Hamburg. Das neue Gebäude an der Ecke Max-Brauer-Allee/Paul-Nevermann-Platz greift die historische Bebauung auf. Doch es gibt offene Fragen.

Es ist eine dieser architektonisch zusammengewürfelten Orte, von denen im Zuge von Kriegszerstörung und Wiederaufbau in Hamburg viele entstanden: die Ecke Max-Brauer-Allee/ Paul-Nevermann-Platz in Altona. Unmittelbar neben einem 18-stöckigen Hochhaus aus den 1960er-Jahren stehen auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Grundstück zwei niedrige, völlig unterschiedlich aussehende Baukörper mit Bankfilialen, an die sich in Richtung Elbe mehrere Altbauten anschließen.

Ein neues Gebäude soll nun dafür sorgen, dass diese Ecke in wenigen Jahren harmonischer aussieht und dank möglicher Cafés und anderer Begegnungsstätten auch belebter wird. Dort ist ein Neubau mit Büros, Arztpraxen und einer Passage geplant. Die Banken bleiben am Standort erhalten, auch ein Hospiz soll es vor Ort geben.

Für das Projekt hatte das Hamburger Immobilienunternehmen Robert Voge­l einen Architekturwettbewerb mit sieben teilnehmenden Architekturbüros ausgelobt, der nun entschieden ist: Als Sieger kürte die Jury für den Entwurf des Hamburger Büros Winking Froh Architekten GmbH, der am Montag in Altona vorgestellt wurde. Die Baugenehmigung steht noch aus, aber die entscheidenden Stellen haben dem Vorhaben schon ihren Segen gegeben, darunter die Baubehörde, das Bezirksamt Altona und Oberbaudirektor Franz-Josef Höing.

Neues Gebäude am Bahnhof Altona: Baubeginn voraussichtlich 2024

Dem Vernehmen nach wird ein Baubeginn in knapp zwei Jahren angepeilt. Ob sich der Termin so halten lässt, ist noch offen – ebenso, ob es bei dem Investitionsvolumen 30 Millionen Euro bleibt.

Bei der Präsentation der Pläne gab es am Montag jedenfalls schon mal einhellige Zustimmung. Mirjam Lenzen, Referentin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, sprach im Zusammenhang mit dem Neubau von „Stadt­reparatur“. Der historische Block werde geschlossen, in Richtung Paul-Nevermann-Platz erhalte die Ecke „ein ganz neues Gesicht“.

Besonders bemerkenswert an dem Entwurf ist, dass er die historische Struktur des einstigen Hotels Kaiserhof wieder aufgreift, das im Zweiten Weltkrieg bis auf einen Rest weitgehend zerstört worden war. Die beiden Hauptflügel des Neubaus nehmen die Breite des Innenhofs des einstigen Kaiserhofs auf und sind durch zwei Querspangen miteinander verbunden. So entsteht zusätzlich zur Passage ein ruhiges Atrium. Das neue Gebäude wird auch dem Restbau des ehemaligen Luxushotels angepasst, indem er die klassische Dreiteilung aus Sockel, Mittelteil und Dach aufnimmt.

Bau mit hohen Auflagen für Nachhaltigkeit

Um den Neubau sollen begrünte Freiflächen entstehen, die – so ist es jedenfalls geplant – das Bahnhofsumfeld aufwerten. Alle Siegerentwürfe werden jetzt in einer Ausstellung präsentiert. Das Besondere: Die Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, Vorschläge für zukünftige Nutzungen der Erdgeschossfläche des neuen Gebäudes zu machen und weitere Anregungen zu geben. Dabei wird auch konkret nach Wünschen aus dem Bereich Gesundheit und nach anderen Vorschlägen für einen stadtteilbezogenen Nutzungsmix gefragt.

Architekt Prof. Bernhard Winking unterstrich in seiner Dankesrede die historisierenden Aspekte seines Entwurfs. Das „Dänische“ und das „Preußische“ habe er besonders herausstellen wollen. Gemeint seien die besonderen Handschriften des Architekten Christian Frederik Hansen und des Altonaer Architekten und Stadtplaners Gustav Oelsner.

Entsprechend füge sich der Bau in die teilweise historischen Bestandsgebäude der Umgebung ein. So nähmen beispielsweise die weiß geschlämmten Ziegelfassaden Bezug auf die dänische Geschichte Altonas – Anlehnungen an die Palmaille nebenan seien durchaus beabsichtigt. Wie zur Bekräftigung sagte Winking auch: „Ich habe Altona schon immer geliebt. Sehr sogar.“

Der Bau muss ansonsten modernste Anforderungen erfüllen – zum Beispiel bei der Nachhaltigkeit. Neben nachhaltigen Baumaterialien sollen Photovoltaik-Elemente zur Eigenstromerzeugung ebenso berücksichtigt werden wie die Schaffung sogenannter Retentionsflächen, welche zu schnellen Regenabfluss verhindern und so die natürliche Verdunstung fördern. Für Nutzer und Passanten deutlich zu sehen: Der Siegerentwurf sieht auch eine Dach­begrünung vor.