Hamburg . Im Streit um den Neubau am Spritzenplatz kritisiert Initiative die aktuellen Planungen. Bürgerwille werde mit Füßen getreten.

Der Streit um die Neubebauung am Spritzenplatz in Ottensen geht in die nächste Runde: Nachdem eine elfköpfige Jury am Freitag einen Siegerentwurf gekürt hat, übt nun die Bürgerinitiative „Spritzenplatz bleibt!“ massive Kritik an den Plänen des ausgewählten Architekturbüros Mudlaff Otte. Die Jury, die den Architekten mehrere Überarbeitungshinweise mitgab, war von der gesamten Anmutung des Entwurfs überzeugt, die die „Kleinteiligkeit der Umgebung“ aufnehme. Doch die Bürgerinitiative ist entsetzt: "Höhe und Kubatur sind schlimmer gekommen, als es die Bürgerinitiative ‘Spritzenplatz bleibt!’ befürchtet hatte“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

Schon im Vorfeld war die größte Befürchtung vieler Anwohner, dass der Ersatz für das marode Gebäude, in dem unter anderem der Telekom-Laden seinen Platz hat, zu hoch werden, zu sehr herausstechen könnte. Ein Entwurf von Daniel Libeskind wurde abgeschmettert, ein erster neuer Bebauungsplan ebenfalls.

Bürgerwille werde mit Füßen getreten

Nun erhielt das Architekturbüro Mudlaff Otte den Zuschlag. Neben den Ladenlokalen im Erdgeschoss sind für das erste Obergeschoss zwei Büroeinheiten geplant, die eine Alternativnutzung als Arztpraxen zulassen. Im zweiten Obergeschoss und dem zurückgesetzten Staffelgeschoss sind Wohnungen mit einer Größe zwischen 60 und 110 Quadratmetern vorgesehen.

Die Bürgerinitiative kritisiert, dass der Bürgerwille mit Füßen getreten werde und der „Sieger“ vermutlich schon vorher festgestanden habe. Trotz anderer Vorschläge von Architekten, die von der Bevölkerung favorisiert worden seien, „hat sich die sogenannte Jury unbeirrt für den Investorenfreundlichsten entschieden“, heißt es in der aktuellen Mitteilung, die auch vom Initiativen Netzwerk Altonaer Manifest getragen wird.

Visualisierung stelle nicht „die ganze Wucht“ dar

Bürger hatten gefordert, dass Neubauten am Spritzenplatz nicht höher als das alte Telekomgebäude sein dürfen.
Bürger hatten gefordert, dass Neubauten am Spritzenplatz nicht höher als das alte Telekomgebäude sein dürfen. © HA | Roland Magunia

„Sie hat sich damit nicht nur brachial über ein erfolgreiches Bürgerbegehren und den – durch Beitritt herbeigeführten – Beschluss der Bezirksversammlung hinweg gesetzt, sondern sich bei drei Entwürfen auch noch für den, der am wenigsten „ortsbildprägend“ ist und am stärksten den Charakter dieses Platzes verändert, entschieden“, heißt es weiter. Die Realisierung des Siegerentwurfs komme einzig den Profitinteressen des Investors entgegen. Die Begründung der aufgebrachten Bürger lautet: Durch die massive Gestaltung enthalte der Siegerentwurf die meiste Quadratmeterzahl, so lasse sich die höchste Rendite erzielen.

Zudem kritisiert die Bürgerinitiative "Spritzenplatz bleibt!“, dass die Visualisierung des Siegerentwurfs nicht „die ganze Wucht“ der Planung darstelle. „Auf der Seite zur Bahrenfelder Straße sollen Arkaden entstehen und die ausgesparte (‘Telekom’-)Ecke wird durch die Höhe der Bebauung an dieser Stelle erschlagen“, so die Vertreter der Initiative. „Arkaden als typisch für Ottensen zu verkaufen, ist schon dreist.“ Für sie steht fest: Hamburg ist und bleibt das InvesTor zur Welt!

Der Juryentscheid ist Teil des Gutachterverfahrens: Dessen Ergebnisse werden am 5. Dezember im Altonaer Rathaus präsentiert und sollen in die Erstellung des neuen Bebauungsplans für den Spritzenplatz einfließen. Beim gleichen Termin soll auch die Öffentlichkeitsbeteiligung zum Entwurf des Bebauungsplanes stattfinden.