Hamburg. Jorin und Maarten mussten 13 Wochen zu früh auf die Welt geholt werden. Ihre Eltern berichten von nervenaufreibender Zeit.
Die Geburt ihrer Zwillinge Jorin und Maarten und die ersten Monate als Eltern haben sich Svenja und Sebastian Baade ganz anders vorgestellt. Ende Januar sollten die beiden Jungen zur Welt kommen, das Kinderzimmer für ihre Babys war gerade fertig, zwei Namen ausgesucht.
Doch statt einer schönen entspannten Geburt, wie so viele Eltern sie sich erträumen, kamen die beiden Kleinen plötzlich, schnell und viel zu früh bereits am 25. Oktober vergangenen Jahres zur Welt – rund 13 Wochen vor dem errechneten Termin.
Kinderkrankenhaus Altona: Zwillinge kommen in Hamburg zu früh auf die Welt
Aber der Reihe nach: Svenja Baade war in der 25. Schwangerschaftswoche, als die junge Frau einen hohen Blutdruck entwickelte. Zur Kontrolle wurde die werdende Mutter, die mit ihrem Mann in dem kleinen Ort Helmste bei Hamburg wohnt, in die Klinik nach Buxtehude geschickt.
„Hier sollte ich richtig durchgecheckt und bei Bedarf medikamentös eingestellt werden“, sagt die 31-Jährige. Svenja Baade dachte sich weiter nichts dabei und ließ in der Klinik die entsprechenden Untersuchungen über sich ergehen.
Frühgeburt: Wie aus einer Handvoll Leben zwei kesse Babys wurden
„Doch schon nach einer Nacht haben mich die Ärzte informiert, dass sie mich zur Sicherheit in die Asklepios Klinik Altona verlegen würden“, sagt sie. Dazu der Halbsatz: „Falls ihre Jungs früher kommen.“ Dieser war es auch, der bei Svenja Baade und ihrem Mann große Unruhe auslöste. Warum sollten die Jungen denn früher kommen, ihr ging es doch mal abgesehen vom hohen Blutdruck so weit gut?
Die Erklärung folgte kurze Zeit später: Die Ärzte vermuteten eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung. Diese geht oftmals mit hohem Blutdruck einher, außerdem begann die werdende Mutter bereits Wasser einzulagern. Ein Alarmzeichen. Das Problem bei einer solchen Schwangerschaftsvergiftung: Die Mütter schweben in großer Gefahr – und später auch die Babys.
Die Herztöne eines der Babys wurden schlechter
Bei Svenja Baade geschah genau das. Schon kurze Zeit, nachdem die werdenden Eltern sich in Altona in einem Zimmer eingerichtet hatten, bereiteten den Ärzten die Herztöne des kleineren der beiden Zwillinge Sorgen. „Von Tag zu Tag wurden die entsprechenden Untersuchungen, also das CTG und Ultraschall, engmaschiger“, sagt Svenja Baade. Immer wieder hätten die Ärzte nachdenklich gewirkt.
Das Problem: Die beiden kleinen Jungen im Bauch waren zu dieser Zeit noch viel zu klein, um auf die Welt zu kommen. In einer solchen Situation zählt jeder Tag, also versuchten die Mediziner den schließlich unvermeidlichen Schritt einer frühen Geburt per Kaiserschnitt herauszuzögern. „Wir wollen mindestens die 28. Woche schaffen, haben sie mir immer wieder gesagt.“
Gerade einmal 715 Gramm wog der kleine Maarten
Doch schon eine Woche früher wurden plötzlich die Herztöne des Kleinen für kurze Zeit erschreckend langsam. „Sofort wurde ich in den Kreißsaal gebracht, mein Mann musste ganz schnell kommen.“ Und nicht einmal eineinhalb Stunden später waren die beiden Babys schon auf der Welt. Mehr als drei Monate zu früh.
