Hamburg. Nach offenem Brief der Nachbarn sind Fronten verhärtet. Wie unterschiedlich Anwohner und Kita die Lage vor Ort beschreiben.

In einem Nachbarschaftsstreit zwischen der Kita Klövensteen in Hamburg-Rissen und Anwohnern bleiben die Fronten verhärtet – obwohl es mittlerweile mehrere Angebote zur Schlichtung gab. Im Juni hatten die genervten Bewohner eines an die Kita angrenzenden Mietshauses einen offenen Brief an die Redaktion des Abendblatts und diverse Behörden sowie Politiker verschickt.

Darin beschrieben sie ausführlich das „fast unerträgliche Nutzungsverhalten“ vonseiten der Kita an der Alten Sülldorfer Landstraße. Nach dem Bau eines kleinen Spielplatzes im Vordergarten der Kita sei die Lärmbelastung massiv gestiegen und die Privatsphäre in den Wohnungen seither „eklatant eingeschränkt und gestört“.

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Die Bewohner der größtenteils geförderten Einraumwohnungen warfen der Kita vor, sich deutlich über die offiziell zum Spielen vorgesehene Grundstücksfläche auszubreiten und die Kinder auf dem einzigen Haupt- und Zugangsweg toben zu lassen. Dieser liegt nur knapp einen Meter von den angrenzenden Terrassen des Wohnhauses entfernt.

Der Betreiber habe außerdem jegliche Gesprächsanfragen vonseiten der Nachbarn abgelehnt oder mit der Aussage zurückgewiesen, dass man dafür keine Zeit hätte. Telefonate seien abrupt beendet worden, mehrmals sei auch gesagt worden: „Wenn es Ihnen hier nicht passt, können Sie ja ausziehen.“

Anwohner nahmen Gesprächsangebote der Kita nicht an

Nach dem offenen Brief habe es mehrere Gesprächsangebote der Kita gegeben, teilte Silke Plagge, Sprecherin des Kita-Trägers KMK Kinderzimmer GmbH, mit. Doch plötzlich scheinen die Anwohner nicht mehr bedingungslos gesprächsbereit zu sein.

Bereits am 12. Juli hatte die Kita-Geschäftsführung die Nachbarn zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen – den die Rissener allerdings ablehnten. Der Grund: Sie forderten, das Gespräch aufzeichnen zu dürfen – das lehnte Geschäftsführer Daniel Grimm jedoch ab. Daraufhin cancelte die Hausgemeinschaft den Termin.

Kita in Hamburg-Rissen reagierte auf Vorwürfe

Auf Anfrage heißt es von den Anwohnern: „Es ist nicht richtig, dass wir kein Gespräch mit der Kita Kinderzimmer GmbH & Co. KG führen wollten oder wollen. Vielmehr haben wir uns diesem Unternehmen gegenüber sehr klar positioniert und aus der entstandenen Situation heraus formulierte, berechtigte, minimale Vorbedingungen gestellt, bei denen wir bleiben werden.“

Auch ein Gespräch am 21. Juli wurde laut dem Kita-Betreiber ausgeschlagen. Trotzdem habe die Kita Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu entschärfen. „Wir versuchen, Rücksicht zu nehmen“, sagt Silke Plagge. So habe man das „Bobby-Car-Nutzungsangebot“ für die Kinder eingeschränkt, außerdem seien seither immer nur zwei von vier Kita-Gruppen auf der Außenflächen.

Anwohner werfen Rissener Kita Provokationen vor

Die Bewohner des Nebenhauses berichten hingegen, die Situation vor Ort spitze sich weiter zu. Statt einer Beruhigung der Umstände habe es vielmehr erneute Provokationen seitens der Kita gegeben. Silke Plagge weist die Vorwürfe zurück und erklärt wiederum, es sei eine regelrechte „Feindlichkeit“ einiger Anwohner gegenüber der Einrichtung spürbar.

Offen bleibt also, ob es in der verfahrenen Situation noch zu einer Annäherung zwischen beiden Parteien kommen wird. Möglicherweise beim anstehenden Kita-Sommerfest?

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Dazu seien die Anwohner des Nebenhauses alle eingeladen, sagt Geschäftsführer Daniel Grimm. Dass die Nachbarn die Einladung annehmen, hofft auch Sprecherin Plagge und appelliert: „Gespräche ausschließlich über offene Briefe zu führen, ist nicht zielführend.“