Wenn die Polizei in den vergangenen Jahren zur Villa des Neonazi-Anwalts Jürgen Rieger (62) nach Blankenese fuhr, dann war er das Opfer. Meist...Bilder von Jürgen Rieger.

Wenn die Polizei in den vergangenen Jahren zur Villa des Neonazi-Anwalts Jürgen Rieger (62) nach Blankenese fuhr, dann war er das Opfer. Meist hatten Unbekannte Farbbeutel gegen seine Hauswände geworfen. Nun aber durchsuchten Staatsanwälte und Polizisten sein Anwesen. Sie ermitteln gegen ihn wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Laut Ermittlungen wurde auf einem NPD-Flugblatt zu "Hass gegen Ausländer" aufgerufen.

Polizisten fanden zwei dieser Flugblätter am Dienstag vergangener Woche in Rissen. Eines war an die Windschutzscheibe eines Streifenwagens befestigt, das andere lag vor dem Eingang der Polizei-Außenstelle an der Wedeler Landstraße. Sie waren überschrieben mit: "Kriminelle Ausländer ausweisen! Überfremdung stoppen!" Der Inhalt der Schriften sei laut Polizei dazu geeignet, "zu Willkürmaßnahmen gegen Ausländer anzustacheln". Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft: "Wir haben daraufhin ein Ermittlungsverfahren wegen der Verbreitung von Schriften mit volksverhetzendem Inhalt eingeleitet."

Die Staatsanwaltschaft erwirkte Durchsuchungsbeschlüsse gegen Rieger, Chef der NPD Hamburg und Bundesvize, der unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes stehenden Partei, sowie zwei weitere rechtsextreme Funktionäre im Alter von 32 und 38 Jahren. Am frühen Freitagabend stürmten die Beamten schließlich die Wohnungen in Blankenese, Barmbek und Alveslohe (Kreis Segeberg). Sie stellten Computer und Flugblätter sicher. Bei Jürgen Rieger, der bei der Razzia nicht zu Hause war, fanden sie außerdem ein Sturmgewehr 44 - eine Wehrmachtswaffe. Diese wurde beschlagnahmt. Die automatische Waffe ist funktionsfähig, was verboten ist. Dem rechtsextremen Rieger droht daher noch ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Munition hatte er offenbar nicht zu Hause.

Die beiden weiteren durchsuchten Wohnungen in Barmbek und Alveslohe gehören führenden Köpfen der Neonazi-Szene. Auch diese Männer werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Der 38-Jährige war als Kontaktperson auf dem Flugblatt angegeben. Wer die Flugblätter in Rissen hinterlegt hat, ist nicht bekannt.