Angebotslücke zwischen Einzel- und Zeitkarten soll geschlossen werden. Nutzer sparen 25 Prozent pro Ticket.

"Kleingeld ist Fahrgeld!" Diese Redewendung, mit der der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) bisher an den Kauf einer Fahrkarte erinnert, könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Denn der HVV will eine elektronische Fahrkarte für alle Bus- und Bahnfahrer einführen.

Basis des Systems ist eine Kundenkarte im Scheckkartenformat und mit dem Foto des Kunden. Über diese Karte können die Nutzer an den Fahrkartenautomaten bargeldlos sowohl Einzel- als auch Monatsfahrscheine kaufen. Der Betrag wird vom Konto abgebucht. Die Karte ersetzt gleichzeitig aber auch den Papier-Fahrschein.

Mit der Einführung der elektronischen Karte wird auch ein neuer Tarif für Gelegenheitskunden eingeführt. Dafür zahlt der Kunde der elektronischen Karte monatlich einen Grundpreis von zehn Euro und bekommt dann auf jede Einzel- und Tagesfahrkarte 25 Prozent Rabatt. Das lohnt sich für diejenigen, die etwa zwei- bis dreimal in der Woche den öffentlichen Nahverkehr nutzen, für die sich aber eine Monatskarte noch nicht rentiert.

Mit diesem Angebot will der HVV die Lücke zwischen Einzel- und Zeitkarten schließen und noch mehr Kunden für den öffentlichen Nahverkehr gewinnen. Zunächst wird das System ab 2010 in einer Pilotphase im Bezirk und im Landkreis Harburg getestet. Ab 2012 soll es auf das gesamte HVV-Gebiet ausgeweitet werden. Der Senat will sich mit 1,1 Millionen Euro an den Gesamtkosten in Höhe von rund 3,2 Millionen Euro beteiligen.

"Mit dem E-Ticket wollen wir allen Kunden mehr Service bieten und zudem Fahrgästen, die regelmäßig Einzelkarten nutzen, ein neues, günstiges Tarifangebot machen", sagte HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner. Neben mehr Kundenservice verspricht sich der HVV durch das neue Verfahren auch mehr Fälschungssicherheit bei den Zeitkarten und Großkundenabonnements.

Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ist überzeugt: "Die Einführung der elektronischen Fahrkarte macht die Nutzung des HVV noch einfacher, kundenfreundlicher und komfortabler." Hesse hofft darauf, dass ausgehend von der elektronischen Fahrkarte bald ein System entwickelt werde, das "selbstständig Zeitpunkt und Streckenlänge der HVV-Nutzung erkennt und daraus den günstigsten Tarif berechnet". Der Kunde müsste sich dann nicht mehr selbst die günstigsten Tarife heraussuchen. Ein entsprechendes System gibt es bereits in London, ist derzeit aber in Hamburg aus Datenschutzgründen noch nicht geplant.

Joachim Bischoff, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion "Die Linke", sieht das Projekt kritisch: "Die 1,1 Millionen Euro hätten an anderen Stellen im HVV sehr viel nutzbringender für die Kunden eingebracht werden können." So sei der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs "dringend notwendig" und würde den Nutzern sicher "unmittelbarer" helfen. Zudem hätten viele Menschen nicht das Problem, dass sie komfortabler bezahlen können, sondern ob sie sich den HVV überhaupt noch leisten können, betonte Bischoff.

Grundsätzlich begrüßte er aber die "Einführung eines Angebots zwischen Einzelfahrscheinen und Zeitkarten". Wichtig sei aber, dass auch langfristig die Möglichkeit zum anonymen Fahrscheinkauf mit Barzahlung erhalten bleibe.