Hamburg. Premiere für das Veranstaltungsformat in Hamburg. Ob es sich für Familien lohnt, Tipps für den Ticketkauf und was Kritiker sagen.
In Berlin gibt es ihn schon, sogar zweimal. Auch der Zoo von Hannover, das Schloss und der Park in Dresden leuchten zur Weihnachtszeit. Und sogar in Paris und Rom ist die glitzernde Lichtershow ein Begriff. Jetzt feiert der Christmas Garden in Hamburg Premiere. Das Interesse ist groß und die Organisatoren erwarten bis 14. Januar bis zu 100.000 Besucher.
Doch wie ist er denn nun? Lohnt sich ein Besuch im nächtlichen Loki-Schmidt-Garten gegenüber vom Bahnhof Klein Flottbek? Das Hamburger Abendblatt hat den Test gemacht. Das hat das magische Lichterfest zu bieten, das kostet der Besuch und das sorgt Kritiker.
Christmas Garden: Das wird im Loki-Schmidt-Garten geboten
Wirklich, so sah der Botanische Garten gegenüber vom Klein Flottbeker Bahnhof noch nie aus: In den hohen Baumwipfeln der Tannen tanzen die Lichter. Ganze Hecken erstrahlen und weisen den Weg. Dort, wo sonst im Frühling das Gemüse angepflanzt wird, verbiegen sich nun zahlreiche Leuchtstäbe, die aussehen wie kleine bunte Würmer auf einem Feld. Die beleuchteten Pyramiden, das muss man neidlos anerkennen, waren niemals so schön wie jetzt.
Und es gibt wirklich viel zu entdecken auf dem rund zwei Kilometer langen Rundweg. Vorbei am Knusperhäuschen samt Hexenkessel geht es durch eine Sternenallee bis in das Alpinum des Botanischen Gartens, in denen nun ab der Dämmerung durch Lichter und Klang der Eindruck eines Wetterleuchtens entsteht.
Im Teich des Loki-Schmidt-Gartens wird durch Wasser und Licht eine Projektion geschaffen. Es wirkt, als würde ein Zauberschiff über der Wasseroberfläche schweben. „Oh, wie schön“, sagt ein kleines Mädchen, während die Erwachsenen ihre Mobiltelefone zücken.
Soziale Medien: Christmas Garden hat sich auf Zeitgeist eingestellt
An diesem Abend ist der Christmas Garden gut besucht. Es wird viel gefilmt und fotografiert. Am Märchenteich entsteht ein Streit zwischen Mutter und Tochter, beide schon deutlich über 50, weil die betagte Dame am Krückstock die Videofunktion an ihrem Handy nicht bedienen kann.
Der Christmas Garden ist nicht nur eine strahlende Veranstaltung mit viel Musik – zu hören gibt es meist Weihnachtsklassiker aus dem Amerikanischen. Es ist auch ein Format, das sich auf den Zeitgeist eingestellt hat: Überall sind eigens „Fotopoints“ eingerichtet. Und so geht es an diesem Abend auch viel ums Fotografieren und darum anderen nicht dabei im Weg zu stehen.
Christmas Garden Hamburg: Preispolitik kommt bei Besuchern nicht gut an
Vor der Tür des Botanischen Gartens ist die Stimmung an diesem Abend jedoch noch nicht so richtig weihnachtlich. Zwar leuchten hier schon die ersten hübschen Lichter, eine Stimme begrüßt die Besucher des ersten Christmas Garden in Hamburg höflich auf Englisch. Doch die Leute sind gereizt –besonders in der Kassenschlange.
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Die gut gemeinte Idee, die Besucher in Zeitfenstern durch den Christmas Garden zu schleusen, damit alle mehr sehen und vor allem fotografieren können, erschließt sich vielen nicht. Die damit einhergehende Preispolitik der Veranstalter auch nicht. Dass Tickets in weniger gut besuchten Zeiten günstiger beziehungsweise in viel genutzten Zeiten teurer angeboten werden, sorgt eher für Unmut. Einige haben das ab 16,50 Euro überlesen.
Günstige Tickets für Christmas Garden online finden – Tipps dazu
An diesem frühen Abend ist das günstige Kontingent weg und somit gibt es an der Kasse nur Karten für 21,50 Euro für eine Dame, die mit ihrer Freundin da ist. 43 Euro auf einen Schlag. Andere versuchen sich spontan in der Schlange zu einer Gruppe zusammenzutun, dann gebe es die Karte für 19 Euro, aber es fehlen zwei Leute.
