Freitag starb der Elefantenbulle Hussein im Tierpark vor dem Transport nach Belgien. Nun werfen Tierschützer Hagenbeck Fahrlässigkeit vor.

Hamburg. 25 Jahre lebte der Elefant Hussein im Hamburger Tierpark Hagenbeck. Nun starb der 40-jährige Bulle am Freitag vor seinem geplanten Transport in einen belgischen Zoo. Während die Todesursache noch in einer Sektion geklärt wird, meldet sich die Tierschutzorganisation EndZOO mit harscher Kritik zu Wort. Der Transport sei "fahrlässig und rücksichtslos" gewesen und mit einem Elefanten in diesem Alter unverantwortlich. "Dieser Transport hätte nie stattfinden dürfen", sagt der Sprecher der Organisation Frank Albrecht.

+++Elefant Hussein stirbt kurz vor Abschied von Familie+++

Der Tierpark Hagenbeck wies die Vorwürfe zurück. Es sei üblich, dass Bullen regelmäßig ausgetauscht werden, das sei ein normales Vorgehen, sagt Zootierarzt Dr. Michael Flügger, der Hussein 21 Jahre lang betreute. Mit seinen 40 Jahren sei der Elefantenbulle noch nicht alt gewesen. Zehn bis 13 Jahre, so schätzt Flügger, hätte Hussein eigentlich noch leben können. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, kann er sich nicht erklären. "Ich bin selber erschüttert und traurig darüber", erzählt er. Flügger selbst betreute vor Hussein bereits 14 Elefantentransporte im Tierpark Hagenbeck. Dort sei immer "alles bestens" gewesen. Ob es Konsequenzen aus dem Tod von Hussein geben werde, lasse sich erst nach den Obduktionsergebnissen sagen, so Flügger. Der nächste Transport werde erst einmal ganz normal geplant.

Auch Roy Smith, Fachmann für Elefantentransporte, kann sich das Unglück nicht erklären. "Das war ein Schock für uns alle", erzählt er. Er habe bereits über 200 Transporte durchgeführt, Hussein mitgezählt habe es erst zwei Komplikationen gegeben. "Es kommt sehr sehr selten zu Komplikationen", sagt Smith.

+++Elefant Hussein - Tod eines Patriarchen+++

Hussein war noch in seinem Stall zusammengesackt und gestorben. Daher könne der Stressfaktor beim Transport eigentlich nicht der Auslöser gewesen sein, meint Flügger. Elefanten seien zudem robuste Tiere, Hussein sei auch nicht stressanfällig gewesen. Einmal war das Tier vorher schon transportiert worden: 1987 kam der Bulle von Indien nach Hamburg - damals ohne Vorkommnisse.

Die Entscheidung über den Umzug von Hussein habe der Tierpark zudem nicht alleine getroffen. "Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszucht-Programms wurde vorgeschlagen, den Bullen auszutauschen", berichtet Flügger. Hintergrund ist die Erhaltung der Elefanten. Hussein sollte nach Belgien kommen, weil seine eigenen Töchter im Tierpark bereits im deckungsfähigen Alter sind und nicht vom Vater gedeckt werden sollen. In freier Wildbahn sei es normal, dass Bullen weiterziehen. So werde das auch im Zoo gehandhabt, erklärt Flügger. "Da steckt die gesamte Zookompetenz in Europa dahinter", die Kritik der Tierschutzorganisation sei daher nicht fundiert. Mit Hussein habe man eigentlich sogar schon lange gewartet. Schließlich war der Bulle 25 Jahre in Hagenbeck Zuhause.

+++Elefant Hussein gestorben+++

Um die Todesursache zu klären, werden die sterblichen Überreste Husseins von einem unabhängigen Tierpathologen untersucht. Dann wird sich zeigen, warum Hussein so plötzlich starb. Die Ergebnisse werden in rund 10 Tagen erwartet. Der Kopf des beliebten Elefanten soll anschließend im Zoologischen Museum präpariert und ausgestellt werden. Auch das berühmte Walross Antje kam nach ihrem Tod ins Museum. Wegen der Obduktion könne aber nur der Kopf von Hussein ausgestellt werden, erzählt Flügger.

Im Herbst kommt ein Nachfolger für Hussein in den Tierpark. Der 15 Jahre alte Bulle Thisiam soll aus dem polnischen Kattowitz nach Hagenbeck gebracht werden. Im Gegenzug werden mit Thisiams Ankunft die beiden jungen Bullen Shahrukh (vier Jahre alt) und Shanti (ebenfalls vier, im Februar aus Hannover gekommen) Hamburg gen Kattowitz verlassen, um dort eine Junggesellengruppe zu gründen.