Vorstoß: CDU, SPD und GAL wollen die Haltung exotischer Tiere erschweren.

Hamburgs Politiker wollen der Haltung von Giftschlangen und exotischen Spinnen einen Riegel vorschieben. Experten von CDU, SPD und GAL sind sich einig , daß von den Tieren, die oft von unkundigen Liebhabern in Terrarien gehalten werden, eine erhebliche Gefährdung ausgeht. Die Feuerwehr registrierte 86 Schlangeneinsätze im Jahr 2004 - Tendenz steigend. Zwei Beispiele:

Im Oktober 2004 wurde ein 45jähriger in Ottensen von einer südamerikanischen Giftschlange zweimal in den Oberarm gebissen und schwebte danach in Lebensgefahr. Im Juli 2004 wurde Jan Knoll, Schlangenexperte der Hamburger Feuerwehr, in einer Kleingartenkolonie von einer giftigen Aesculap-Natter verletzt. Knoll sagt: "Es gibt bestimmte Tiere, die gehören nicht in Wohnungen, weil von ihnen eine tödliche Gefahr ausgeht. Es gibt Halter, die haben Schlangen um anzugeben, aber besitzen keinerlei Sachkunde."

Nach Schätzung von Wolfgang Poggendorf, Geschäftsführer des Hamburger Tierschutzvereins, werden in Hamburg rund 20 000 Schlangen gehalten. Seriöse Schätzungen, wie viele Giftspinnen in Hamburg gehalten werden, gibt es nicht.

Das soll sich nach dem Willen von Andreas Dressel, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, bald ändern: "Wir brauchen eine Verordnung zum Schutz vor gefährlichen Tieren, dann wissen wir auch, wie viele in den Haushalten leben. Hamburg ist eines der letzten Bundesländer ohne Restriktionen gegen Giftschlangen und andere exotische Tiere." Aus diesem Grund haben die Innen- und Gesundheitsexperten der SPD jetzt einen Antrag ausgearbeitet. Er soll am 21. Februar von der Fraktion beschlossen und dann in die Bürgerschaft eingebracht werden. Im Antrag geht es um die Einführung einer "Verordnung über das Halten gefährlicher Tiere wildlebender Arten" auf Grund des Gesetzes zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Damit soll die nichtgewerbliche Haltung der Tiere verboten werden. Allerdings könnten die Halter eine Sondergenehmigung beantragen. Dafür müßten sie dann aber unter anderem ihre "Zuverlässigkeit nachweisen, eine artgemäße und vor allem sichere Haltung gewährleisten", sagt Innenexperte Dressel. Außerdem seien mögliche Ausnahmen zu befristen und ständig zu kontrollieren. Welche Tiere neben Giftschlangen und Giftspinnen als "gefährliche Tiere wildlebender Arten" eingestuft werden sollen, will Dressel von Experten klären lassen.

Der Tierschutzbeauftragte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Michael Fuchs, hat ebenfalls einen Antrag "zum Schutz vor Gift- und gefährlichen Schlangen" ausgearbeitet. Dieser wird demnächst im Arbeitskreis Gesundheit der Fraktion beraten: "Hier muß endlich gehandelt werden. Wir wollen die Haltung der Schlangen erheblich erschweren, manche besonders gefährliche Arten generell verbieten," sagt Fuchs.

Auch GAL-Tierexperte Christian Maaß sieht dringenden Handlungsbedarf: "Es ist nicht nachvollziehbar, warum man für Waffen einen Waffenschein braucht und Giftschlangen einfach so halten kann."

Im vergangenen Jahr mußte das Tierheim 53 Giftschlangen wie Klapperschlangen, Puffottern oder Kobras aufnehmen: "Das ist eine Steigerung von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr, diese Zahlen sind alarmierend", sagt Poggendorf.

Die Behörde für Wissenschaft und Gesundheit hingegen sieht laut Sprecher Hartmut Stienen "keinen Handlungsbedarf" bei Giftschlangen: "Die bestehenden Regelungen sind ausreichend."