Hamburg. Touristen, Einheimische und Prominente lieben das Kultlokal in der Schanze. Die Zukunft von Erika’s Eck ist jedoch ungewiss.

Es gibt wenige Restaurants in Hamburg, die den Bekanntheitsgrad von Erika’s Eck erreichen. Egal ob in Touristenführern oder bei Einheimischen – die Schnitzel, Bratkartoffeln und Mettbrötchen genießen Kultstatus. Nun droht dem rustikal und urig eingerichteten Eckladen in der Sternstraße im Schanzenviertel aber offenbar das Aus.

Schanze: Kultrestaurant Erika’s Eck wurde im Internet angeboten

Online wurde das Restaurant auf dem Portal immobilienscout24.de annonciert. „Gaststätte Kult“ stand kurz und knapp über der Anzeige. „Ich möchte mich dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern“, sagte Wirt Stefan Wilms am Mittwoch auf Abendblatt-Anfrage.

Das 280 Quadratmeter große Restaurant stand zur Miete im Angebot. In der Annonce heißt es: „Das Objekt wird seit 40 Jahren von einer Familie betrieben, und es sind keine Investitionen offen. Es besteht eine 21-Stunden-Konzession, damit die Nachtschwärmer von Hamburg auch immer was zum Essen und Trinken bekommen. Die Gaststätte ist weit über Hamburg bekannt für das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine Übernahme kann individuell geregelt werden, und es besteht kein Brauereivertrag.“

Wirt Stefan Wilms ist seit 21 Jahren der Chef von Erika’s Eck. Nun droht dem Kultrestaurant in der Schanze das Aus.
Wirt Stefan Wilms ist seit 21 Jahren der Chef von Erika’s Eck. Nun droht dem Kultrestaurant in der Schanze das Aus. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Zu welchem Zeitpunkt Erika’s Eck verfügbar ist? „Nach Absprache“, hieß es auf dem Immobilienportal. Den genauen Mietpreis des Objekts, das als modernisiert beschrieben wird, gab es nur auf Anfrage. Die Nebenkosten sollen sich auf 1000 Euro belaufen.

Am Donnerstag war die Anzeige aus dem Internetportal wieder verschwunden. „Angebot wurde deaktiviert. Das Angebot ist nicht mehr verfügbar, da es vom Anbieter deaktiviert wurde. Der Anbieter kann nicht mehr kontaktiert werden, da dieses Objekt nicht für das Archiv freigegeben ist“, hieß es auf immobilienscout24.de.

Wirt Wilms erklärte dem Abendblatt. „Ich wurde von dem Rummel – auch medial – überrascht. Ich wollte nur mal ein Gefühl bekommen, was der Markt hergibt. Es gibt keine Eile, ich muss nicht verkaufen“, erklärte der 55-Jährige, der bestätigte, dass er bereits Kontakt mit Interessenten hatte. In der Belegschaft hatte die Nachricht durchaus für Unruhe gesorgt. Auch deshalb wurde die Anzeige nun aus dem Internet genommen.

Erika’s Eck bei Promis, Schlachthofmitarbeitern und Polizisten beliebt

Über die Gründe, weshalb ein neuer Mieter für das Lokal gesucht wird, kann aktuell nur spekuliert werden. Bereits im März hatte Wirt Wilms erklärt, dass die Corona-Pandemie nachhaltige Spuren hinterlassen hat. Vorbei die Zeiten, in denen die Mitarbeiter des benachbarten Schlachthofs, Müllmänner, Handwerker, Taxifahrer, Feuerwehrleute und Polizisten sich die Klinke in die Hand drückten, um nach Feierabend oder vor dem Dienst noch etwas Leckeres zu essen.

Auch Stars wie Udo Jürgens, Karl Heinz „Kalle“ Schwensen oder Jan Fedder kamen gerne in den frühen Morgenstunden in Erika’s Eck. Als der HSV noch sportliche Erfolge vorzuweisen hatte, kehrten Funktionäre wie Dietmar Beiersdorfer oder Bruno Labbadia nach Spielen gern ein, um mit leckerem Essen und Kaltgetränken zu feiern. „In der Nacht kommen die Gäste nicht mehr so kontinuierlich“, sagte Wilms im März dem Abendblatt.

Kultrestaurant Erika’s Eck kooperiert seit März mit finnischem Lieferdienst Wolt

Die Folge: Die Öffnungszeiten wurden angepasst. Werktags hat man von sechs Uhr in der Früh bis abends um 22 Uhr geöffnet. Lediglich am Wochenende bekommt man in dem Kultrestaurant noch das echte Erika’s-Eck-Feeling mit Speisen bis morgens um fünf Uhr.

Um sich breiter und zukunftssicher aufzustellen, ging Erika’s Eck neue Wege. Vor vier Monaten hatte Wilms entschieden, mit dem finnischen Online-Lieferdienst „Wolt“ zusammenzuarbeiten. Die Kooperation begann durchaus verheißungsvoll. „Es lief gut an“, freute sich Wilms damals. Dennoch droht der Institution im Schanzenviertel nun anscheinend das Aus.