Die GAL will die Schwäche der SPD nach dem Streit zwischen Ilkhanipour und Annen ausnutzen und erstmals ein Direktmandat erobern.

Das wird die Sozialdemokraten ärgern: Krista Sager, GAL-Bundestagsabgeordnete und Ex-Wissenschaftssenatorin, will als Direktkandidatin im Wahlkreis Eimsbüttel antreten und der SPD Stimmen wegnehmen. Der Kreisvorstand der Eimsbütteler GAL hat die Spitzengrüne bereits einstimmig vorgeschlagen.

"Ich finde, dass wir als Grüne bei der Bundestagswahl ein Angebot machen müssen, das auch ein Zeichen gegen Politikverdrossenheit ist", sagte die Ex-Senatorin im Gespräch mit dem Abendblatt. Sager spielt damit auf die Querelen um die Nominierung des SPD-Direktkandidaten Danial Ilkhanipour in Eimsbüttel an. Wochenlang hatten die Unterstützer des unterlegenen SPD-Bundestagsabgeordneten Niels Annen vergeblich versucht, die mit robusten Methoden zustande gekommene Wahl Ilkhanipours rückgängig zu machen.

"Mit Hans-Ulrich Klose und Ortwin Runde haben zwei gestandene Bürgermeister sowie 170 Sozialdemokraten dem SPD-Kandidaten Trickserei und Betrug vorgeworfen und ihn doch nicht verhindern können", erläutert Sager. "Das ist nicht nur ein Problem der SPD."

Die selbstbewusste GALierin ist sich sicher: "Viele Sozialdemokraten werden sich über das Angebot meiner Kandidatur freuen." Trotzdem werde sie "keinen Anti-SPD-Wahlkampf" führen. "Die Kandidatenlage bei SPD und CDU hat uns dazu gebracht zu sagen, dass wir ein eigenes starkes Angebot brauchen", sagt Volker Bulla, der Eimsbütteler GAL-Vorsitzende. "Der Dreikampf ist eröffnet", so Bulla. Für die CDU tritt erstmals der Bürgerschaftsabgeordnete Rüdiger Kruse als Direktkandidat in dem Wahlkreis an, den 2005 Annen für die SPD gewonnen hatte.

Krista Sager hat Erfahrung als Direktkandidatin: 1994 gehörte sie bundesweit zu den ersten Grünen, die die Volksparteien auf diesem Weg herausforderten. Damals kandidierte Sager im Wahlkreis Hamburg Nord und holte respektable 18,6 Prozent. Damit verfehlte sie zwar den Einzug in den Bundestag, aber sie vermasselte auch dem SPD-Kandidaten und Ex-Justizsenator Wolfgang Curilla die Tour. Lachender Dritter war damals Dirk Fischer, der den Wahlkreis für die CDU direkt holte. In Eimsbüttel rechnet sich Sager gegen zwei relativ unbekannte Kontrahenten von SPD und CDU Chancen aus, will aber gleichwohl auf dem sicheren Listenplatz 1 der GAL kandidieren. Die Eimsbütteler Grünen wollen Sager, die der GAL Mitte angehört, Ende Februar nominieren.

Bislang einziger Grüner, der ein Bundestagsmandat direkt erlangte, ist der Berliner Rechtsanwalt Hans-Christian Ströbele - 2002 und 2005 im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg.