Die 14-jährige Karin war nicht das erste Todesopfer. Jugendliche fordern Aufsicht und haben bereits 4000 Unterschriften dafür gesammelt.
Hamburg. Nach dem tragischen Todesfall der 14-jährigen Karin am Allermöher See in Bergedorf folgen nun Konsequenzen. Jugendliche aus der Umgebung initiierten bereits nach dem Unfall eine Unterschriftenaktion bei Facebook für eine Badeaufsicht. Inzwischen engagieren sich die Kirchengemeinde Bergedorfer Marschen und dessen gemeinnützige Organisation Music helps gemeinsam mit dem Bergedorfer Bezirksamt für mehr Sicherheit an dem See. Doch es stellt sich die Frage, warum erst jetzt etwas getan wird. Bereits 2010 hatte es zwei schwere Badeunglücke gegeben: Ein 23-jähriger Mann ertrank, nur einen Monat später konnte ein 13-jähriger Junge in letzter Minute gerettet werden.
"Es ist eine total tragische Situation, was wir alle sehr sehr bedauern", sagt der Pressesprecher des Bergedorfer Bezirksamtes, Andreas Aholt. Es sei ein Kind gestorben und das sei besonders schlimm, zeigt er sich betroffen. Leider sei es nicht möglich, die vielen Naturgewässer im Bezirk flächendeckend zu bewachen. Dass eine Badestation am Allermöher See allerdings wünschenswert sei, war bereits vor dem Unfall im Bezirksamt thematisiert worden. Ziel war gemeinsam mit der DLRG eine Badeaufsicht am Allermöher See einzurichten - auch vor dem Hintergrund, dass viele Gäste vom Eichbaumsee an die Badestelle kommen. Wegen fehlender finanzieller Mittel bei dem Bezirksamt und zu wenig ehrenamtlichen Helfern bei der DLRG sei dieser Plan dann auf Eis gelegt worden, mit möglicherweise katastrophalen Folgen.
Seit dem Unfall vor zwei Wochen hat sich jetzt doch etwas getan: Mit orangefarbenen Bojen hat das Bezirksamt den Nichtschwimmer- vom Schwimmerbereich abgetrennt. Die Kirchengemeinde und die Jugendlichen sammeln unterdessen Spenden und Unterschriften für eine Badeaufsicht. Bereits jetzt gibt es rund 4.000 Unterschriften, erzählt Ole Rehmeyer von Music helps. Sie sollen am Freitag dem Bezirksamt übergeben werden. Das Ziel sei, dass das Bezirksamt alles dafür tue, damit etwas passiert. Indem man selber etwas in die Hand nehme und gleichzeitig Druck mache, um die Unterstützung vom Bezirksamt zu bekommen, verspreche man sich Erfolg, erklärt Rehmeyer. Warum sich das Engagement jetzt entwickelt habe? "Das Besondere in diesem Jahr ist, dass Jugendliche selber gesagt haben: Da muss jetzt was passieren", ist sich Rehmeyer sicher. Die Jugendlichen setzen sich dafür ein, das habe es vorher nicht gegeben.
Neben der Unterschriftenaktion und der Spendensammlung gibt es Ende Juni auch einen kostenlosen Rettungsschwimmkurs der DLRG. Am Freitag gibt es außerdem eine Andacht für alle Verunglückten am Allermöher See - insbesondere für Karin. Damit auch dieses Jahr ein Rettungsposten möglich ist, sollen außerdem Container aus dem Hafen provisorisch zu Rettungsposten umgebaut werden, erzählt Rehmeyer. Die Vorbereitungen dazu laufen im Kontakt mit dem Bezirksamt und Unterstützern. Alle Aktionen und Neuigkeiten sind auf der Internetseite www.neuallermoehe-dein-badesee.de zu finden.
Das Engagement der Jugendlichen und der Kirchengemeinde findet beim Bezirksamt und bei örtlichen Politikern viel Anerkennung. Der Leiter des Bezirksamts Arne Dornquast würdigte das eigenständige Engagement, er habe davor "hohen Respekt", sagte er. Auch der CDU-Abgeordnete Dennis Gladiator bezeichnet die Aktionen als "klasse Engagement". Seiner Meinung nach könne sich die Stadt davon "eine Scheibe abschneiden". Der CDU-Politiker sieht die Stadt in der Pflicht, um die Badeaufsicht am See finanziell zu stemmen. Der Bezirk alleine könne das nicht tragen.
Bei dem tragischen Badeunfall am Allermöher See in Bergedorf kam vor zwei Wochen die 14-jährige Karin ums Leben. Ihre 15-jährige Freundin Nina konnte in letzter Minute gerettet werden. Sie lag bis vor kurzem im künstlichen Koma. Nun ist sie wieder bei Bewusstsein, kann sich aber nicht an den Unfall erinnern. Noch immer wird gerätselt, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die Leiche von Karin wurde erst Stunden nach dem Unfall vom Grund des Sees geborgen. Die Obduktion der 14-Jährigen ergab, dass das Mädchen ertrunken war. Hinweise auf mögliche äußere Ursachen für das Drama konnten nicht gefunden werden.