Hamburg. Außenministerin legt auf Trip nach Hamburg eine Pause an der Elbe ein. Für das kleine Lokal hat das Folgen. Wie die Betreiber reagieren.

  • Der Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock bei „Kleine Rast an der Elbe“ löste zahlreiche Hasskommentare aus
  • David Pohle, einer der Betreiber, berichtete von Kommentaren, die die Ministerin beleidigten und den Imbiss angriffen.
  • Eigentlich war der Besuch von Annalena Baerbock für die jungen Mitarbeiter des Imbisses, viele davon Schüler und Studenten im Alter von 15 bis 19 Jahren, ein besonderes Ereignis.

„Ich war wirklich erschrocken, wie manche Menschen sich gebärden“, sagt Natalie Kowalke mit Blick auf die Hasskommentare im Netz. Kowalke gehört zum Betreiber-Team, das im vergangenen Jahr den Imbiss an der Elbe übernommen hat. Und sie hätte im Leben nicht damit gerechnet, dass der Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock in der „Kleinen Rast an der Elbe“ solch negative Reaktionen hervorrufen kann.

Ein Post in den sozialen Netzwerken mit einem Foto von ihr am Imbiss und ein paar Zeilen löste es aus. Es gab so viele Kommentare wie nie zuvor, wie Betreiber David Pohle schreibt. „Warum wir uns angebiedert haben, sie nicht mit faulen Eiern bewarfen, sie überhaupt bedienen, sie sei kriminell, gehöre ins Gefängnis“, zählt er auf. Andere würden die Außenministerin beleidigen, andere den Imbiss angehen: „Ihr seid jetzt raus, untragbar und so weiter.“

Wegen Annalena Baerbock erntet Hamburger Imbiss jetzt Hasskommentare im Netz

All das lässt sich wiederum nachlesen, weil Pohle es öffentlich gemacht hat. Der Hamburger Verleger bezieht auf dem beruflichen Netzwerk LinkedIn Stellung. Er erklärt, dass bei 1500 Likes und 150 Kommentaren die Hassposts etwa zehn Prozent ausmachten. Ein paar ohne Bild, ohne Follower, ohne Ortskenntnis habe er gelöscht, ein paar Follower sogar entfernt. Alle anderen hat er kommentiert. Ironisch, witzig, direkt.

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Zuvor hatten der Verleger, der im Urlaub ist, und Natalie Kowalke ein Krisengespräch und überlegt, wie sie nun damit umgehen. „Mich hat das auch persönlich hart getroffen“, sagt Kowalke. Doppelt schlimm daran sei aber, dass viele der Imbiss-Mitarbeiter noch sehr jung sind. Sehr viele Schüler und Studenten im Alter von 15 bis 19 Jahren jobben im Lokal. Die drei, die den Besuch der Außenministerin miterlebten, seien so stolz gewesen und durften mit ihr ein Selfie machen.

Hasskommentare, weil Baerbock Kuchen im Imbiss an der Elbe in Hamburg isst

Annalena Baerbock, die mit einer etwa 20-köpfigen Delegation von einem offiziellen Besuch im Internationalen Seegerichtshof kam, habe ihren Kaffee und den Marmorkuchen wie alle Gäste am Tresen selbst abgeholt. Dort habe sie eine Postkarte von Hamburg entdeckt, die sie für eine ehemalige Unifreundin kaufte, wie Kowalke berichtet. „Sie war sehr freundlich und nett, so wie wir unsere Gäste wollen.“

Baerbock HH
Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock legte eine Kaffeepause an der Elbe ein. Dort entdeckte sie auch eine Postkarte von Hamburg, die sie für eine Freundin kaufte. © Der Hamburger | Der Hamburger

Zuvor hatte sich eine Gruppe angekündigt für den Tag, einen Abend vorher hieß es dann, es sei die Delegation der Außenministerin. „Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass sie selbst auch wirklich kommt“, sagt Kowalke. Denn auch die Sicherheitsvorkehrungen seien so unaufgeregt gewesen. Erst am Morgen tauchten Polizei und LKA auf. Das kenne sie aus anderen Zeiten als Gastronomin anders.

Annalena Baerbock im Imbiss an der Elbe? „Wir haben nicht damit gerechnet“

Offiziell fasst es David Pohle so zusammen: „Unterm Strich haben wir einen Imbiss und hatten Frau Baerbock zu Besuch. Sie ist immerhin Außenministerin. Deshalb empfangen und bewirten wir sie genauso nett, respektvoll und fröhlich wie alle anderen auch“, hält er fest. Und er macht klar: „Unser kleiner Shitstorm ist schnell vorbei, die Außenministerin, die ich nicht gewählt habe, deren größter Fan ich auch nicht bin, würde ich immer wieder verteidigen.“

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Sowohl er als auch Natalie Kowalke bereuen den Post nicht. Die Hamburgerin sagt: „Es gab schon immer Neider oder Hater, wie sie heute heißen. Sie haben jetzt nur durch die sozialen Medien eine so große Aufmerksamkeit wie nie zuvor, wenn sie anonym vom Sofa aus gegen andere im Netz hetzen.“