Hamburg. Im Schatten der hohen AfD-Wahlergebnisse und der Kritik an den Elbvororten gibt es Gegenwehr. Was eine Plakataktion bewirken soll.

Marjan lebt seit elf Jahren in Hamburg. Sie kam als Geflüchtete aus dem Iran nach Deutschland. Hier werde sie geschätzt. Das hebt eine Kampagne hervor, die von der Initiative „Runder Tisch Blankenese“ initiiert wurde. Angesichts der gestiegenen AfD-Ergebnisse bei der jüngsten Wahl und der zuletzt laut gewordenen Kritik an der Rolle der Elbvororte bei der Verteilung von Flüchtlingen in der Stadt wollte die Gruppe jetzt unbedingt ein Zeichen setzen.

Flüchtlinge Hamburg: Blankeneser Initiative startet Werbekampagne

„Wir müssen lernen, gut miteinander umzugehen und zu verstehen, dass wir uns brauchen“, sagt Helga Rodenbeck aus Blankenese, die sich seit 28 Jahren in der Flüchtlingshilfe engagiert. „Was ist denn, wenn ich alt bin und mich keiner mehr pflegt? Wenn doch auf der anderen Seite Leute da sind, die hier gern arbeiten möchten.“

Helga Rodenbeck engagiert sich seit 28 Jahren in der Flüchtlingshilfe und setzt sich unter anderem für die Unterkunft am Björnsonweg in Blankenese ein (Archivbild).
Helga Rodenbeck engagiert sich seit 28 Jahren in der Flüchtlingshilfe und setzt sich unter anderem für die Unterkunft am Björnsonweg in Blankenese ein (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Die Idee, zu zeigen, was aus Geflüchteten in Deutschland wird, hatte Rodenbeck schon länger. Dann traf sie zufällig jemanden aus dem Werbereich, die Zeit und Lust hatte, an dem Projekt mitzuwirken. Auch ein Fotograf fand sich – und Geflüchtete, die bereit waren, bei der Plakataktion mitzumachen.

Geflüchtete Zahnarzthelferin aus dem Iran arbeitet in Blankeneser Restaurant

So wie eben Marjan, deren Nachname von der Initiative aber bewusst weggelassen wird – zum Schutz von Marjan. Im Iran hat sie Zahnarzthelferin gelernt. Diesen Beruf konnte sie hier wegen verschiedener Hürden nicht weiter ausüben. Nun arbeitet sie in einem Blankeneser Restaurant als Küchenhilfe. „Gutes Essen ist wie schiefe Zähne behandeln: Wenn etwas schöner ist als vorher, sind die Menschen glücklich. Und dann bin ich es auch“, erzählt sie in ihrem Kurzporträt. Das kann jeder lesen, der am Plakat vorbeikommt und den QR-Code scannt.

Genauso wie die Geschichten von Morteza aus dem Iran, der heute als Lkw-Fahrer Möbel, Zulieferware und Einzelteile durch Hamburg und den Norden fährt. Oder Viktoria, die vor dem Krieg in der Ukraine floh und jetzt in Hamburg als Buchhalterin arbeitet.

Flüchtlinge Hamburg: Kampagne soll auch Jugendliche erreichen

Ihre Porträts bilden den Start der Kampagne „Erst geflüchtet, jetzt geschätzt“. Weitere Porträts sollen folgen. Denn es gebe viele Beispiele einer gelungenen Integration, sagt Rodenbeck. Einigen davon wolle man nun ein Gesicht geben.

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Zu sehen sind die Plakate im Bunten Haus in Blankenese (Bahnhofsstraße 30) und vor der Kirche am Marktplatz. Zudem hat Rodenbeck Kontakt zu Schulen aufgenommen. „Wir möchten auch junge Leute dazu bringen, kritisch hinzusehen und Dinge zu hinterfragen.“ Zur Diskussion um die geplante neue Unterkunft am Botanischen Garten in Klein Flottbek sagt sie: „Das wird gut laufen. Für Blankenese und Sülldorf kann ich sagen, dass die Menschen sich hier sehr kümmern.“