Hamburg. Bei Heinz Wehmann und seinem Team gibt es nicht nur Sterne-Küche. Wer im wahrsten Sinne preiswert essen will, ist hier richtig.

Seit 43 Jahren kocht Heinz Wehmann im Landhaus Scherrer unbeirrt Jahr um Jahr seinen Michelin-Stern. Das dürfte dem wackeren Westfalen in Deutschland so schnell keiner nachmachen. Und da es Wehmann und seinem Team stets gelingt, Trends aufzugreifen und konstant Spitzenleistungen zu erbringen, ist die Einkehr hier eine der genussvollsten Möglichkeiten, in Hamburg essen zu gehen.

Landhaus Scherrer: Ein echter Geheimtipp ist die Bistrokarte

Besonders erfreulich: Während in Sonderheit nach Corona einige gute und viele gut sein wollende Restaurants massivst an der Preisschraube gedreht haben und teilweise absurde Kurse für Mittelmaß aufrufen, erhält man hier noch einen guten bis herausragenden Gegenwert fürs Geld. Ein echter Geheimtipp ist die Bistrokarte, denn da gibt’s brillant bereitete klassische Gerichte mit Sternekoch-Expertise zu gutbürgerlichen Preisen.

Bei unserem letzten Besuch kredenzte der freundliche und aufmerksame Service vorab erst mal ein leckeres Amuse Gueule: ein knuspriges Schweinebauchwürfelchen auf Apfelsalat. Ein „Muss“ unter den Bistro-Vorspeisen ist das perfekt abgestimmte Lachs-Tatar mit Wehmanns Kartoffelpuffern und Senf-Dill-Sauce. Hier sollte man unbedingt zur ganzen statt zur halben Portion (16/23,50 Euro) greifen, denn die dann fünf köstlichen Puffer sind am Tisch schneller absorbiert, als man Desoxyribonukleinsäure sagen kann.

Restaurant Hamburg: Kabeljau und Königsberger Klopse

Ein überaus gelungener Hauptgang ist derzeit das gebratene Filet vom Kabeljau mit einem großartigen Ragout vom weißen Spargel, Salzkartoffeln und Sauce Hollandaise (30,50 Euro). Die wohl besten Königsberger Klopse der Stadt mit buttrigem Kartoffelpüree, Kapernsauce und Rote Bete gibt’s für moderate 22,50 Euro, eine perfekt bereitete Kalbsleber Berliner Art mit Äpfeln, Zwiebeln und Püree für 28,50 Euro und ein imposantes Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Gurkensalat für 32,50 Euro.

Landhaus Scherrer: Gourmetkarte mit Menüs ab 119 Euro

Auf der Gourmetkarte geht es natürlich kostspieliger zu, aber 119 Euro für ein innovatives veganes(!) Sechs-Gänge-Menü oder 139 Euro für das fünfgängige Klassiker-Menü mit emsigem Grüßen und Winken aus der Küche mit einigen liebevoll bereiteten Kleinigkeiten vorab und anschließend so edlen Kreationen wie Hummermedaillons mit Pfifferlingen, Oevelgönner Fischsuppe, Steinbuttrücken und Vierländer Ente sind für heutige Verhältnisse durchaus angemessen. Und während man in vielen ambitionierten Läden nur noch eine festgelegte Gangfolge bekommt, darf man sich hier wie früher aus allen Gourmetmenüs und der Bistrokarte seine Lieblingsgerichte rauspicken und ganz nach Wunsch zusammenstellen.

Die Weinkarte ist gut zusammengestellt zu fairen Preisen

Wer noch das nostalgische Gefühl schätzt, sich als Gast wie ein König und nicht wie ein demütiger Bittsteller zu fühlen, ist also im Landhaus Scherrer ganz gut aufgehoben. Ebenfalls überraschend für einen klassischen Gourmettempel ist die Kalkulation der umfangreichen, gut zusammengestellten Weinkarte: Während man woanders kaum noch eine Flasche Wein für unter 45 Euro und Trinkbares erst ab 60 Euro aufwärts bekommt, zahlt man hier für einen großartigen 2021er Laumersheimer Kapellchen Riesling vom Pfälzer Kultweingut Knipser höchst moderate 39 Euro. Und solange das Wetter mitspielt, kann man alles im schönen Gastgarten vis-à-vis der Elbe genießen.

Elbchaussee 130, Tel. 01579 2352009, Mo – Sa 12–15 und 18–22 Uhr, landhausscherrer.de