Hamburg. Musiker spielte am Sonntag ein kostenloses Konzert im Schanzenviertel. Tausende sangen seine linkspolitischen Texte mit.
Um an einem gemütlichen Sonntag Menschen runter vom Bett oder von Couch und raus vor die Tür zu bekommen, muss schon einiges geboten werden. Am letzten Tag der Woche tummeln sich in der Schanze in Hamburg eigentlich nur Touris, die das Wochenende voll auskosten wollen, oder verkaterte Seelen auf der Suche nach Essbarem.
An diesem Sonntag jedoch ist das Schulterblatt völlig vollgestopft mit Menschen: Danger Dan gibt ein kostenloses Konzert an der Roten Flora.
Danger Dan in Hamburg: 7000 Menschen warten in der Schanze
Schon vom U-Bahnhof Sternschanze aus entsteht das Gefühl, dass halb Hamburg auf den Straßen ist. Eine wahre Pilgerschaft ist unterwegs. Kinder mit Ohrenschützern, funky-punky gekleidete Leute und schicker aussehende Menschen der älteren Fraktion: Alles sammelt sich an diesem sonnigen Sonntagnachmittag vor dem linken Zentrum Hamburgs. Nach Angaben der Polizei sind mehr als 7000 Menschen vor Ort.
Bevor Danger Dan auftaucht, bringen Streichinstrumente, Redebeiträge und ein DJ-Set von Lina Celli das Publikum (noch mehr) in Stimmung. Als eine 24-jährige Frau schildert, wie sie beim Anschlag in Henstedt-Ulzburg vor drei Jahren von einem AfD-Anhänger mit seinem Auto umgefahren wurde, wandelt sich die zuvor entspannte Atmosphäre plötzlich zu einer politisch angeregten. Es wird deutlich, wofür die Veranstaltung steht: gegen Rassismus, gegen Faschismus, gegen die AfD und gegen Nazis.
Konzert gegen Rassismus: Danger Dan performt an der Roten Flora
Dann endlich, um 19 Uhr, ist er da: Danger Dan setzt sich an den Treppen der Flora ans Keyboard und performt mit seiner unvergleichlichen Stimme den ersten Song „Lauf davon”. Der Songtext ertönt durch die mächtige Musikanlage der Roten Flora in einem glasklaren und angenehm lauten Sound: „Lauf davon, so schnell du kannst, bevor sie dich bekommen. Fang irgendwo noch mal von vorne an.”
Der gebürtige Aachener begrüßt herzlich das Publikum, er freue sich, dass er das letzte Konzert seiner diesjährigen Tour an diesem besonderen Ort spielen dürfe. Doch bevor er weitermacht, stellt er eins klar: „Ich mache keine Musik und spiele kein Klavier für homophobe, rassistische Arschlöcher, für keine AfD-Anhänger!“
Danger Dan in Hamburg: Song über den Holocaust
Ein besonderes, tief berührendes Lied an diesem Abend stammt nicht von ihm selbst. Und er performt es auch nicht. Das Lied heißt „Mein Vater wird gesucht“ und stammt von Hans Drach aus dem Jahr 1935, komponiert wurde es von Gerda Kohlmey. Vorgetragen wird es am Sonntagabend von Jonathan Heck und seinem Quartett, ohne Lyrics.
Der eigentliche Songtext erzählt die Geschichte eines Kindes, dessen Vater von den Nazis verschleppt wurde. „Auf dass dieses Lied und die Grauen des Holocausts nie vergessen werden“, ruft Danger Dan.
Pinker Rauch im Himmel, während Danger Dan singt
Ein weiteres musikalisches, aber auch visuelles Highlight zauberte Danger Dan mit seinem wohl bekanntesten Song: „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt.“ Der Track hat auf Spotify über 40 Millionen Streams.
Während Dan den Refrain performt, stehen mehrere schwarz gekleidete Personen auf dem Dach der Flora und zünden Pyrotechnik. Der rot-pinke Rauch verwandelt den Himmel in einer Magenta-Meer. Das Publikum zeigt sich begeistert.
Motto des Open-Air-Konzerts: „Viva la Antifa“
Unter dem Motto „Viva la Antifa“ findet das kostenlose Open-Air-Konzert von Danger Dan statt, der sowohl solo als auch als Mitglied der Antilopen Gang musikalisch tätig ist. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Roten Flora, der linkspolitischen Gruppe Grow Hamburg (Gruppe für den organisierten Widerspruch) sowie den Veranstaltern von „illegal – Tresen unter dem Radar“.
Um trotz des massiven Andrangs ein friedliches Konzert zu ermöglichen, ist ebenfalls ein Awareness-Team von Safe & Sound vor Ort, auch telefonisch sind sie erreichbar. Die Einnahmen für Getränke und zu kaufende Soli-T-Shirts fließen an Antifa-Projekte und die politische Arbeit der Roten Flora.
- Fettes Brot zum Abschied- „Muss gleich anfangen zu heulen“
- „Viva la Antifa“ – Danger Dan spielt gratis in der Schanze
- „Ich habe immer Angst, man denkt, ich sei wieder auf Koks“
„Ich habe das Gefühl ich sollte noch mal wiederkommen. Was meint ihr?“ Mit diesen Worten machte der 40-jährige Musiker seine Fans auf dem Dockville Festival vor zwei Wochen heiß. „Es gibt da so ein Haus in der Schanze, die haben so einen Balkon, da kann man Konzerte spielen. Meint ihr, ich sollte da mal hinfahren?“
So kündigte er sein Open Air offiziell an – ein Video dazu postete er auf Instagram. Und er hat keine leeren Versprechungen gemacht.
Danger Dan im Hamburg: Feuerwerk zum Abschluss
Danger Dan beendet sein Konzert am Sonntagabend – und somit auch seine Tour – mit dem Song „Tesafilm“. Zum Abschluss schießt zudem ein lichterlohes Feuerwerk über die Massen auf dem Schulterblatt.
Ein beeindruckender Abend, nicht nur musikalisch. Und das an der frischen Luft, im Herzen der Schanze – und umsonst, für jede und jeden zugänglich.