Hamburg. Architekten müssen nachbessern. Bau des Fernbahnhofs in Altona gefährdet seltene Arten.
Die mit Spannung erwartete Entscheidung ist nun doch noch nicht gefallen. Heute sollte eigentlich der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs für den neuen Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Altona vorgestellt werden. Tatsächlich kamen drei Entwürfe für das städtebauliche Ensemble in die Endauswahl, ein Sieger wurde aber noch nicht gekürt. Die Entwürfe der zwei Hamburger Büros Baumschlager Eberle Architekten und gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner sowie von C.F. Møller aus Dänemark konnten das 25-köpfige Preisgericht mit ihren Arbeiten überzeugen, die Jury sah aber bei allen favorisierten Entwürfen "Optimierungspotenziale". Laut dem Gremium ist das der Komplexität der unterschiedlichen Nutzungsbausteine des Gebäudeensembles geschuldet.
Der Projektentwickler, die ProHa Altona GmbH & Co. KG, hatte den Realisierungswettbewerb im Februar 2018 in enger Abstimmung mit der Stadt und der Bahn AG ausgelobt. 13 Architekturbüros aus vier Ländern hatten ihre Vorschläge für das städtebauliche Gebäudeensemble eingereicht.
Das Preisgeld müssen die Büros teilen
Dennis Barth, ProHA-Geschäftsführer, sagte: „Mit dem künftigen Bahnhofs- und Gebäudeensemble soll für das Quartier Diebsteich und ganz Altona ein starkes Signal ausgesendet werden. Der Beschluss, doch noch keinen Sieger zu küren, sei einstimmig gefallen. "Alle Beteiligten wollten sich trotz achtstündiger Beratungen nicht mit 90 Prozent zufriedengeben und keine Kompromisse für die Stadt eingehen." Das Preisgeld werde zwischen den drei Architekturbüros gleichmäßig aufgeteilt.
Sie werden nun aufgefordert, innerhalb der nächsten Wochen ihre Entwürfe zu präzisieren und vor den Sommerferien erneut zu präsentieren. Auch die Bahn begrüßte die Entscheidung, den Architekturbüros mehr Zeit zu geben. Die Verschiebung habe aber keinen Einfluss auf den Zeitplan für den Bau und die geplante Inbetriebnahme 2023.
Nelken-Haferschmiele ist gefährdet
.Unterdessen wurde bekannt, dass durch das Bauvorhaben für den neuen Bahnhof Diebsteich offenbar mehrere Pflanzenarten gefährdet sind, darunter die Nelken-Haferschmiele, eine Pflanzenart aus der Familie der Süßgräser. Sie steht ebenso wie vier weitere betroffene Arten auf der sogenannten "Roten Liste" Hamburgs zur Artenvielfalt, die gefährdet oder stark gefährdet sind.
Nach Informationen der "taz" haben Projektgegner einen juristischen Etappensieg errungen. Das Eisenbahnbundesamt hat demnach einen Planergänzungsbeschluss vorgelegt, der eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt beinhaltet, also die umfassende Untersuchung von Tieren und Pflanzen. Das Hamburgische Oberverwaltungsgericht bestätigte den Vorgang.
Das Eisenbahnbundesamt war ursprünglich zu dem Schluss gekommen, dass eine bei vielen Bauvorhaben vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung für die Verlegung nicht notwendig sei, weil diese nur beim Bau eines neuen Schienenweges gesetzlich vorgeschrieben sei, nicht aber beim Bau sonstiger Bahn-Anlagen.
Zeitplan ist nicht gefährdet
Für die Vegetation sind Ausgleichsflächen vorgesehen. Der Naturschutzbund (Nabu) findet jedoch, dass die anvisierten Fläche im Naturschutzgebiet Wittmorr und in Rissen zu weit entfernt seien. Laut "taz" sind auch 34 Vogelarten vom Diebsteich-Projekt betroffen, darunter der Haussperling und die Teichralle.
Die Bauarbeiten sollen aber laut einer Bahnsprecherin auf die Brutzeiten der Vögel Rücksicht nehmen. Der Nabu kündigte an, das Projekt im Blick zu behalten. Nach Aussage der Bahn hat die Umweltverträglichkeitsprüfung auf den Zeitplan für die Verlegung des Bahnhof keinen Einfluss. Auch Hamburgs Oberbaudirektor Franz- Josef Höing sagte bei der Präsentation der Entwürfe, er gehe davon aus, dass der Zeitplan eingehalten werden könne,
Der neue Durchgangsbahnhof soll den jetzigen Kopfbahnhof Altona ersetzen. In Altona bleibt die S-Bahn-Station bestehen. Auf dem freiwerdenden Gleisgelände sollen Wohnungen entstehen. Die ProHa Altona GmbH & Co. KG, ein Joint Venture aus Procom und HASPA PeB, hatte sich Ende September 2017 bei einem europaweiten Bieterwettbewerb der Stadt für die Entwicklung der Flächen am Diebsteich durchgesetzt.