Statt mit 37 Millionen wird nun mit 85 Millionen Euro kalkuliert. Und der Bau hat noch nicht einmal begonnen.
"Die Studenten sollen nicht traurig sein", sagte Oberbaudirektor Jörn Walter über den geplanten Neubau der HafenCity-Universität (HCU). Das Gebäude, in dem sie studieren, müsse ausdrücken, dass der hier gelehrte Beruf des Architekten und Stadtplaners auch einen Sinn habe, sagte Walter. Entsprechend ambitioniert ist der Entwurf für das Hochschulgebäude, dessen Glasfassade ab 2012 die Silhouette der Hansestadt prägen soll. Doch das hat einen Preis, der erneut angestiegen ist. "Vieles erinnert an eine Kostenexplosion wie bei der Elbphilharmonie", sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Philipp-Sebastian Kühn. Und die Behörde schließt eine weitere Kostenssteigerung nicht aus.
Nach Informationen des Abendblatts wird der Bau der Hochschule für Architektur und Stadtplanung am Magdeburger Hafen in der HafenCity mindestens 85 Millionen Euro kosten. Noch im Jahr 2006 lag das "gesamte Investitionsvolumen" bei 55 Millionen Euro. Ursprünglich war das vom ehemaligen Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) gestartete Projekt zu einer "Baukostengrenze" von gar 37 Millionen Euro ausgeschrieben worden. Nun liegen die veranschlagten Konstruktionskosten bereits bei mehr als 65 Millionen Euro. Zu dieser Summe kommen noch 19,7 Millionen Euro für das Grundstück hinzu, wie aus einem internen Schreiben hervorgeht.
Das Budget wurde auch erhöht, weil zunächst keine Tiefgarage eingeplant war, teilte der Senat auf Anfrage der SPD mit. Zudem bedeute die Lage direkt an der Elbe einen erheblichen Aufwand: Das Fundament müsse zur Wasserseite hin abgestützt werden. Der weitere Preisanstieg ergebe sich zudem aus "der Anhebung der Mehrwertsteuer" und einer "besseren Konjunkturlage in der Bauwirtschaft". So seien die kalkulierten Preise nicht mehr durchsetzbar, weil volle Auftragsbücher der Baufirmen die Verhandlungen erschwerten. Das offenbart eine Ironie: Der HCU-Neubau wird schließlich, wie berichtet, aus dem stadteigenen Konjunkturpaket finanziert, das anlässlich der Finanzmarktkrise die Baubranche beleben soll. Zudem weist die Behörde ausdrücklich auf "unkalkulierbare Risiken" hin, konkret auf den Fall eines teuren Baustopps, sollten Komplikationen mit dem zeitgleich laufenden Bau der U-Bahn-Linie 4 auftreten.
Das 19,7 Millionen Euro teure Grundstück in der HafenCity ist zwar bereits im Besitz eines stadteigenen Sondervermögens, muss aber von der Wissenschaftsbehörde erworben werden. Im Gegenzug will die Behörde nun eigene Grundstücke verkaufen. Der derzeitige, provisorische Standort der HCU, ein baufälliges Gebäude an der Hebebrandstraße (City Nord), soll nach einem Gutachten aus dem Jahr 2005 rund 13 Millionen Euro bringen. Dieser Betrag könnte in den kommenden Jahren in die Stadtkasse fließen, was den Kostenaufwand für den HCU-Neubau wieder senken würde. Die Behörde hat sich zudem verpflichtet, die "verbleibende Lücke" von 6,9 Millionen Euro über weitere Grundstücksverkäufe zu schließen.
SPD-Hochschulpolitiker Philipp-Sebastian Kühn bezweifelt jedoch, dass die Kosten für das HafenCity-Grundstück größtenteils durch den Standort in der weniger prominenten City Nord gedeckt werden könne. Zudem geht er von einer weiteren Kostensteigerung aus. "Gewöhnlich fallen während des Baus noch mal zehn Prozent an." Seine Rechnung: Die Stadt würde in diesem Fall etwa 100 Millionen Euro für eine Universität ausgeben, an der zeitlich nur 1500 Studenten ausgebildet werden sollen. An der Uni Hamburg hingegen werde der Sanierungsbedarf auf 500 Millionen geschätzt, bei einer Zahl von mehr als 35 000 Studenten. Kühn: "Dieses Verhältnis wird der Senat rechtfertigen müssen."