Hamburg. Hamburger Gastronom kämpft um seine Außenterrasse – und bekommt recht. Warum er diesen Sommer allerdings nichts mehr davon hat.
Bei dieser Geschichte kommt man aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Nachdem Ioannis Angelidis mehrere Jahre den Platz vor seinem Restaurant Nostalgia bei Sotiris in Ottensen als Außenterrasse nutzen durfte, untersagt ihm das Bezirksamt Altona dies plötzlich. Die Begründung, es handle sich um eine bei einem Ortstermin erst kürzlich festgestellte sogenannte Feuerwehraufstellfläche, überraschte den Gastronomen, Politiker und die Verwaltung selbst gleichermaßen.
Denn, wie nun ebenfalls festgestellt wurde, ist beim kürzlichen Umbau der Eulenstraße auf diese Fläche, die die Feuerwehr im Ernstfall nutzen können solle, überhaupt keine Rücksicht genommen worden. Es wurden nämlich Fahrradbügel aufgestellt, die eine Zufahrt für Feuerwehrfahrzeuge verhindern. Jetzt wird nachgebessert. Der Bezirk Altona musste die gerade frisch aufgestellten Fahrradbügel wieder abbauen.
Restaurant-Posse in Hamburg: Neue Fahrradbügel kommen wieder weg
Das bestätigte Bezirksamtssprecher Mike Schlink auf Abendblatt-Anfrage: „Das Bezirksamt Altona hat Anfang Juli an der Eulenstraße fünf – im Rahmen der damaligen Straßensanierung neu eingesetzte – Fahrradbügel entfernt, um eine Zuwegung zur Fläche zu ermöglichen.“ Die Bügel würden nun an anderer Stelle im Quartier wieder eingebaut. Auf die Frage, was das kostet, erklärt er nur: „Die Arbeiten erfolgen durch Mitarbeitende des Bezirksamtes und verursachen keine externen Kosten.“
„Durch das Wegnehmen von ein paar Fahrradbügeln ist das noch lange keine Feuerwehraufstellfläche“, kritisiert Restaurant-Betreiber Ioannis Angelidis. Er hatte aufgrund der Auseinandersetzung mit dem Bezirksamt um die für seine Existenz wichtige Außengastronomie ein Gutachten dazu beauftragen lassen. Der Experte kam zu dem Ergebnis, dass der Platz derzeit nicht für Fahrzeuge der Feuerwehr geeignet sei.
Restaurant Hamburg in Not: Petition von Unterstützern endet mit 4050 Unterschriften
„Eigentlich müssten dafür auch der Baum weg und der Boden verstärkt werden“, gibt der Gastronom zu bedenken. Was er zudem nicht versteht: „In dem Gutachten steht doch, dass man von der Straße anleitern kann. Warum macht man das denn jetzt? Es ist doch gar nicht nötig, den Platz umzubauen, und man gibt unnötig Steuergelder aus.“
Aber es gibt auch erfreuliche Nachrichten in dem Fall. Anwohner und Nachbarn haben eine Petition für das beliebte griechische Restaurant gestartet. Die Unterschriftenaktion ging mit 4060 Unterzeichnern zu Ende. Eine enorme Resonanz. Zwischenzeitlich hatten die Unterstützer sogar mehrfach ein Picknick als spontanen Flashmob vor dem Restaurant gestartet.
Bezirk Altona: Es wurden 28 Sitzplätze als Außengastronomie erlaubt – unter Vorbehalt
Auch dass eine politische Mehrheit eine sofortige Lösung fordert, zeigt erste Wirkung. „Das Bezirksamt Altona hat vorläufig die Erlaubnis erteilt, dass der Betreiber im öffentlichen Raum nun weitere Sitzplätze für die Außengastronomie aufstellen darf“, berichtet Sprecher Schlink. Die Erlaubnis erfolge unter Vorbehalt, da die abschließende Bewertung der notwendigen Feuerwehraufstellfläche noch ausstehe. „Die Gastronomie kann damit zum aktuellen Zeitpunkt auf der – von der Feuerwehraufstellfläche voraussichtlich nicht berührten Fläche – ab sofort für die Saison 2024 bis zu 28 Sitzplätze als Außengastronomie anbieten.“ Zum Vergleich: Vorher waren es 50 Sitzplätze.
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Das freut den Restaurant-Betreiber. Doch er sagt auch: „Der Sommer ist gelaufen.“ Von der EM und dem Public Viewing konnte er so gar nicht profitieren, und ab der kommenden Woche macht er Pause, fährt mit der Jugendmannschaft, die er trainiert, nach Schweden. Danach ist die Familie dran. Das Restaurant öffnet erst wieder nach der Sommerpause. Zudem macht den Wirt die Formulierung „Erlaubnis unter Vorbehalt“ skeptisch. Er lässt sich nun von einem Anwalt beraten, wie man in dem Fall weiter vorgeht.