Priester genießen ein besonderes Vertrauen. Das ist in allen Religionen so, in allen Gesellschaften. Unser Staat würdigt dieses Vertrauen auch damit, dass er Seelsorger bei bestimmten Gesetzen, etwa beim Abhören von Telefonaten und Gesprächen, Ausnahmeregelungen zubilligt.

Wenn aber ein Priester dieses Vertrauen, zum Beispiel gegenüber Kindern, missbraucht, wiegt der Vertrauensbruch umso schwerer.

Das Erzbistum Hamburg hat gestern einen Gottesmann, der im Verdacht sexuellen Missbrauchs von Messdienern steht, mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Auch vor dem Hintergrund, dass bislang nur ein Verdacht besteht und dieser noch nicht bewiesen ist, ist das eine klare und richtige Entscheidung des Hamburger Bischofs.

Nun muss aber nicht nur die Justiz den strafrechtlichen Teil ermitteln. Auch die Kirche ist gefordert. Gab es schon früher Hinweise auf den schrecklichen Verdacht des sexuellen Missbrauchs? Wenn ja, wie ist dem nachgegangen worden?

Hier geht es nicht nur um einen möglichen Ansehensverlust der Kirche. Es geht um Glaubwürdigkeit. Papst Benedikt XVI hat sich gerade bei seinem USA-Besuch bei Missbrauchsopfern entschuldigt und damit klargemacht: In der Kirche muss es sein wie im richtigen Leben. Opferschutz geht vor Täterschutz. Vertuschen, wie früher in amerikanischen Gemeinden, war gestern, Aufklärung ist heute, Vergeben - auch das ist wichtig und richtig - ist morgen. Aber davor sieht auch die Kirche Reue und Buße.