Hamburg. Mit Deiters gibt es in Hamburg seit 2022 einen rheinischen Karnevalsladen. 2000 Outfits sind vorrätig. Was derzeit gefragt ist.
Montagmorgen in Hamburg: Während auf dem Marktplatz im Einkaufszentrum Mercado, wo unter anderem Deutschlands beste Wursttheke steht, das Leben so langsam erwacht und der ein und andere verschlafene Mitarbeiter in eines der vielen Geschäfte des Einkaufszentrums in Hamburg-Ottensen trottet, herrscht in einem Laden erstaunlich rege Betriebsamkeit.
Bei Deiters können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht über zu wenig Arbeit beklagen. Eine Mutter sucht zusammen mit ihrem Sohn etwas für Karneval. Ein Pirat soll es sein. Einen Gang weiter forscht eine Kundin, die eigens von einer Nordseeinsel angereist ist, in dem Fachgeschäft für Kostüme nach einem passenden Mittelalter-Outfit. Wieder ein paar Schritte weiter geht es um ein pompöses Glitzer-Dress. „Das liegt voll im Trend“, berichtet Filialleiterin Carmen Duderstadt.
Kostüm für Karneval: 2000 Outfits bei Deiters in Ottensen
Sie hat den Überblick. Also meistens zumindest. Denn es sind unzählige Kostüme, die sich in dem Geschäft an den Kleiderstangen aneinanderreihen. Darüber gibt es Ablagen, auf denen sich Hüte in allen Formen und Farben in die Höhe stapeln. Allein das Regal nur für Schminke ist etwa sechs Meter lang. Noch mal doppelt so lang ist die Abteilung für Perücken. Hier gibt es die passenden Haare zur Magd, Biene, Geisha, zum Hippie, Mozart, Einhorn – oder einfach für alle, die die Frisur wechseln wollen.
Wie viele Kostüme es hier gibt? „Oh“, sagt Filialchefin Duderstadt und kapituliert. „Ich kann es gar nicht sagen. Sehr, sehr viele.“ Eine Nachfrage beim Haupthaus ergibt: Es sind etwa 2000 verschiedene Kostüme und fast 20.000 verschiedene Zubehörartikel. Ständig kämen neue rein oder werden verkauft, so Duderstadt.
Gerade sei die Nachfrage nach Piraten-Outfits sehr hoch, es sei fast alles weg. „Das muss ich nachordern, hoffentlich gibt es noch was im Lager.“ Das befindet sich in Frechen bei Köln, wo das Verkleiden zum guten Ton gehört. Doch wie kommt das rheinländische Karnevalsfachgeschäft Deiters im hohen Norden an, wo man mit der Filiale in Ottensen 2022 den ersten Standort eröffnete?
Fasching, Karneval, Mottoparty: Norddeutsche verkleiden sich mehr als angenommen
„Gut“, sagt Duderstadt. Zum einen kämen zugezogene Rheinländer gern her. Aber auch die Norddeutschen verkleiden sich viel öfter als angenommen, stellt die 54-Jährige fest. Fasching, Mottopartys, Karneval, Halloween, Schlagermove, Walpurgisnacht – Anlässe gibt es einige. Jedoch stellt sie immer wieder fest, dass die Norddeutschen erst einmal warm werden müssen mit dem Karneval.
„Mancher hat schon völlig verzweifelt das Geschäft betreten“, erinnert sich Duderstadt. Meistens stecke eine Einladung zu einer Mottofeier mit ungewolltem Verkleidungsdruck hinter dem unglücklichen Kunden. Manchmal aber auch die Sorge, dass es für die Figur kein passendes Outfit gibt. Manchen hat aber auch schon das umfangreiche Angebot komplett überfordert. Mit Ruhe und Geduld werde dann jede Aufgabe gelöst. „Ich habe schon mit einer Frau zwei Stunden lang Kostüme anprobiert“, erinnert sich die 54-Jährige. Aber am Schluss ging sie mit drei Outfits nach Hause.
