrgäste zu tragen: "Die entgangenen Einnahmen durch Schwarzfahrer tragen mit zu Fahrpreissteigerungen bei", so Gisela Becker, Sprecherin des Hamburger Verkehrsverbundes.

Die Hochbahn will die Fahrgäste in Zukunft mehr für das Thema Schwarzfahren sensibilisieren: "Möglich wäre eine Plakataktion in U-Bahnen und Bussen, die dieses Problem thematisiert", sagte Hochbahn-Sprecherin Tina Allerheiligen.

Eine Erhöhung der Gebühr für das Schwarzfahren, die derzeit bei 40 Euro liegt, lehnt CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse ab: "Das würde bei den meisten keine abschreckende Wirkung zeigen." Hesse spricht sich für eine größere "Tarifgerechtigkeit aus. Das wäre durch elektronische Ticketsysteme, wie es sie in anderen Großstädten gibt, möglich." GAL-Verkehrsexpertin Martina Gregersen hält die Wiedereinführung des Sozialtickets für sinnvoll: "Für einige Menschen in Armut ist es nicht möglich, Fahrkarten und Strafgelder zu bezahlen. Wir brauchen so schnell wie möglich das Sozialticket zurück." Dass diese Fahrkarte wieder eingeführt werden soll, haben CDU und GAL in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Unterdessen hat die S-Bahn Hamburg die Zahl ihrer Fahrkartenkontrolleure seit Jahresbeginn aufgestockt: "Dadurch haben wir bis zu 50 Prozent mehr Schwarzfahrer ermitteln können", so Bahnsprecher Dirk Pohlmann. Die Zahl der Schwarzfahrer wollte die Bahn nicht nennen.