Gerade einmal 715 Gramm wog der Kleine bei seiner Geburt, der Größere kam immerhin auf 910 Gramm. Svenja Baade und ihr Mann nannten die beiden Maarten und Jorin. Die Namen haben eine besondere Bedeutung. „Maarten bedeutet Krieger und Kämpfer, und Jorin bedeutet Wächter und Beschützer“, so der Vater. „Da Jorin immer schützend über Maarten lag im Bauch und somit seinen kleinen Bruder beschützt hat, haben wir die Namen so gewählt.“
Die erste Begegnung mit ihren Babys werden die Eltern nie vergessen
Die Eltern durften die beiden Kleinen erst einmal nicht sehen. „Sie wurden sofort nach nebenan gebracht“, sagt Sebastian Baade. Er war dann der Erste, der zu den kleinen Inkubatoren im Perinatalzentrum der Früh- und Neugeborenenintensivstation des Altonaer Kinderkrankenhauses (AKK) durfte. Auf dieser Station arbeitet das AKK eng mit der benachbarten Klinik zusammen, in der die Kinder zur Welt kamen.
Die erste Begegnung mit ihren Babys werden die beiden Eltern nie vergessen. „Da steht man dann und sieht zwei winzige kleine Lebewesen, zwei Häufchen Mensch, überall sind Schläuche, überall Geräte. Der kleine Maarten hat in diesem Moment sogar kurz aufgehört zu atmen, ein absoluter Schock“, sagt Sebastian Baade, und man merkt ihm an, dass ihn die Bilder bis heute nicht loslassen. „Wenn man zum ersten Mal Eltern wird, erwartet man ja zwei kleine rosige Babys, die man nach der Geburt auf die Brust gelegt bekommt.“ Dieser Traum sei ihnen jäh zerstört worden, von nachgeburtlicher Romantik keine Spur.
Kinderkrankenhaus Altona: Zweimal am Tag durften Eltern ihre Babys besuchen
Die jungen Eltern konnten in den ersten Wochen im Ronald McDonald Haus des AKK wohnen. Zweimal am Tag besuchten sie die Kleinen, um mit ihnen zu kuscheln und Zeit zu verbringen. „Da es Zwillinge waren, durften wir trotz der Corona-Auflagen zu zweit mit ihnen zusammen sein.“
Besuchen heißt in diesem Fall allerdings, dass Schwestern die Babys für die Zeit ohne Inkubator vorbereiten, Schläuche umstecken – und sie den jungen Eltern auf die Brust legten. „Überall waren Schläuche, das war wirklich schlimm.“
Frühgeborenes musste gegen lebensgefährliche Infektionen kämpfen
Svenja Baade berichtet heute, dass sie in den ersten Wochen eigentlich durchgehend geweint habe. Die Angst um die kleinen zarten Wesen habe sie psychisch extrem belastet. „Sicherlich haben die Hormone nach der Schwangerschaft auch ihren Anteil daran gehabt.“
Zudem habe der kleine Maarten gleich zu Beginn seines Lebens seine Kampfeskraft immer wieder unter Beweis stellen müssen. Verschiedene lebensgefährliche Infektionen machten dem Winzling zu schaffen.
