Es war Mittwoch, 14.45 Uhr, als Ole von Beust den ahnungslosen Innensenator in sein Amtszimmer bat. Die Botschaft des Bürgermeisters an Udo Nagel: Es ist vorbei. "Für mich kam das überraschend, ich wusste davon nichts", sagt Nagel. Der Bürgermeister habe ihm in dem Gespräch auch den Grund genannt, warum er gehen müsse: "Parteienproporz. Das habe ich zu akzeptieren", sagt der scheidende Innensenator, der "gerne weitergemacht" hätte, aber Wert darauf legt, "nicht mit Schaum vorm Mund" die Behörde zu verlassen. "Politik ist nun mal ein Spiel auf Zeit. Ich gehe nicht als Verlierer von Bord, habe viel für die Stadt erreicht - und wünsche meinem Nachfolger Christoph Ahlhaus alles Gute", sagte Nagel, der noch bis heute an der Innenministerkonferenz in Bad Saarow teilnimmt. CDU-Mitglied Ahlhaus war seit 2006 Innenstaatsrat unter Nagel. Nicht weniger überrascht als der gebürtige Münchner, der zurück nach Bayern und sich dort beruflich neu orientieren will, reagierten auch Parteimitglieder. Denn wann immer in den vergangenen Monaten öffentlich darüber spekuliert wurde, welche Senatoren auch im Falle von Schwarz-Grün wieder mit an Bord wären - der parteilose Innensenator gehörte mit dazu. Doch die politischen Beobachter überschätzten die scheinbare Sicherheit, die sich aus Nagels Beliebtheit zu ergeben schien. Und sie unterschätzten die Gefahr, die Nagel selbst dadurch forciert hatte, dass er sich in den vergangenen Jahren immer wieder Bitten aus der Partei widersetzt hatte, Mitglied zu werden.
Da nützte es auch nichts, dass Nagel im Wahlkampf wie kaum ein Zweiter für Beust getrommelt hatte. Bei maßgeblichen Vertretern in Fraktion und Landespartei hatte sich mehr und mehr die Auffassung durchgesetzt, dass gerade in einer Koalition mit der GAL die Partei im Senat gestärkt werden müsse. Nagel selbst ist sich nicht sicher, ob er mit Parteibuch im Amt geblieben wäre: "Das ist reine Spekulation. Aber ich bin als Parteiloser nach Hamburg geholt worden. und der wollte ich bleiben."