Videoüberwachung ist ein zweischneidiges Schwert: In der U-Bahn und auf besonderen Plätzen wie der Reeperbahn sorgt sie möglicherweise für mehr Sicherheit oder gibt zumindest das Gefühl, nicht ganz allein zu sein. Verständlich auch, dass Geschäfte damit dreiste Diebstahlsserien verhindern wollen. Doch der totale Einsatz selbst im kleinsten Gemüseladen vermittelt ein ganz anders Gefühl. Ein Gefühl von allgemeinem Misstrauen und allgegenwärtiger Überwachung.

Und der Verdacht ist wohl auch nicht von der Hand zu weisen, dass manches Unternehmen mittlerweile lieber billige Videokameras einsetzt als zusätzliches Personal. Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte hat also recht, wenn er ein neues Bewusstsein im Umgang mit der Videotechnik und eine neue Kultur des Sich-Wehrens fordert. Der Einsatz muss sich daher streng nach den Datenschutzvorgaben richten.

Eine totale Überwachung mithilfe der elektronischen Augen passt nicht zu einer freien Gesellschaft, die an immer mehr Fronten zu verteidigen ist. Es mag ja sein, dass der Einsatz für viele Geschäfte höchst praktisch ist, weil die Kameras immer günstiger werden. Doch wer will schon dort einkaufen, wo Misstrauen gegenüber dem Kunden so offensichtlich ist? Leere Verkaufsräume zu filmen dürfte sich irgendwann auch nicht mehr rechnen.