Ottensen. Oberbaudirektor stellt Pläne vor: Diebsteich soll zu einem urbanen und modernen Quartier werden – mit einem Sportpark als grünes Herz.
Großer Andrang in der Fabrik an der Barnerstraße: Rund 300 Besucher informierten sich am Montagabend aus erster Hand über die Verlagerung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona zum Diebsteich, wo Anfang 2024 der Neubau eröffnet werden soll. Einige Gegner hatten Spruchbänder aufgehängt. „Der Bahnhof bleibt da, wo das Leben ist“, stand da. Oberbaudirektor Franz Josef Höing aber stellte gleich am Anfang fest, dass die Verlagerung kommen wird: „Heute geht es darum, wie wir das Gelände am Diebsteich städtebaulich entwickeln.“ Und das sei eine große Aufgabe. „Sie bietet viele Chancen, aber sie beinhaltet auch einige Risiken.“
Für 360 Millionen Euro entstehen am Diebsteich vier Bahnsteige mit acht Gleisen: drei Bahnsteige für den Fernverkehr und einer für S-Bahnen. Zum Neubau gehören 25 Kilometer Gleise, 48 Weichen, ein elektronisches Stellwerk und ein Dienstgebäude der Deutschen Bahn (DB). Jeder Bahnsteig erhält eine eigene Glas-Stahl-Überdachung auf 240 Metern. Zur Mantelbebauung durch einen privaten Investor gehören zwei Hochhäuser. In einem (58 Meter) ist ein Hotel mit 209 Betten geplant, in dem anderen Büros (76 Meter).
Ein gewaltiges neues städtebauliches Ensemble
Hinzu kommen Läden und Gastronomie, eine Tiefgarage sowie ein Fahrradparkhaus. Ein gewaltiges neues städtebauliches Ensemble, das die Umgebung verändern wird. „Und diese Veränderung müssen wir steuern“, sagte Franz Josef Höing.
Etwa die Hälfte der Besucher gab sich als Anwohner vom Diebsteich zu erkennen, die sehr genau wissen wollte, was da auf ihr Stadtteil zukommt. Auf einer Stellwand hatten einige bereits vorher unter „Anregungen und Ideen“ einige Stichwörter aufgeschrieben wie: familienfreundlicher Wohnungsbau, Fahrradparkhaus, Grüngürtel der Friedhöfe erweitern, gute HVV-Anbindung.
Urbane Stadtentwicklung zwischen Altona und Eimsbüttel
Diebsteich sei bisher nicht gerade ein „Hotspot“ unter den Hamburger Stadtteilen, sagte Franz Josef Höing. Genau genommen handelt es sich um ein rund 70 Hektar großes Areal. Ein eher zusammenhangloses Stück Stadt mit Industrie, Gewerbe, Wohnungen, Schulbau, Grünflächen, Friedhofsgelände und Sportanlagen. 1,9 Kilometer vom Altonaer und 1,5 Kilometer vom Eimsbütteler Zentrum entfernt.
Durch den neuen Fernbahnhof bestehe die Chance für eine urbane Stadtentwicklung zwischen Altona und Eimsbüttel. „Zwei Stadtteile, die sich bisher eher mit dem Rücken angucken“, so Höing. Und das soll nicht so bleiben. Die Gefahren, die nun lauern, seien zum einen eine Explosion der Grundstückspreise. „Diesen Prozess müssen wir steuern“, sagte Höing. Bisher befinden sich etwa ein Viertel der Flächen in der unmittelbaren Umgebung des neuen Fernbahnhofes im Besitz der Stadt, darunter das große Firmengelände von Thyssen-Krupp und das ehemalige Postgelände. Dort könnten Wohnungen entstehen. Oder, wie Höing sagt: „Ein modernes und durch Arbeitsstätten, vor allem auch des produzierenden Gewerbes, geprägtes Stadtquartier, in dem künftig fortbestehende und neu anzusiedelnde Nutzungen in Einklang gebracht werden.“
Anwohner befürchten Verkehrskollaps
Größer schätzen viele Anwohner die Gefahr eines zukünftigen Verkehrskollapses ein. Schließlich rechnen die Planer mit rund 22.000 Reisenden, die künftig am Fernbahnhof Diebsteich aus- und umsteigen. Zum Vergleich: Rund 70.000 Menschen benutzen täglich – und auch nach der Verlagerung – die S-Bahnen im Bahnhof Altona.
Neben dem geplanten Fahrradparkhaus und einer Anbindung für den Busverkehr wird der neue Fernbahnhof auch eine komplett neue Straße erhalten, die dann zwischen Plöner Straße und Großer Bahnstraße/Waidmannstraße verläuft. Ob das ausreicht, um den zukünftigen Verkehr zu bewerkstelligen, wird sich zeigen.
Planer können sich Regionallige-Stadion vorstellen
Weiterhin steht fest, dass in dem Areal ein großer Sportpark das neue grüne Herz des Stadtteils werden soll. Auf dem Gelände an der Memellandallee mit seinen bisherigen drei Sportplätzen können sich die Planer sogar ein neues Regionalliga-Stadion vorstellen. Das Sportgelände soll sowohl von Vereinen, als auch von Menschen ohne Club-Zugehörigkeit genutzt werden können.
Schließlich geht es auch um neue Fuß- und Radwege, die zukünftig als grüne Achsen von Altona, Eimsbüttel oder dem Schanzenviertel zum Volkspark führen. Wichtig sei den Planern, dass die Bürger in die einzelnen Entwicklungsschritte eingebunden werden und sich mit Ideen und Anregungen an den nächsten Prozessen beteiligen. „Gemeinsam mit den Anliegern und der interessierten Öffentlichkeit sollen in den kommenden Monaten Zielvorstellungen für die Entwicklung des Gebietes erarbeitet werden“, sagte Höing.