Wenn Jugendliche das erste Mal in der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand einsitzen, merken sie das erste Mal, dass es Regeln gibt. Sie müssen früh aufstehen, sich in Wohngruppen einpassen, zum Schulunterricht gehen oder arbeiten, nachmittags wird Sport angeboten. Die Jugendlichen erleben eine klare Tagesstruktur.

In Hamburgs einziger Justizvollzugsanstalt für Jugendliche gibt es 233 Haftplätze, nur 138 Plätze sind zurzeit belegt. Laut Innenbehörde hänge das mit der demografischen Entwicklung und den rückläufigen Kriminalitätszahlen in Hamburg insgesamt zusammen. Während weniger Diebstähle, Betrugsdelikte und Einbrüche begangen wurden, ist die Zahl, der von Jugendlichen verübten Gewaltstraftaten gestiegen. 60 Prozent der Jugendlichen sitzen hier wegen Gewaltdelikten. Und "jugendlich" heißt ab 14 Jahren. Doch, wer in diesem Alter hierherkommt, muss schon einiges dafür getan und mehrere richterliche Weisungen nicht befolgt haben. In einer Vorstufe zu Hahnhöfersand in der Geschlossenen Unterbringung Feuerbergstraße leben zurzeit fünf Jugendliche, zwölf Plätze gibt es dort. Im Schnitt sind die Insassen 20 Jahre alt und verbringen hier ein Jahr ihres Lebens.

Wie leben die Intensivtäter, diejenigen, die geklaut, andere verletzt und überfallen haben? Diejenigen, die gegen die Gesetze dieser Gesellschaft verstoßen haben?

Morgens um 6.30 Uhr werden sie geweckt. Zwar leben sie in Einzelzellen, die sind aber einer Wohngruppe von 15 Gefangenen zugeordnet. In ihrer Zelle dürfen sie Fernseher haben, in den Wohngruppen gibt es Tischtennisplatten, Kicker und Spiele. Das gehört zum Konzept der JVA, und das fordert auch das Jugendstrafrecht. Jugendhaft hat auch einen erzieherischen Auftrag. "Einerseits werden den Jungs hier Grenzen aufgezeigt, andererseits wird ihnen Raum gegeben, sich zu entwickeln", sagt Carsten Grote, Leiter der Präsidialabteilung der Justizbehörde.

Frühstück unter Aufsicht ist um sieben. Um 7.30 Uhr beginnt der erzieherische Teil. Für einige heißt das Schulunterricht. Denn 90 Prozent der Gefangenen hier, so Grote, sind nicht ausbildungsfähig im klassischen Sinn. Manche sprechen nicht mal deutsch, denn 40 Prozent der Insassen haben keinen deutschen Pass. Andere haben weder einen Hauptschulabschluss noch eine Ausbildung. Fast alle nahmen früher Drogen, legale und illegale. Für andere, die schon länger hier sind, heißt es arbeiten, berufliche Orientierung als Maler, Maurer, Schlosser oder sogar als EDV-Fachmann. Vor Kurzem wurden hier 15 alte Computer repariert und über eine caritative Organisation nach Kabul geschickt. Afghanische Schüler lernen jetzt mit diesen PCs.

Nach dieser Bildungseinheit folgen Gruppen- und Einzelgespräche, psychologische Betreuung, denn fast alle weisen hier Persönlichkeitsdefizite auf, verhaltensauffällig sind sie wegen ihrer Straftaten sowieso. Nach dem Mittag spielen die meisten Fußball auf dem Sportplatz. Der Nachmittag beginnt um 14 Uhr und gleicht im Ablauf dem Vormittag. Nach dem Abendessen wird die Küche aufgeräumt, um 19 Uhr werden die Jugendlichen wieder eingeschlossen. Um um 22 Uhr ist Nachtruhe. Licht aus.