Hamburg. Die Maßnahmen nach den tödlichen Badeunfällen in der Elbe bewirken bislang wenig, berichten Anwohner. Schilder werden ignoriert.
Oben prangt ein riesiges neues Schild mit dem Hinweis, dass das Herunterspringen verboten ist. Zudem wurde kürzlich ein Kletterschutz kostspielig an dem Quermarkenfeuer am Falkensteiner Ufer angebracht. Beides ist auf dem Video zu sehen, das am Donnerstag um 17.45 Uhr am Elbstrand in Hamburg-Blankenese aufgenommen wurde.
Es zeigt aber vor allem einen jungen Mann, der die Leiter zu dem leuchtturmartigen Signalfeuer dessen zum Trotz hochgeklettert ist und mit einem riesigen Satz sich in der Luft drehend in die Elbe springt. Eine Stimme kommentiert das mit: „Cool, nicht?“
Elbe: Badewahnsinn geht weiter trotz neuer Schilder und Kletterschutzes
Nein, das finden viele eben nicht. Besonders zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner, die am Blankeneser Elbufer täglich solche Szenen sehen und sich große Sorgen machen. Denn genau hier am Falkensteiner Ufer nahe des Wracks Uwe sind in den vergangenen Wochen mehrfach jugendliche Schwimmer ertrunken. Aufgrund der tödlichen Badeunfälle wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, unter anderem wurde der neue Kletterschutz in Form eines Übersteigschutzes wie ein roter „Kragen“ am Leuchtturm installiert. Nur die Praxis zeigt ganz andere Bilder, wie auf dem Video eines Anwohners festgehalten.
Wer bei dem schönen Wetter an die Elbe bei Blankenese geht, kann unzähliger solcher Bilder und Videos machen. Diese Aufnahmen haben Anwohner aber erneut mit einem eindringlichen Appell an die Hamburg Port Authority (HPA) geschickt. „Es herrscht nach wie vor akute weitere Todesgefahr durch das Quermarkenfeuer am Wrackstrand, denn die Leute springen nach wie vor von oben“, heißt es in dem Schreiben. „Bitte entfernen sie das Quermarkenfeuer so schnell es geht! Und lassen Sie bereits morgen die Leiter abflexen.“
Badewahnsinn in der Elbe: HPA verweist auf Arbeitsschutzregelungen
Bei dem Quermarkenfeuer handelt es sich um eine nautische Anlage. „Es ist für die Schifffahrt auf der Elbe und deren sicheren und reibungslosen Ablauf unbedingt erforderlich“, hält die HPA dagegen. Entfernen könne man es also nicht. Die Leiter abflexen oder weiter unten mit einem Kletterschutz versehen, ginge auch nicht.
Denn „die Anlage müsse jederzeit für Wartungsarbeiten und Ähnliches erreichbar sein, weswegen die Steigleitern nicht abgesperrt oder mit einem Blech versperrt geschweige denn zeitweise entfernt werden können. Zudem sind im Zusammenhang mit der Zugänglichkeit der Anlagen auch Arbeitsschutzregelungen zu beachten“, erläutert die Hafenbörde auf Abendblatt-Anfrage.
Die Behörde verweist darauf, dass man die Sicherung der Leiter einerseits und die Gewährleistung des sicheren Zugangs für das Wartungspersonal andererseits unter Einbeziehung eines Sicherheitsingenieurs der HPA bewertet habe. Das Ergebnis beziehungsweise der Kompromiss war der rote Kragen in Kombination mit dem neuen Verbotsschild, das auch auf die bestehende Lebensgefahr hinweist.
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„Baden ist bei Hochwasser gefährlich, Baden ist bei Niedrigwasser lebensgefährlich“, sagt Eberhard Fledel. Er hatte sich zusammen mit anderen Blankenesern und zahlreichen Vereinen und Verbänden für andere Gefahrenschilder an der Elbe eingesetzt. Die hat die HPA auch als Reaktion auf die tödlichen Badeunfälle nun bereits am Falkensteiner Ufer aufgestellt. Insgesamt wurden zwischen Wittenbergen und Falkenstein bereits zwölf Schilder ausgetauscht. Alle weiteren bis Övelgönne werden sukzessive ersetzt, so die HPA.
Badetote in der Elbe: Neue Schilder sollen vor Lebensgefahr warnen
Die neuen Schilder wurden gemeinsam mit der DLRG entwickelt. Im Gegensatz zu den bisherigen Schildern wurden die Piktogramme geändert (nach internationaler Norm), sodass diese noch eindeutiger sind, und das Layout der Schilder wurde um weitere Sprachen ergänzt. Zudem wurden an den Pontons Schilder aufgestellt, die das Springen ins Wasser verbieten, so die Hafenbehörde.
Badewahnsinn: Mann löst Großeinsatz aus – er wollte sich nur abkühlen
Gleichzeitig versuchen die Behörden mit Videos und Hinweisen auf sozialen Netzwerken auf die Gefahr des Badens in der Elbe hinzuweisen. Und doch ging in der Nacht zum Freitag ein Mann in der Elbe schwimmen und löste damit einen Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei aus.
Gegen 23.30 Uhr war der Mann auf Höhe Van-der-Smissen-Straße und Große Elbstraße in Altona ins Wasser gesprungen. Zahlreiche Rettungskräfte wurden alarmiert. Laut einer Sprecherin der Feuerwehr erklärte er später: Er habe sich nur abkühlen wollen. Das war ihm offenbar gelungen. Dem Mann, der es selbst aus der Elbe geschafft hatte, bat unterkühlt um eine Decke. Die wurde ihm gereicht.