Hamburger Abendblatt:

Herr Nielen, wann hat die katholische Kirche erstmals von den angeblichen sexuellen Übergriffen gegen Kinder durch einen Hamburger Pfarrer erfahren?

Manfred Nielen:

Durch einen Anruf des Hamburger Abendblatts am Mittwoch dieser Woche. Vorher hatten wir keinerlei Informationen über derartige Vorwürfe.



Abendblatt:

Gab es zuvor irgendwelche Hinweise? Zum Beispiel durch frühere Briefwechsel?

Manfred Nielen:

Nein. Wenn es diese Briefe gab, so hat die Leitung des Erzbistums Hamburg diese nicht erhalten. Nach Bekanntgabe der Vorwürfe haben wir sofort Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufgenommen.



Abendblatt:

Gab es früher schon sexuelle Übergriffe durch Geistliche innerhalb des Erzbistums?

Manfred Nielen:

Ja, zweimal, in Schleswig-Holstein, allerdings vor Gründung des Bistums 1995.



Abendblatt:

Mit welchen Konsequenzen?

Manfred Nielen:

Beide Fälle wurden 1994 bekannt. Ein Gerichtsverfahren endete 1999 mit einer Verurteilung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 4000 Mark Geldstrafe. Der zweite Fall wurde 1995 gerichtlich abgeschlossen. Ebenfalls mit einer Verurteilung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung sowie 10 000 Mark Geldstrafe. Der eine wurde unverzüglich aus dem pastoralen Dienst entlassen und in den Ruhestand versetzt. Der andere wurde zunächst beurlaubt und später ebenfalls in den Ruhestand versetzt. Zwischenzeitlich sind sie verstorben.



Abendblatt:

Warum wurde der jetzt verdächtigte Pfarrer versetzt?

Manfred Nielen:

Jeder Priester wird innerhalb seines Berufslebens mehrfach versetzt.



Abendblatt:

War es eine Strafversetzung?

Manfred Nielen:

Nein.



Abendblatt:

Wann wurde er zurück nach Hamburg versetzt?

Manfred Nielen:

Vor wenigen Wochen.



Abendblatt:

Wie geht es jetzt weiter?

Manfred Nielen:

Der Priester bleibt bis zur endgültigen Klärung beurlaubt. Wir werden alles in unserer Macht tun, die Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen zu unterstützen. Parallel gibt es eine interne Klärung.



Abendblatt:

Geleitet vom Erzbischof?

Manfred Nielen:

Nein, aber von einem von ihm schon 2002 eingesetzten Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche im Erzbistum Hamburg. Es handelt sich um Domkapitular Ansgar Hawighorst. Dieser ist Mitglied der Bistumsleitung.



Abendblatt:

Wann wird es Ergebnisse geben?

Manfred Nielen:

Sicher nicht nach einem Tag.



Das Abendblatt sprach mit Manfred Nielen, dem Sprecher des Erzbistums Hamburg.