Ein anderer relativ verzweifelter Kunde musste zu einer Party mit verruchtem Motto. „Er wollte als Lude gehen“, so Duderstadt, die es dann aber genau wissen wollte. Lude sei ja nicht gleich Lude. Es gebe Edelluden oder die von der Reeperbahn aus den 1980er-Jahren. Aber auch die Expertin muss manchmal die Suchmaschine in Anspruch nehmen, wenn es um neue Trends geht – beispielsweise inspiriert durch aktuelle Filme. Gerade Kinder würden gern verkleidet ins Kino gehen, so die Filialleiterin.
Kostüme in Hamburg: Erwachsene verkleiden sich als Gummibärchen – Kinder nicht
Das führt direkt zu den Trends des Jahres 2024. Denn darunter findet sich ein Kostüm, das durch einen aktuellen Kinofilm eine hohe Nachfrage erlebt. Es geht um Barbie und Ken. Das ist sowohl bei den Erwachsenen als auch bei Kindern gefragt. Wegen der Kooperation mit einem Süßigkeiten-Hersteller gibt es zudem in den bundesweit 32 Deiters-Shops eine spezielle Bärchen-Kollektion, die laut Unternehmen gut ankommt.
So kann, wer mag, als Maoam, Gummibärchentüte oder Lakritzschnecke in diesem Jahr verkleidet auf eine Faschingsparty gehen. Wer anderen Süßkram bevorzugt: Es geht auch als Schokobons oder Brausepulvertüte. Bei den Erwachsenen ist 2024 zudem im Trend: Outfits mit Glitzer, Metallic oder/und Pailletten – also Kostüme, die jede Discokugel in den Schatten stellen.
Kostüme – Top-Trends bei Erwachsenen:
- Metallic-Glitzer-Kostüm
- Barbie und Ken
- Süßkram wie Gummibärchen oder Schokobons
Bei den Kindern sieht es etwas anders aus. Erstaunlicherweise spielt der Süßkram hier weniger eine Rolle. Bei den Kleinen stehen 2024 – wie im vergangenen Jahr – Kostüme hoch im Kurs, die man wohl als Klassiker bezeichnen kann.
Kostüme – Top-Trends bei Kindern:
- Prinzessin/Pirat
- Polizist, Feuerwehrmann, Barbie
- Figuren aus dem Film die Eisprinzessin
Kostüm für Kinder: Indianer-Outfit trotz Diskussion weiter im Angebot
Auch wenn es in Hamburg Kindergärten und Schulen gibt, die darum bitten, dass man auf Kostüme wie Indianer verzichtet, sind sie im Ottensener Kostümgeschäft weiterhin zu finden und werden durchaus gekauft, wie Duderstadt berichtet. „Indianer gibt es bei uns und es heißt auch so“, betont die Filialleiterin. Sie kann die Diskussion darum nicht nachvollziehen.
Was sie aber durchaus ärgert: Wenn sie Erwachsene dabei beobachtet, wie diese im Geschäft mit den Spielzeugwaffen aufeinander zielen. Dann schreitet sie ein, obwohl sie ansonsten viel Spaß versteht. „Aber das ist doch in diesen Zeiten absolut unangemessen“, so die 54-Jährige.
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Kostüm für Karneval – günstige Variante für den kleinen Geldbeutel
Kostüme – sie machen Groß und Klein Spaß, haben aber auch ihren Preis. Das derzeit teuerste Teil beim rheinischen Marktführer – ein Paillettenmantel – kostet 100 Euro. Perücken gibt es zwischen 15 und 25 Euro. Für den kleinen Geldbeutel rät Duderstadt zu einem Haarreif oder Hut in Kombination mit Schminke und etwas aus dem eigenen Schrank.
Als Beispiel: Wer sich auf einer Mottoparty nicht sehen lassen will, kann sich als Schneemann komplett im Plüsch-Overall verstecken. Kosten: 89,99 Euro. Die günstige Variante auch für Kinder: einfach weiß anziehen, Schal und Mütze dazu, vielleicht ein paar Knöpfe aufmalen oder annähen. Eine Karottennase gibt es für 4,90 Euro.
Zudem gibt es in Hamburg auch verschiedene Anlaufstellen für günstige Secondhand-Kostüme und Kostümverleih. Letzteres bietet zum Beispiel „Party Helden“ mit Filialen in der Europa Passage, im Elbe-Einkaufszentrum und im Phönix-Center.