Hamburg. Die markante Immobilie in Bahrenfeld gehört der Stadt Hamburg und verfällt immer weiter. Scharfe Kritik gibt es nun von der Linken.

  • Kaserne in Bahrenfeld steht seit zwölf Jahren leer
  • Linke stellt Schriftliche Kleine Anfrage
  • Immobilien könnte für Seniorenwohnungen genutzt werden

Für Anwohner und Anwohnerinnen ist es ein mittlerweile vertrautes Bild: Seit mehr als zwölf Jahren steht die ehemalige Kaserne an der Notkestraße 3–5 in Hamburg-Bahrenfeld leer. Die Fenster sind mit Holz vernagelt, von der einst ansehnlichen Fassade des 1914 errichteten Baus blättert die Farbe ab. Nachdem der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) das markante Gebäude schon im Jahr 2021 vom Bund erworben hatte, war zunächst geplant, es in die Entwicklung der Science City einzubinden. Davon nahm der Senat wieder Abstand. Der neue Plan: die ehemalige Kaserne der städtischen Einrichtung Fördern & Wohnen zur Verfügung stellen und Wohnraum schaffen.

Immobilien Hamburg: Kaserne könnte in Zukunft Wohnraum für Senioren bieten

Wie also kann es sein, dass die riesige Immobilie auf dem rund 4139 Qua­dratmeter großen Gelände dennoch immer weiter verfällt und vor allem – wie lange noch? Zu dieser Thematik forderte Heike Sudmann, Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, im Rahmen einer Schriftlichen Kleinen Anfrage nun eine Stellungnahme des Hamburger Senats. Konkrete Zeitpläne sucht man darin allerdings vergeblich. Auf die Fragen, ob die alte Infanteriekaserne schon an Fördern & Wohnen (f&w) übergeben worden sei und ob die angedachte Nutzungsperspektive Wohnen oder Senioren-Wohnen weiterverfolgt werde, heißt es seitens des Senats: „Eine Anhandgabe ist bislang nicht erfolgt. Erwogen wird weiterhin eine Nutzung durch f&w für Wohnungen für Seniorinnen und Senioren sowie alternativ eine Nutzung für Studierendenwohnungen durch das Studierendenwerk Hamburg. Die Überlegungen und Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen.“

Wohnen Hamburg: Senat kann weder Kosten noch Umfang des Projekts abschätzen

Eine Angabe zur voraussichtlichen Dauer des Leerstands könne nicht gegeben werden. Auf Abendblatt-Anfrage teilt der LIG lediglich mit: „Wann ein Mietvertrag abgeschlossen und eine Nutzung aufgenommen werden kann, kann zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht abgeschätzt werden.“ Das wiederum gilt auch für die Frage der Abgeordneten Heike Sudmann, wie hoch die Anzahl der geplanten Wohnungen ausfallen soll. Hierauf antwortet der Senat auf die Anfrage der Linken: „Eine Gesamtzahl der möglichen Wohnungen kann erst nach einer detaillierten Planung benannt werden, daher können zum jetzigen Zeitpunkt keine konkreten Angaben gemacht werden.“

Linke in Altona kritisiert Vorgehen des Hamburger Senats

Auch eine Einschätzung hinsichtlich der Kosten, die Kaserne zu einem Wohngebäude umzubauen, bleibt der Senat der Fraktion schuldig. „Eine Kostenindikation zu einer der genannten Nutzungsideen liegt nicht vor. Das Gebäude ist als Rohbau zu betrachten. Es ist entsprechend für eine noch festzulegende konkrete Nutzung auszubauen“, so die Antwort. Solange werde das Gebäude „durch verschiedene städtische Stellen genutzt“, ergänzt der LIG auf Nachfrage. Hinweis auf eine ungefähre Größenordnung gibt es dann doch noch: Im Rahmen des damals angedachten Umbaus für eine universitäre Nutzung seien – Baukostenstand 2020 – Ausbaukosten von 1700 Euro je Quadratmeter netto ermittelt worden, so der Senat.

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Karsten Strasser, Vorsitzender der Linken-Bezirksfraktion in Altona, übt scharfe Kritik an den langsam voranschreitenden Planungen: „Den schon jahrelang andauernden Leerstand des früheren Kasernengebäudes unter Regie des rot-grünen Senats empfinde ich angesichts der Wohnungsnot als Politikum“, sagt er.

Hamburg-Bahrenfeld: Bezirkspolitiker warnt vor Verfall von alter Kaserne

„Statt über Jahre hinweg immer wieder neue Nutzungsideen, wie zum Beispiel als Forschungsgebäude der Science City, als Seniorenwohnanlage oder als Studentenwohnheim anzudenken“, fordere er nun, die Kaserne zügig für mietpreis- und belegungsgebundene Wohnungen baulich herzustellen. „Sorge bereitet mir zudem, dass die baulichen Erhaltungsmaßnahmen nicht ausreichen, um den schleichenden Verfall der Kaserne zu verhindern. Ich fürchte, dass es am Ende auf einen Abriss des Gebäudes hinausläuft“, so der Bezirkspolitiker weiter. Das freigeräumte Grundstück könne dann profitorientiert für Neubauten der Science City genutzt werden, warnt Strasser, womit die Chance, kurzfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, vertan wäre.