Hamburg. Die Wohnstraße in der Nähe des Bahnhofs Altona könnte künftig anders heißen. Welche bekannte Person Namensgeberin sein soll.

Es ist nur wenige Tage her, seit das Sylt-Video, in dem junge Erwachsene rechtsextreme Parolen grölen, bundesweit für Empörung sorgte. Umso aktueller ist deshalb ein Antrag in Hamburg, den die Linke in Altona am Donnerstag (30. Mai) in der Bezirksversammlung vorlegen will. Die Fraktion fordert darin, die Bergiusstraße in Ottensen zu Ehren von Esther Bejarano umzubenennen.

„Esther Bejarano hat ihr Leben in den Dienst der Versöhnung und in den Dienst des Kampfes gegen Rassismus und Krieg gestellt. Als Überlebende des mörderischen Rassenwahns des deutschen Faschismus hat sie unermüdlich mit ihrer Musik und ihrer Stimme dafür gewirkt, dass nie wieder geschehe, was im Faschismus geschah“, heißt es in dem öffentlichen Antrag.

Ottensen: Bergiusstraße in Hamburg soll bald Esther-Bejarano-Straße heißen

„Ihre Entscheidung, ihr Leben dem Kampf für Menschlichkeit zu widmen, verdient unsere höchste Achtung“, erklärte Wolfgang Ziegert, parlamentarischer Geschäftsführer der Altonaer Linksfraktion. Bejarano hatte das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überlebt und engagierte sich ihr Leben lang gegen Antisemitismus. 2021 starb Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, in Hamburg erinnern auch die Esther Bejarano Schule und das Studierendenwohnheim Esther-Bejarano-Haus an die Musikerin und Aktivistin.

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Die Bergiusstraße, die den Kemal-Altun-Platz mit dem Alma-Wartenberg-Platz verbindet, sei laut Einschätzung der Fraktion die geeignete Verkehrsfläche für die Umbenennung, denn: Friedrich Bergius erhielt zwar wegen seines produktionsreifen Verfahrens zur Kohleverflüssigung 1931 den Nobelpreis für Chemie, wurde aber Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

HafenCity Hamburg: Ursprünglich sollte hier eine Straße umbenannt werden

„Wir halten es für richtiges und wichtiges politisches Zeichen, die Bergiusstraße, welche nach dem NSDAP-Mitglied und Chemienobelpreisträger Friedrich Bergius benannt ist, künftig in Esther-Bejarano-Straße, die während des Nazi-Regimes schwerster Verfolgung ausgesetzt war, umzubenennen“, begründete Fraktionsvorsitzender Karsten Strasser die Wahl. Bestenfalls solle die Einweihung im Dezember dieses Jahres erfolgen, zu diesem Zeitpunkt wäre Esther Bejarano 100 Jahre alt geworden.

Schon vor einigen Wochen hatte es einen ähnlichen Antrag in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte gegeben: CDU-, SPD- und FDP-Fraktion hatten darin gefordert, den westlichen Teil der Stockmeyerstraße in der HafenCity nach Esther Bejarano zu benennen, zogen den Antrag dann aber wieder zurück. Der Hintergrund: Nach Abendblatt-Informationen hatte sich die Familie der verstorbenen Hamburgerin dafür ausgesprochen, stattdessen die Bergiusstraße umzubenennen, weil sie selbst in diesem Umfeld ansässig sein sollen.