Hamburg. Während der EM in Hamburg herrscht Ausnahmezustand bei der S-Bahn. Das Abendblatt hat getestet, worauf sich Fans einstellen müssen.
- Fußballfans sollen bei EM-Spielen mit S-Bahn zum Stadion fahren.
- Anreise mit Bahn und Busshuttle funktionierte am Sonntag reibungslos.
- Fans sollen schon vor Anreise getrennt werden.
Auch nicht Fußballbegeisterten dürfte spätestens am vergangenen Sonntag klar geworden sein: Die EM 2024 ist endgültig in Hamburg angekommen. Schon viele Stunden bevor die niederländische Nationalmannschaft im Volksparkstadion auf Polen traf, leuchtete die Stadt „Oranje“ – Tausende der rund 40.000 erwarteten niederländischen Fans hatten sich zu einem Fanmarsch durch St. Pauli und die Neustadt versammelt.
Von dort wollten sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Othmarschen zum Stadion fahren. Die S-Bahn Hamburg hatte angekündigt, mit ihrem Mobilitätskonzept „gut vorbereitet“ auf die Europameisterschaft zu sein – doch stimmt das auch? Wie gut funktioniert eine Fahrt an den Spieltagen in Hamburg zum Stadion wirklich? Das Abendblatt hat den Test gemacht und die S-Bahn-Haltestelle Hasselbrook als Startpunkt gewählt.
EM 2024: Spieltag in Hamburg – wie gut funktioniert die Anreise mit der S-Bahn?
Der Bahnsteig der Station im Stadtteil Eilbek wirkte gegen 12.30 Uhr noch wie leergefegt. Zweieinhalb Stunden vor Anpfiff deutete lediglich die digitale Informationsanzeige darauf hin, dass die S1 direkt in Richtung des Stadions fährt – von Fußballfans keine Spur.
Im 5-Minuten-Takt sollte die S-Bahn während der EM-Spiele in Hamburg fahren, traf pünktlich um 12.35 Uhr im Bahnhof Hasselbrook ein. Die Auslastung innerhalb der Bahn: einem normalen Sonntag entsprechend. Dieser Zustand änderte sich auch nach den folgenden Stationen nicht. Fußballtrikots? Fehlanzeige.
Niederländische Fans strömten von der Reeperbahn in die Hamburger S-Bahn
Stattdessen zu beobachten: Eine große Anzahl an Sicherheitspersonal und Bundespolizisten, die sich am Hauptbahnhof für alle Fälle an den Bahnsteigen positioniert hatten. Denn: Erst von hier an sollten die konkurrierenden Fanlager getrennt werden. Während die polnischen Fans mit der S3 oder S5 zum Bahnhof Stellingen fahren sollten, waren die Niederländer und Niederländerinnen angehalten, bis Othmarschen und dann mit einem Shuttle zu fahren. Diese Trennung sollte die Sicherheitssituation für die Einsatzkräfte entspannen.
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Etwas weniger entspannt wurde es jedoch, als die S1 die Stationen Königstraße und Reeperbahn anfuhr. Hier, wo der Fanmarsch der niederländischen Fans geendet hatte, füllte sich der Zug schlagartig. Orange Trikots, orange Hüte, orange Brillen – dicht an dicht drängten sich die gut gelaunten Fans, von denen die meisten extra zum EM-Spiel aus den Niederlanden angereist waren. Für dazwischen sitzende Hamburger und Hamburgerinnen nichts Besonderes – die Auslastung zum normalen Hamburger Feierabendverkehr dürfte in etwa genauso aussehen.
Fußball-EM Hamburg: Bus-Shuttle in Othmarschen unübersehbar ausgeschildert
Gegen 13.10 Uhr erreichte die S1 mit wenigen Minuten Verspätung den Bahnhof Othmarschen, wo die Fans von Dutzenden Polizisten und Polizistinnen sowie Bahnsicherheitskräften in Empfang genommen wurden. Statt die mit offenen Bierflaschen ausgestatteten Gäste zu ermahnen, in den Zügen keinen Alkohol zu trinken, hieß es vonseiten der Einsatzkräfte: „Singt lauter, wir können euch nicht hören.“ Das ließen sich die Fans nicht zweimal sagen – laut singend ging es die Bahnhofstreppen hinunter Richtung Bus-Shuttle, der sich unübersehbar ausgeschildert direkt gegenüber befand.
Auch dann ging alles ganz schnell: Kaum war einer der rund 30 Shuttlebusse voll besetzt, stand schon der nächste wartend dahinter. Wartezeit für die Fans? Nicht vorhanden. Rund 15 Minuten benötigten die Busse, um bis zum Volksparkstadion zu kommen. Von der Haltestelle aus gelangten die Fans innerhalb von zehn Minuten Fußweg zu den Stadioneingängen – gut gelaunt und entspannt, wohl auch dank der reibungslosen Anreise.