Eine Polizistin und ihre Geschichte: Streife fahren, das hat Christine Gehse in ihrem Beruf am liebsten gemacht - bis zu jenem 24. Mai 2005. Die Autorin dieses Berichts arbeitet als Polizeimeisterin bei der 3. Hundertschaft der Landesbereitschaftspolizei - Polizeibeamte, die häufig auf Demonstrationen, bei Fußballspielen oder gegen die Drogenszene eingesetzt werden. Die 33 Jahre alte Polizistin ist derzeit als Personalsachbearbeiterin eingesetzt und begleitet als Führungsassistentin auf Einsätzen den Hundertschaftsführer. So etwa gestern nachmittag in der Innenstadt bei einer Demonstration der linken Szene gegen einen Laden auf St. Pauli, der Kleidung führt, die bei Neonazis beliebt ist.

Die Schutzpolizistin hat den Beitrag ursprünglich für das "Hamburger Polizei-Journal", die interne Mitarbeiterzeitschrift der Polizei, geschrieben - vor allem, um andere Kollegen zu ermutigen, bei ähnlichen Erlebnissen die Hilfe von Experten zu nutzen: "Ohne die Unterstützung wäre es mir sehr schwergefallen, auf meinen Weg zurückzukehren."

Das Original, die ganze Niederschrift ihrer persönlichen Erlebnisse, ist 15 engbeschriebene Schreibmaschinenseiten stark. Aus den Reihen der Kollegen hat Christine Gehse auf ihren Artikel Dutzende von E-Mails bekommen - und nur positive Reaktionen: "Die Menge und die Art der Zuschriften, darunter auch von vielen Polizisten, die ich gar nicht kenne, hat mich sehr bewegt."

Gehse ist gelernte Diätassistentin, sie kam vor sechs Jahren zur Hamburger Polizei: "Es hat mir vom ersten Tag an Spaß gemacht." Die 33jährige ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann, der ein Friseurgeschäft führt, in Niedersachsen.