Hamburg. Wirt David Pohle bekam per Mail ein Erpresserschreiben. Der Betreiber des beliebten Imbisses an der Elbe reagierte ganz cool.

  • Beliebter Imbiss an der Elbe „Kleine Rast“ wurde von einem Online-Betrüger erpresst.
  • Wirt David Pohle reagierte cool auf den dreisten Versuch.
  • Wie die Polizei Hamburg den Erpressungsversuch einordnet.

David Pohle ist ein umtriebiger Mann. Als Verleger und Chefredakteur von „Der Hamburger“ sowie als Wirt der „Kleinen Rast bekommt der Unternehmer tagtäglich unzählige E-Mails. Am vergangenen Dienstag staunte er aber nicht schlecht, als er sein Postfach durchstöberte und auf eine dreiste Erpresser-Mail stieß. Das machte der Hamburger Gastronom nun im Internet auf der Karriereplattform „LinkedIn“ öffentlich.

Es ist nicht das erste Mal, dass der beliebte Imbiss an der Elbe für Aufmerksamkeit sorgt. Anfang August berichtete Pohle von Hasskommentaren in den sozialen Netzwerken, nachdem Bundesaußenministerin Annalena Baebock dort zu Gast war. Nach dem Shitstorm wegen des prominenten Besuchs nun also ein Online-Betrüger.

„Kleine Rast“ an der Elbe: Imbiss in Hamburg erhielt Erpresserschreiben per Mail

Der Absender, der sich Roland Eber nennt, warf Betreiber David Pohle vor, Personal – darunter Minderjährige – schwarz zu beschäftigen. Dieses wolle der Online-Betrüger bei der Polizei und beim Zoll melden, sollte Pohle keinen Kompromiss anbieten. Heißt übersetzt: Was bietet der Chef der „Kleinen Rast“ an der Elbe für das Schweigen.

David Pohle ist Wirt der „Kleinen Rast“ an der Elbe in Hamburg. Der 55-Jährige erhielt in der vergangenen Woche ein Erpresserschreiben.
David Pohle ist Wirt der „Kleinen Rast“ an der Elbe in Hamburg. Der 55-Jährige erhielt in der vergangenen Woche ein Erpresserschreiben. © David Pohle | David Pohle

„Der Spinner hätte mich gerne anzeigen können. Dann wäre die Polizei vorbeigekommen und hätte gesehen, dass unsere Bücher tippitoppi sind. Wir sind spießige Hamburger Kaufleute, also eher überkorrekt. Wir haben nichts zu verbergen“, erklärt Pohle, der die Sache nach der ersten Mail aber trotzdem nicht auf sich beruhen lassen wollte. „Mein Jagdinstinkt war geweckt. Ich wollte herausfinden, wer hinter der Erpressung steckt.“

Also ließ sich Pohle auf einen Mailverkehr mit dem Online-Betrüger ein. „Was für eine Art von Kompromiss stellen Sie sich denn vor?“, fragte der Gastronom in der Hoffnung, dass dieser sagen würde, dass er persönlich das „Schweigegeld“ abholen würde. „Es wäre doch schön gewesen, wenn er auf eine Currywurst vorbeigekommen wäre. Dann hätten die Freunde der Polizei schön am Nebentisch sitzen können“, sagt der 55-Jährige.

Wirt der „Kleinen Rast“ an der Elbe erstattet Anzeige bei Hamburger Polizei

Doch an einem persönlichen Kontakt hatte der Betrüger – wenig überraschend – keinerlei Interesse. Der Erpresser forderte stattdessen 500 Euro in Bitcoins. Als Frist nannte er den vergangenen Freitag. Sonst würde er seine Drohung wahr machen und Anzeige wegen Schwarzarbeit erstatten.

Pohle reagierte noch einmal und wählte deutliche Worte. „Sie sind tatsächlich ein kleiner Erpresser. Was für ein dummdreister Versuch. Sie können mich und die ‚Kleine Rast mal‘“, schrieb er. Seitdem ist Funkstille. „Ehrlicherweise wirkte der Erpressungsversuch ziemlich amateurhaft. Mich hat das nicht beeindruckt, ich habe nicht mal mit der Wimper gezuckt“, sagt Pohle. „Jüngere Gastronomen, die noch nicht so viel Erfahrung haben, reagieren vielleicht anders, denken, dass alles zusammenbricht, wenn man nicht zahlt. Dann überweisen sie das Geld“, sagt der Chef der „Kleinen Rast“.

„Kleine Rast“ an der Elbe hatte zuletzt Ärger nach Baerbock-Besuch

Der Gastronom macht keinen Hehl daraus, dass er den dreisten Erpresser gerne mal am „Kragen gepackt hätte“. „Das Fiese am Internetbetrug ist aber, dass man nicht weiß, ob er hier in Nienstedten eine Straße weiter sitzt oder in Weißrussland, Indien oder sonst wo“, sagt Pohle.

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Der Wirt der „Kleinen Rast“ hat den Fall bei der Polizei Hamburg angezeigt, wohl wissend, dass es unwahrscheinlich ist, dass der dreiste Erpresser gefasst wird. „Die Beamten waren total freundlich, standen aber eher achselzuckend da. Das ist gar kein Vorwurf an die Polizei, die können in so einem Fall nicht viel machen“, sagt Pohle. Der Unternehmer kann sich gut vorstellen, dass derartige Mails parallel noch an andere gastronomische Betriebe versendet wurden.