Da es an der Kasse auch sehr langsam vorangeht, kann man nur empfehlen, worauf auch die Veranstalter hinweisen: Die Karten vorab online zu buchen. Doch auch online ist es nicht leicht ersichtlich, welche Tage denn noch preisgünstig zu haben sind. Denn in der Schnellansicht richtet sich der Ab-Preis an den Kinderkarten aus. Wenn dort also „ab 16 Euro“ steht, sind dann gar keine Karten für Erwachsene ab 16 Euro zu bekommen. Tipp: Dort, wo „ab 12 Euro“ steht, gibt es dann für Erwachsene Tickets ab 16,50 Euro – zum Beispiel noch im Dezember.
Gastro im Christmas Garden: Glühwein für 4 Euro, Gulasch für 6 Euro
Besucher schildern in Rezensionen online, dass ihre Taschen am Eingang streng gefilzt wurden. Essen und Getränke durften nicht mitgenommen werden – mit Hinweis auf die Gastronomie im Park. Sogar um Wasser und Brot für Kinder gab es Diskussionen.
„Wie in den FAQs beim Ticketkauf notiert, dürfen keine Speisen und Getränke mit in den Christmas Garden genommen werden. Baby- und Kleinkind-Nahrung sind selbstverständlich erlaubt. Die Mitnahme von alkoholischen Getränken bleibt explizit ausgeschlossen. Taschenkontrollen finden stichprobenartig statt“, erklärt dazu Uwe Hansmann, Pressesprecher vom Christmas Garden.
Offensichtlich ist, dass das Unternehmen Schmidt & Schmidtchen als Gastronomiepartner einiges aufgefahren und auch investiert hat. An verschiedenen Orten im Loki-Schmidt-Garten stehen Hütten. Angeboten werden dort Glühwein (für 4 Euro plus 3 Euro Pfand), Bratwurst im Brötchen (4,50 Euro), Softgetränke, Brezeln und Lebkuchenherzen. Im Café Palme gibt es außerdem Gulasch (6 Euro), Suppen und eine Portion Pommes. Geschmacklich in Ordnung, die Auswahl ist gut. Die Preise sind an allen Buden gleich.
Hamburg: Ist der Christmas Garden etwas für Familien?
Familien kommen hier auf ihre Kosten, im doppelten Sinne. Zum Glück gibt es vergünstigte Familienkarten ab 44 Euro und bei der Gestaltung des Programms wurde auf kleine und große Besucher Rücksicht genommen. Die Kinder lassen sich vor allem auch von ganz anderen Dingen begeistern, wie etwa einer lesenden Weihnachtsmann-Figur, die am Fuße eines beleuchteten Baumes auf einem Sessel sitzt – und das macht besonders Spaß.
Eineinhalb Stunden im Christmas Garden fliegen somit dahin. Zum Schluss gibt es auf dem hübschen kleinen Kinderkarussell kostenfrei noch zahlreiche Runden, das kommt bei vielen Kindern und Eltern, die daneben etwas essen und trinken können, gut an.
Christmas Garden Hamburg: Das sagen Kritiker
Für Verdruss hat bei der Premiere in Hamburg offenbar ein Fehler der Veranstalter gesorgt, die Karten für den Eintritt in den Christmas Garden am Volkstrauertag verkauft haben. Diese mussten storniert werden, weil eine solche Veranstaltung nicht am Trauertag erlaubt ist. Das würde bei einer Neuauflage wohl nicht wieder vorkommen, so die Organisatoren.
Zudem bemängeln die Besucher in negativen Bewertungen die bereits beschriebene Preispolitik. Ein weiterer Kritikpunkt: Es gibt einige Hamburger, denen die leuchtende Veranstaltung im Botanischen Garten in Bezug auf die Natur Sorgen bereitet.
Christmas Garden in Hamburg: Fazit vom Testbesuch
Das Fazit: Wer sich für den Besuch des Christmas Garden entschließt, sollte sich darüber bewusst sein, dass dieser nicht günstig wird. Dafür wird einem aber auch einiges geboten. Wer sich dann dafür entschließt und keine gute Fotoausstattung besitzt, sollte einfach mal das Handy in der Tasche lassen und den Moment genießen.
Alle diejenigen, die sich an diesem Abend darauf einlassen, wirken deutlich entspannter. Wer kann und mag, sollte mit Kindern hingehen. Durch ihre Augen die Lichtershow zu sehen, macht doppelt Vergnügen. Garantiert.