Die Aschewolke aus Island legte den Hamburger Flughafen für mehrere Stunden lahm. Inzwischen dürfen die Jets wieder starten und landen.
Hamburg. Asche-Alarm in Hamburg für sechs Stunden, dann gab es Entwarnung: Die Deutsche Flugsicherung hat den Hamburger Airport wieder freigegeben. Wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans Grímsvötn war der Flughafen am Mittwoch von 6 Uhr bis 12 Uhr mittags lahmgelegt worden. Kurz vor elf Uhr gab die Flugsicherung dann grünes Licht. "Von 12 Uhr an dürfen wieder Flugzeuge starten und landen“, berichtete eine Airport-Sprecherin.
Die Sicherheitskontrollen und die Check-in-Schalter nahmen sofort ihre Arbeit wieder auf. 12.25 Uhr am Mittag landete dann die erste Maschine in der Hansestadt. Flug X3 4109 aus Heraklion war der erste, der nach dem Asche-Alarm eintraf. Insgesamt waren für den gesamten Tag ursprünglich 453 Starts und Landungen geplant. "Es dauert natürlich, bis sich so ein Flugplan wieder normalisiert“, meinte die Sprecherin. "Viele Flüge werden gestrichen bleiben.“ Insgesamt fielen am Mittwoch 231 Flüge wegen der Aschewolke aus Islandaus.
Mehr als sechs Stunden lang keine Starts und Ankünfte in der Hansestadt - das Szenario erinnerte zum Teil an das Chaos im vergangenen Jahr, als ein ebenfalls isländischer Vulkan seine Asche ausschleuderte und der Luftraum auch in Norddeutschland tagelang gesperrt werden musste. Diesmal kam die Warnung am Dienstagabend für Hamburg und auch Bremen: Die Aschekonzentration überschreitet die zulässigen Höchstwerte - in Hamburg keine Flüge am Mittwoch bis voraussichtlich 17 Uhr. 20.000 Passagiere wären allein in Hamburg davon betroffen gewesen.
Feldbetten für Fluggäste
In einem stillgelegten Terminal auf dem Hamburger Flughafen stellten Mitarbeiter kurzerhand 100 Feldbetten auf, Decken lagen bereit, Getränke warteten auf die Reisenden. In den eigentlichen Terminals sei die Lage entspannt und ruhig gewesen, sagte die Sprecherin. An den Schaltern der Fluglinien bildeten sich kleinere Schlangen, es wurden Kaffee und andere Getränke verteilt.
Auch bei der Bahn, auf die der eine oder andere Fluggast vorsorglich auswich, keine Spur von Aufregung: "Wir merken es etwas verstärkt in den Reisezentren“, sagte eine Sprecherin der Bahn in Hamburg, "aber es besteht kein Grund zur Beunruhigung - alles normal, alles ruhig“. In Hamburg und Berlin standen Reservezüge bereit.
Nach Angaben des Internetportals fluege.de liegt es im Ermessen der Fluggesellschaften, bei den abgesagten Flügen Kulanzleistungen anzubieten. Denn bei einem Vulkanausbruch handele es sich um "höhere Gewalt", weshalb in diesem Fall weder Reiserücktrittsversicherung noch "Ticket-Flex-Versicherung" bei eigenmächtigen Rücktritt griffen. Laut fluege.de böten Lufthansa und Air Berlin bei abgesagten Flügen Kulanzleistungen an. Passagiere könnten bei den Gesellschaften kostenfrei stornieren oder umbuchen. Fluggäste bekämen kostenfreie Bahntickets für innerdeutsche Reisen an den Countern. Bei Pauschalreisen könnten Reisende nur auf die Kulanz der Veranstalter hoffen. Hotelkosten für eine verspätete An- oder Abreise würden von den Fluggesellschaften nicht übernommen. Fluege.de rät Flugreisenden, die im Ausland stranden, unbedingt den Arbeitgeber zu informieren.
Flugsicherung trifft Entscheidungen
Die Entscheidung, wann Flieger wieder abheben und landen dürften, fällt die Deutsche Flugsicherung. In Deutschland darf bei einer Aschekonzentration von mehr als 2,0 Milligramm pro Kubikmeter Luft nicht mehr geflogen werden. Ausnahmen sind nur möglich, wenn Triebwerk- und Flugzeughersteller grünes Licht geben. Nach Expertenansicht wird die Aschewolke in den kommenden Tagen wesentlich weniger Flugzeuge am Boden halten als die Wolke des Eyjafjalla-Gletschervulkans.
Im Frühjahr 2010, als der Vulkan am Eyjafjallajökull mit seiner Asche den internationalen Flugverkehr ausbremste, fehlten noch Grenzwerte für die Aschekonzentration in der Atmosphäre. Inzwischen wurden dafür drei Zonen festgelegt - und das Fliegen in Arealen mit geringer Konzentration ist erlaubt. Fluggesellschaften beklagen aber, dass es nach wie vor keinen einheitlichen Grenzwert gibt, bei dem alle Flugzeuge am Boden bleiben müssen.