Heute beginnt das spektakulärste Strafverfahren in der Geschichte der Hansestadt. Im Visier: die Drahtzieher des 11. September.
Es ist das spektakulärste Strafverfahren, das es je in Hamburg gab: Heute beginnt vor dem 3. Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts (OLG) der Prozess gegen den mutmaßlichen Al-Kaida-Terroristen Mounir El Motassadeq. Der 28 Jahre alte Hamburger Elektrotechnikstudent soll einer der Drahtzieher der Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 sein. Weltweit soll nun erstmals im Gerichtssaal umfassend die Geschichte der Al-Kaida-Attentate, der Hamburger Terrorzelle und ihrer Todespiloten rekonstruiert werden. Die Anklage lautet auf Beihilfe zum Mord in 3116 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. "Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Strafjustizgebäude sind jetzt sehr hoch", sagte eine Polizeisprecherin gestern. "Was das weltweite Medieninteresse betrifft, ist es der größte Prozess, den Hamburg je erlebt hat", sagte Gerichtspressesprecherin Sabine Westphalen. Hunderte von Journalisten riefen in den vergangenen Tagen bei der Gerichts-Pressestelle wegen des Terrorprozesses an. Mehr als 70 Sonderausweise für Medienvertreter aus aller Welt wurden ausgestellt. Angemeldet haben sich neben europäischen Journalisten auch Medienvertreter aus den USA, Japan und Brasilien. Für heute rechnet die Pressestelle mit weiteren Medien-Akkreditierungen. Der Sievekingplatz ist bis einschließlich Mittwoch vor dem Strafjustizgebäude gesperrt. Erste Fernsehteams brachten bereits gestern vor dem Gericht ihre Satellitenanlagen in Stellung. Der Gerichtssaal 237 im Strafjustizgebäude wurde eigens für das Verfahren umgebaut: 100 Plätze gibt es jetzt für Medienbeobachter, zudem rund 40 für sonstige Zuschauer. Kosten für den Umbau: 20 000 Euro. Nach den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft soll der Angeklagte der "Statthalter" der Hamburger Terrorzelle um den Todespiloten Mohammed Atta gewesen sein. Die Gruppe gilt als Teil des internationalen Al-Kaida-Netzwerks. Atta war Anführer der Terrorflieger vom 11. September 2001. El Motassadeq, der seit 1995 an der TU-Harburg studierte, soll eine maßgebliche Rolle bei der Finanzierung der Hamburger Terroristen-gruppe gespielt, sie mit Geld ausgestattet haben. Motassadeqs Verteidiger Hans Leistritz und Hartmut Jacobi gaben sich vor dem Prozess optimistisch. Die Beweislage sei dünn, "wir kämpfen für einen Freispruch". Ihr Mandant will aussagen.