Mehr als 2000 Städte nehmen an der weltweiten Aktion “Earth Hour“ teil. Hamburg ist als einzige deutsche Stadt dabei - hat beim Klimaschutz aber noch einiges zu tun.

Eigentlich soll Hamburg beim Thema Klimaschutz ja ein Licht aufgehen. Die Stadt wird 2011 europäische "Umwelthauptstadt", Bürgermeister Ole von Beust ist Klimaschutzbeauftragter der Bundes-CDU, und im schwarz-grünen Koalitionsvertrag steht viel Grünes. Doch am Sonnabend macht Hamburg beim Thema Klimaschutz das Licht aus.

Als einzige deutsche Stadt beteiligt sich die Elbmetropole an der weltweiten Aktion "Earth Hour - 60 Minuten Licht aus für den Klimaschutz". Von 20.30 Uhr an verlieren öffentliche Gebäude wie Rathaus und Behörden für eine Stunde ihre Strahlkraft. Auch Handel, Firmen und Kirchen wollen dafür sorgen, dass gut munkeln ist. Die Gebäude rund um die Binnenalster, sonst prächtig illuminierter Mittelpunkt der Stadt, sollen im Dunkeln versinken, der Dom für eine Stunde zur Geisterbahn werden, und sogar der Michel darf mal 60 Minuten aus dem Rampenlicht. "Wir wollen ein Zeichen setzen, dass Klimaschutz ganz oben auf der Agenda stehen muss. Je mehr Hamburger sich daran beteiligen, desto besser", sagt Umweltstaatsrat Christian Maaß (GAL). Die Straßenbeleuchtung bleibt trotzdem an - zur Sicherheit.

2140 Städte weltweit aus 82 Ländern haben sich bislang für die "Earth Hour" angemeldet. Gestartet wurde sie 2007 in Sydney (Australien) von der Umweltschutzorganisation WWF, 2008 machten schon 380 Städte weltweit mit. Zeichensetzen geht dabei vor Stromsparen. "Für 60 Minuten den Schalter umlegen ist einfach", sagt Maaß, "wichtiger ist es, den Schalter im Kopf umzulegen. Jeder Einzelne ist aufgerufen, sich zu fragen, was er besser machen kann." Über das große Ganze wird im November auf einer internationalen Klimaschutzkonferenz in Hamburg diskutiert.

Der CDU/GAL-Senat hat in Sachen Umweltschutz viel vor, schon einiges erreicht, aber auch Schlappen erlitten. Vor allem die Genehmigung des Kohlekraftwerks Moorburg wird von Umweltschützern wegen des hohen CO2-Ausstoßes scharf kritisiert. Auch die Anmeldung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe steht noch aus, was wiederum mit der - ebenfalls von Naturschützern kritisierten - geplanten Elbvertiefung zusammenhängt. Positiv zu Buche schlagen die Einführung eines Leihfahrradsystems sowie die Beschlüsse zum Ausbau des Radwegenetzes und zum Bau einer Stadtbahn. Ob die Stadt ihr ehrgeiziges Ziel erreicht, bis 2020 den CO2-Ausstoß um 40 Prozent zu reduzieren, ist derzeit offen.

Umweltschutzverbände sehen die Klimaschutzpolitik gespalten: "Zum Aufrütteln nicht schlecht", sagt BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch über den Symbolgehalt der "Licht aus!"-Aktion. Aber was das bringe, sei nie erforscht worden. Mit Skepsis sehe er, dass ein Viertel der geplanten CO2-Einsparung über freiwillige Vereinbarungen mit der Wirtschaft erreicht werden soll. Das sei ein "deutlicher Schwachpunkt" der Senatspolitik. Nabu-Vize Alexander Porschke lobt die Teilnahme an "Licht aus!", weil "alles gut ist, was die Sensibilität erhöht". Aber solch symbolische Aktionen brächten nur dann etwas, wenn sie auch in "praktisches Handeln" mündeten.

Also: Licht aus, damit allen ein Licht aufgeht. Auch wenn einige erst mal im Dunkeln tappen.