Hamburg. Die geplante Unterkunft an der Wichmannstraße erhitzt weiterhin die Gemüter. Anwohner gründen Bürgerinitiative, die startet Petition.

Zwar hat die Sozialbehörde angekündigt, die Flüchtlingsunterkunft án der Wichmannstraße in Hamburg-Bahrenfeldkleiner zu bauen als geplant. Zu einer Abkühlung der Gemüter vor Ort hat das aber bei Weitem nicht geführt. Ganz im Gegenteil.

Die Anwohner haben mittlerweile eine Bürgerinitiative gegründet. Unter dem Namen „B.U.N.T“ (für „Bahrenfeld unterstützt nachhaltige Teilhabe und Integration“) haben sie sich zusammengetan und sammeln auch Unterschriften gegen „eine weitere Versündigung an der hamburgischen Architekturgeschichte.“

Hamburg-Bahrenfeld: Das fordert die neu gegründete Bürgerinitiative

Das sind die Forderungen im Detail:

  • Reduzierung der Baumasse
  • Nachhaltige Durchmischung der zukünftigen Anwohner und Anwohnerinnen für eine gelungene Integration
  • Transparenz über Folgenutzung
  • Mitgestaltung durch die Anwohner
  • Ausreichend soziale Infrastruktur
  • Ein gelungenes Verkehrskonzept
  • Raum für Begegnung

Sozialbehörde möchte Anwohnern entgegenkommen

Wie berichtet, plant die Stadt Hamburg, auf dem Gelände eines ehemaligen Sportplatzes neben dem Schießstand des Hamburger Schützenvereins und angrenzend an die Steenkampsiedlung insgesamt sechs Wohnblöcke zu errichten.

Ursprünglich war die Rede von 127 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern. Nun wurde bereits eine Wohnblockreihe, die bis zu fünf Etagen geplant war, um ein Geschoss reduziert. Damit wollte die Sozialbehörde, wie sie auf einer Anwohnerveranstaltung mitteilte, den Forderungen der Anwohner entgegenkommen.

Flüchtlingsunterkunft Bahrenfeld: Bis 2025 sollen die geplanten Häuser stehen

Ziel ist es, diese Wohnungen in zwei Schritten in geförderten Wohnraum umzuwandeln. Zuvor sollen sie aber für die dringend benötigte Unterbringung für Flüchtlinge genutzt werden. Geplante Sollplatzzahl: 400. Für Ende dieses Jahres ist der offizielle Baubeginn vorgesehen. Anfang 2025 soll die neue Flüchtlingsunterkunft in Bahrenfeld dann in Betrieb gehen.

Doch das geht den Anwohnern deutlich zu schnell. Die gegründete Bürgerinitiative wirbt um Unterstützung auf change.org. Seit 12. September haben dort 391 Menschen ihr Anliegen unterschrieben. Zudem trommelt B.U.N.T dafür, an diesem Montag (18. September) im Sozialausschuss ins Altonaer Rathaus zu erscheinen. Die Mitglieder der Initiative fordern von den Bezirkspolitikern Antworten auf Fragen nach einem Verkehrskonzept und zur Baumasse sowie eine Stellungnahme zur Folgenutzung.

„Schlimmeres verhindern“: Architektur-Wettbewerb gefordert

Gleichzeitig haben Anwohner einen offenen Brief an die Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft und an die Bezirksabgeordneten formuliert. Er ist von zwei Architektinnen verfasst, die sich entsetzt über die geplante Bebauung äußern. Sie fordern, dass der Entwurf sofort gestoppt werden müsse, „weil andernfalls ein wohl funktionierender Teil von Bahrenfeld auseinanderbrechen wird“.

Die vorliegende Planung ignoriere Grundsätze des Städtebaus, enthalte keinerlei architektonische Qualität und verschleiere diese Mängel durch eine verfälschte Darstellung. Aus ihrer Sicht würden die Baukörper nur die Auslastung des Baufelds maximieren. Auf das städtebauliche Umfeld oder die Wohnqualität werde keine Rücksicht genommen.

Die Anwohnerinnen sprechen sich für eine Nutzung des Bauplatzes als temporäre Wohnbebauung aus, gleichzeitig solle man in einem Architekturwettbewerb mit qualifizierten Beteiligten eine passende Bebauung mit architektonischer Qualität finden und dann später realisieren. Des Weiteren ging ein Brief an Hamburgs Oberbaudirektor Hamburgs Franz-Josef Höing, mit dem Appell, er möge in diesem Fall „Schlimmeres verhindern.“

Der Ausschuss für Soziales und Integration tagt am 18. September um 18 Uhr im Altonaer Rathaus.