Svenja und Sebastian Baade sind Stück für Stück in Elternrolle gewachsen
Auch beim Kontakt mit ihren Söhnen habe sie sich anfangs schwerer getan als ihr Mann, berichtet Svenja Baade. „Ich hatte immer Angst, etwas kaputt zu machen. Sie sahen so zerbrechlich aus.“
Stück für Stück seien sie aber in ihre Aufgabe als Eltern hineingewachsen, berichten die beiden. Dabei hätten ihnen die Schwestern des Perinatalzentrums sehr geholfen. „Ohne die liebevolle Ansprache, die Aufmunterung und die Unterstützung wären wir echt verloren gewesen.“
Svenja Baade berichtet, dass sie das ganz normale Leben als Eltern erst habe lernen müssen. „Lange Zeit habe ich immer Angst gehabt, den beiden könne etwas passieren.“ Als dann Stück für Stück die Geräte und Monitore verschwanden, was eigentlich ein Grund zur Freude sei, habe sie ein Gefühl für ihre Babys entwickeln müssen. „Das ist nach der langen Zeit gar nicht so leicht.“
Ende Januar dufte die Familie endlich nach Hause
Am 31. Januar konnte die kleine Familie dann endlich nach Hause. Wenige Tage nach dem eigentlich errechneten Geburtstermin. Hier sind sie jetzt zu viert angekommen und zusammengewachsen. Die beiden Jungen entwickeln sich prächtig, sind zu fröhlichen Kleinkindern herangewachsen. „Niemand sieht ihnen mehr an, was sie hinter sich haben.“
Gerade hätten sie allerdings ihre erste Erkältung gehabt. „Als sie dann nachts hier und da ein wenig geröchelt haben, da sind die Erinnerungen wieder hochgekommen“, sagt Sebastian Baade. „Daran merkt man doch, wie tief diese Ängste sitzen.“ Im Alltag würden sie beide allerdings nicht mehr ständig an die ersten Wochen und Monate denken. Und das sei auch gut so.
Wie aus einer Handvoll Leben zwei kesse Babys wurden
Bis heute hält die Familie Kontakt zu den Menschen in Altona, die so lange für sie ein zweites Zuhause waren. Hier werden nach wie vor Kontrolluntersuchungen durchgeführt. „Und wenn wir die Station besuchen, freuen sich alle, die Jungs so fröhlich und munter zu sehen.“
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Auch an diesem Wochenende wollen die vier Baades gemeinsam nach Altona fahren, um am Tag der offenen Tür teilzunehmen. „Dann sehen wir die Schwestern, aber auch unsere Musiktherapeutin, die uns mit ihrer musikalischen Begleitung oft Stress und Angst für einen Moment nehmen konnte. Wir freuen uns schon jetzt, ihnen die beiden Jungs endlich mal wieder zeigen zu können.“
Zu schön sei dieser Kontrast von den beiden kleinen hilflosen Wesen zu den fröhlichen Kerlchen, die sie heute seien. „Wir sind jeden Tag dankbar für dieses Geschenk. Und für die tollen Menschen in Altona, die unseren Kindern überhaupt erst den Weg ins Leben ermöglicht haben.“
Altona Kinderkrankenhaus: Tag der offenen Tür am Sonntag
Das Altonaer Kinderkrankenhaus veranstaltet nach dreijähriger Corona-Pause am Sonntag wieder einen Tag der offenen Tür. Von 14 bis 18 Uhr können Kinder und Eltern die Kinderklinik besuchen. Und viele Dinge erfahren und ausprobieren: Wie fühlt es sich beispielsweise an, einen Gips zu tragen? Wie wird die Lungenfunktion gemessen? Und wie funktioniert die Musiktherapie für die Kleinsten?
Dazu gibt es Stationen wie die Laparoskopie, einen Rollstuhlparcours, Dosenwerfen, Kinderschminken oder einen Mitmach-Zirkus. Auch die beliebte Teddyklinik ist vor Ort. Dazu können kleine und große Besucher die anwesenden Ärzte befragen. „Unser Tag der offenen Tür soll den Kindern die Angst vor der Krankenhausbehandlung nehmen und ihnen zeigen, dass sie bei uns sehr gut aufgehoben sind. Und wie geht das besser als bei einem spannenden Knochenquiz oder der Behandlung des eigenen Kuscheltiers?“, so Geschäftsführerin Christiane Dienhold.
Auch Starköchin Cornelia Poletto ist zu Gast, sie engagiert sich für das Kinderkrankenhaus. „Ich freue mich auf den Tag der offenen Tür und strahlende Kinderaugen! Dieser Tag ist eine tolle Möglichkeit, um Einblicke in die vielfältigen Tätigkeiten des Kinderkrankenhauses zu bekommen“, so Poletto. Die Einnahmen des Tages gehen an die Musiktherapie auf der Früh- und Neugeborenenintensivstation des Altonaer Kinderkrankenhauses im Perinatalzentrum (PNZ) Altona.