Pflegeheim Carl-Ninck-Haus (Eppendorf). 160 Senioren leben in dem Rotklinkerbau, die meisten "intensiv pflegebedürftig". Das heißt: Pflegestufe III. Durchschnittsalter 88 Jahre, durchschnittliche Verweildauer drei Jahre. "Altenpflege hat immer etwas Endgültiges", sagt Ilona Wolf (56). Als "Wohnbereichsleiterin" ist sie für 40 Senioren zuständig. Sie wäscht, wickelt, füttert. "Der Job ist hart", sagt sie.

7 Uhr: Beginn der Frühschicht, einer von drei Diensten. Gemeinsam mit drei Kollegen ist Ilona Wolf auf der Station. Jeder kümmert sich um jeweils zehn Bewohner.

7.10 Uhr: Rundgang. Besuch bei Frau Jahncke (92). Wie jeder Bewohner hat sie ein Einzelzimmer. 25 Quadratmeter, Schrankregal aus Eiche rustikal. Fotos von den Enkeln im Goldrahmen. Ilona Wolf überprüft Frau Jahnckes Puls und den Blutdruck. Dann geht es weiter. Über den gelb gestrichenen Flur mit den Blumen in Bodenvasen. Hinter jeder Tür wartet ein anderer Bewohner. Mit anderen Bedürfnissen.

Ab 7:45 Uhr: Toilettengänge und Waschen. "Bei einem Bewohner dauert das 15 Minuten, beim nächsten vielleicht länger", sagt Ilona Wolf. Von Zeitvorgaben will sie nichts wissen. "Jeder Altenpfleger ist in der Lage, 20 Leute hintereinander weg zu waschen. Nur hat das dann mit Pflege nichts zu tun."

8.40 Uhr: "Geben Sie mir die Hand, ich ziehe Sie", sagt Ilona Wolf. Werner Brandts (71) ist querschnittgelähmt, aus dem Bett muss er in den elektrischen Rollstuhl gewuchtet werden. "Das gibt Muckis", sagt Ilona Wolf. Knochenjob Altenpfleger.

9 Uhr: Am Gehwagen rollen einige Senioren zum Speisesaal. Aus dem Radio ertönen deutsche Schlager. "Frau Grewe, meine Morgensonne", ruft Ilona Wolf der grauhaarigen Dame in der rosafarbenen Fleece-Jacke zu. "Wie alt sind Sie, Frau Grewe?", fragt sie laut und deutlich. "93 Jahre, aber das wissen Sie doch." Nur manchmal weiß Frau Grewe das selbst nicht - das ist abhängig von der Tagesform.

9.15 Uhr: Ilona Wolf füttert die bettlägerigen Senioren. "Frau Köslich, nehmen Sie noch einen Happs", sagt sie, während sie Frau Köslich den Löffel mit Haferbrei zum Mund führt. Es piept. Zimmer 238 braucht Hilfe. Wolf eilt aus dem Zimmer, eine Schwester übernimmt. Zwei Azubis und vier Zivis helfen auf der Station. Für eine Kaffeepause hat Ilona Wolf keine Zeit.

Ab 9.30 Uhr: Umlagern. "Alle zwei Stunden werden die Senioren umgelagert", sagt Ilona Wolf. Hier liege sich niemand wund. "Wenn ich Skandalberichte über den ,Tatort Pflegeheim' lese, dann tut mir das sehr weh."

12 Uhr: Mittagessen. Wer kann, geht in den Speisesaal. Die anderen versorgt Ilona Wolf auf den Zimmern.

Ab 13.15 Uhr: Mittagsruhe. Manche Bewohner schlafen, andere sitzen vor dem Speisesaal und blättern in Büchern. Ilona Wolf unterhält sich mit ihnen: "Kommunikation ist wichtig. Auch wenn es für mich manchmal hart ist, jeden Tag dieselben Geschichten zu hören."

15.12 Uhr: Feierabend. Theoretisch. Einige Angehörige kommen. "Die haben zum Teil Ansprüche wie ans Hotel Hilton", sagt Ilona Wolf. Andere seien wiederum sehr nett. "Wichtig ist, dass man sie einbezieht."

16 Uhr: Ilona Wolf kann nach Hause gehen, die Spätschicht übernimmt.