Hamburg. Filialleiter spricht von 20 Prozent Umsatzverlust. Politik drängt auf Lösung. Überraschend: Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt.

Im Juli, etwa 14 Tage vor der Eröffnung des neuen Globus-Marktes, war die Straße in Hamburg-Lurup plötzlich dicht. Und bis heute tut sich am Grandkuhlenweg vor der ehemaligen Real-Fläche nichts. Was Kunden wundert, ärgert den Globus-Filialleiter und auch in der Altonaer Politik fängt es an zu murren.

In der jüngsten Bezirksversammlung wurde jetzt gegen die Stimmen der Grünen beschlossen, die Sanierung des Grandkuhlenwegs zu priorisieren und zusätzliche Mittel dafür einzuwerben.

Globus in Hamburg-Lurup: Laut Amt bleibt davor bis zu einer Sanierung dicht

Wann hier wieder Autos fahren dürfen, könne derzeit nicht realistisch vorausgesagt werden, teilt Monia Wachsen, Sprecherin des Bezirksamts Altona, auf Abendblatt-Anfrage mit. Bis zu einer Sanierung der Straße auf jeden Fall nicht. Und wie lange diese dauert und was sie kostet, werde jetzt im Rahmen eines Gutachtens ermittelt. „Der Bezirk hat aufgrund der Dringlichkeit des Zustands ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Ergebnisse liegen bislang noch nicht vor“, so die Sprecherin.

Dabei ist das Problem seit Jahrzehnten bekannt. Unter der Straße und den angrenzenden Gebieten befindet sich eine alte Deponie. Was dort lagert, ist unbekannt. Klar ist aber, wenn man sich an die Sanierung des Grandkuhlenwegs macht, kann das teuer werden, da Altlasten entsorgt werden müssen.

Hamburg-Lurup: Unter dem Grandkuhlenweg befindet sich eine Mülldeponie

„Dem Bezirk ist bekannt, dass sich unter der Straße eine alte Mülldeponie befindet“, heißt es vom Bezirksamt und man räumt auch ein, dass der Fall eine lange Vorgeschichte hat: „Laut der uns vorliegenden Unterlagen ist eine Absackung erstmals 1990 aufgetreten, woraufhin 1991 erste Maßnahmen ergriffen wurden. 2009 ist die Straße erneut abgesackt. Daraufhin wurden seitens des Bezirksamts Schritte zur Vermessung in die Wege geleitet; eine Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen scheiterte zwei Jahre später aufgrund von fehlenden Mitteln. Im Jahr 2021 wurde wegen einer Verschlechterung des Zustands die Durchfahrt für Kraftfahrzeuge über 3,5 Tonnen per Anordnung untersagt.“

Mehr passierte nicht. Hiesige Verkehrsteilnehmer kennen den Bereich, der einer Berg- und Talfahrt glich. Auch Grundstückseigentümer mahnten den Bezirk laut Abendblatt-Informationen mehrfach an, zu handeln. Doch erst nach langwierigem Umbau, dann als die Eröffnung des neuen Globus-Marktes anstand, tat sich was.

Die Straße wurde zwischen Kressenweg und Zufahrt zum Globus dicht gemacht. „Das ist schon eigenartig“, sagt Lurups Globus-Chef Kai Haeder. „Es ist seit 30 Jahren bekannt, dass es hier Probleme gibt und es wurde nichts getan. Auf einmal, zur Eröffnung heißt es, dass Gefahr im Verzug ist und die Straße gesperrt werden muss.“

Großbaustelle in Lurup: Auf der alten Real-Fläche entstand für 40 Millionen Euro der erste Globus-Markt in Hamburg. Geschäftsführer ist Kai Haeder (Archivbild).
Großbaustelle in Lurup: Auf der alten Real-Fläche entstand für 40 Millionen Euro der erste Globus-Markt in Hamburg. Geschäftsführer ist Kai Haeder (Archivbild). © Katy Krause | Katy Krause

Globus in Lurup: Filialleiter beziffert Umsatzverlust durch Sperrung auf 20 Prozent

Den Umsatzverlust durch die schlechte Zufahrtsituation beziffert der Geschäftsführer auf etwa 20 Prozent. Zudem wurde für die ersten 14 Tage nach Eröffnung zusätzliches Personal engagiert, dass die Kundenströme über die provisorische Zufahrt und den eigenen kleinen Parkplatz zum größeren Parkplatz schleust. „Das hat in etwa einen fünfstelligen Betrag gekostet“, so Haeder und er fragt weiter: „Was will man hier eigentlich schützen?“

Damit spielt er darauf an, dass der Standort des Marktes nicht der städtischen und bezirklichen Planung entspricht. In mehreren Konzepten steht, dass man den Einzelhandel rund um den Eckhoffplatz und die dortige Passage konzentrieren will. Mit dem riesigen neuen Einkaufsmarkt, der auch Gastronomie, Bekleidungsgeschäfte, einen Friseur, ein Nagelstudio, eine Reinigung und Post beherbergt, hat sich nun ein kleines Nebeneinkaufszentrum gebildet, das Kaufkraft von der Passage abzieht.

Bezirk Altona erklärt Sperrung zur Eröffnung mit Verschlechterung des Straßenzustands

Zum Timing der Straßensperrung, äußert sich der Bezirk nur soweit: „Die Fahrbahn wurde für Kraftfahrzeuge im Juni 2023 aufgrund der weiteren Verschlechterung des Straßenzustands und wegen Nichtbeachtung der Durchfahrtsperre für Kraftfahrzeuge über 3,5 Tonnen komplett gesperrt. Der Fuß- und Radverkehr kann weiterhin passieren.“

Die Sperrung hat auf jeden Fall ein juristisches Nachspiel. Laut Abendblatt-Informationen wehrt sich ein Grundstückseigentümer gegen die Straßensperrung und prüft auch einen Schadensersatz.

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Im Hintergrund wird nun um eine Alternative gerungen, um die kommenden Jahre bis zu Fertigstellung der Straße zu überbrücken. So könnte der Verkehr vom Kressenweg aus auf den dortigen großen Globus-Parkplatz hinter dem Autohaus geleitet werden.

Doch auch dafür bedarf es Genehmigungen und Boden-Gutachten. „Ich hatte gehofft, dass wir diese Lösung bis Weihnachten realisieren können, aber es wird wohl eher Ostern“, sagt Haeder. Zumindest die Ampelschaltung an der Kreuzung Grandkuhlenweg und Flurstraße wurde jetzt aufgrund der Sperrung angepasst.