Der geplante Steuerrabatt und gelockerte Auflagen für Halter stoßen bei vielen Hamburgern auf Vorbehalte. Das Tierheim Süderstraße will seine 75 Kampfhunde jetzt so schnell wie möglich vermitteln. Bilder von Kampfhunden. Das sagen Hamburger zum Steuerrabatt

Die Nachricht, dass die Vermittlung von Kampfhunden aus dem Tierheim Süderstraße erleichtert werden soll, löst in Hamburg gemischte Gefühle aus. Die Reaktionen reichen von Verständnis über Empörung bis hin zu Angst vor neuen Beiß-Attacken: "Es ist eine Zumutung, dass die Vermittlung nun erleichtert wird. Keiner kann dafür garantieren, dass von diesen Tieren keine Gefahr mehr ausgeht", sagt Olivea Hensel (34), die einen acht Monate alten Sohn hat: "Natürlich habe ich Angst, dass mein Kind von Kampfhunden angefallen wird." Auch Versicherungskaufmann Jan Biegisch (22) ist skeptisch: "Oft sind es tatsächlich harmlose Hunde, aber die Halter machen diese dann zur Bestie." Die Hundehalterin Stevie Koch findet es wichtig, den Halter sorgfältig auszusuchen. Aber die 30-Jährige begrüßt die neue Regelung: "Mein erster Hund war ein sogenannter Kampfhund, und es war so ein liebes Tier. Ich werde jetzt versuchen, einen dieser Hunde aus dem Tierheim zu holen." Wie berichtet, soll für Kampfhunde aus dem Tierheim, die einen Wesenstest bestanden haben, in Hamburg künftig nicht mehr eine erhöhte Steuer von 600 Euro pro Jahr erhoben werden. Die neuen Halter müssen nur noch 90 Euro bezahlen.

Die Bürgerschaft hatte eine entsprechende Änderung des Hundesteuergesetzes beschlossen. Diese Entscheidung kritisiert der Bund der Steuerzahler Hamburg: "Es ist zweifelhaft, ob diese Regelung rechtlichen Bestand haben wird. Das widerspricht der Gleichbehandlung der Kampfhundehalter", sagt Geschäftsführer Christian Plock. Es sei nicht nachvollziehbar, dass für einen Kampfhund aus dem Tierheim ein geringerer Steuersatz gelte als für einen anderweitig erworbenen Kampfhund. Es soll künftig auch leichter werden, die Erlaubnis zum Halten eines Kampfhundes aus dem Tierheim zu bekommen. So soll ein "berechtigtes Interesse" schon vorliegen, wenn der neue Halter ein langjähriges Mitglied in einem Tierschutzverein ist. Die Gesundheitsbehörde stimmt derzeit mit den Bezirken eine entsprechende Fachanweisung ab. In diesem Zusammenhang klagt der SPD-Innenexperte Andreas Dressel: "Der Senat trägt die Verantwortung dafür, dass positiv wesensgeprüfte Kampfhunde aus dem Tierheim definitiv nur in die richtigen Hände vermittelt werden. Dazu gehört auch eine restriktive Zuverlässigkeitsprüfung der neuen Halter." Gestern hat sich im Tierheim Süderstraße noch kein Tierfreund gemeldet, der einen Kampfhund aufnehmen möchte. Derzeit sind 75 von ihnen dort untergebracht. Gabriele Waniorek-Goerke, die Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins (HTV), ist optimistisch: "Wir hoffen, dass wir jetzt viele dieser Hunde vermitteln können. Das Tierheim darf nur eine Übergangslösung sein."