Kommentar

Nun also auch Hamburg. Jugendliche Gewalttäter "südländischer Herkunft" haben einen 55-jährigen Frührentner krankenhausreif geschlagen. Das ist schlimm - weil es immer schlimm ist, wenn ein Mensch Opfer von Gewalt geworden ist.

Spätestens jetzt hat aber auch die vom hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) angezettelte Diskussion um schärfere Strafen für jugendliche Gewalttäter Hamburg erreicht - und auch Hamburg befindet sich wie Hessen im Wahlkampf. Da tut es der Hansestadt gut, wenn sie, wie es in diesen Tagen Bürgermeister Ole von Beust (CDU) für sich und seine Partei reklamiert hat, das Problem "differenziert" angeht - und es auch aus dem Wahlkampf heraushalten will. Denn dazu ist es wirklich zu kompliziert.

Natürlich will jeder, dass die Täter so schnell wie möglich gefasst und vor Gericht gestellt werden. Denn Strafe muss auf dem Fuße folgen.

Die Öffentlichkeit hat auch ein Recht darauf, zu erfahren, wer die Täter sind. Ob sie schon andere Straftaten auf dem Kerbholz haben und aus welchem Millieu sie stammen, ob sie Deutsche, Ausländer oder Deutsche mit Migrationshintergrund sind.

Denn auch das muss man wissen, wenn man die Ursachen dieser menschenverachtenden Gewalt erforschen und präventive Fehlentwicklungen in dieser Gesellschaft bekämpfen will.

Das heißt: Es geht dabei um Opferschutz und nicht um Täterschutz. Bei der notwendigen Bestandsaufnahme darf es ebenso wenig Tabus geben wie bei der Diskussion um politische Konsequenzen. Auch dabei darf es keine Denkverbote geben. Sogar der damalige SPD-Ministerpräsident in Hannover, Gerhard Schröder, hat mit Blick auf ausländische Gewalt- und Serientäter gesagt: Wer sein Gastrecht missbraucht, für den gibt es nur eins: raus, und zwar schnell.

Gibt es Fehler in der Familien- oder Sozialpolitik? Hat die Integration versagt, womöglich aus falscher Multikulti-Romantik? Oder haben wir uns schlicht und einfach zu wenig gekümmert?

Diese Fragen will ich beantwortet haben. Aber bitte ohne Wahlkampfgetöse!