Hamburg. Die Förde Reederei Seetouristik bietet von Mai an tägliche Verbindungen. HVV-Tickets gelten aber nicht.

Es ist eine Nachricht, an die viele in den Elbvororten nicht mehr geglaubt haben. Doch das lange Ringen vor und hinter den Kulissen hatte durchschlagenden Erfolg. Blankenese bekommt seine Fähranbindung zurück. Wie das Abendblatt exklusiv erfuhr, soll spätestens von Mai an täglich ein Schiff zwischen St. Pauli-Landungsbrücken und den Elbvororten pendeln. Möglich macht das ein privates Unternehmen. Mit der Förde Reederei Seetouristik (FRS) haben die Blankeneser einen Partner gefunden, der es anscheinend sehr ernst mit dem Projekt meint.

Fünfmal pro Tag wird das Schiff in Blankenese anlegen

Denn die FRS plant gleich zu Beginn nicht nur eine tägliche, sondern auch ganzjährige Verbindung. „Wenn wir etwas machen, dann packen wir es auch richtig an“, sagt FRS-Geschäftsführerin Birte Dettmers auf Abendblatt-Anfrage. Vier- bis fünfmal pro Tag wird das Schiff zwischen dem Hamburger Hafen und Blankenese pendeln und dabei auf dem Rückweg am Anleger Teufelsbrück stoppen. Eine Rundfahrt von den St. Pauli-Landungsbrücken bis Blankenese und zurück wird 18 Euro kosten. Für Vielfahrer sind laut Dettmers Zeitkarten geplant.

So sieht das neue Fährschiff aus, das bald auf der Elbe schippern wird
So sieht das neue Fährschiff aus, das bald auf der Elbe schippern wird © HA/FRS | FRS

Am kommenden Wochenende soll das dafür vorgesehene Schiff von Rügen aus zum neuen Heimathafen Hamburg übergeführt werden. 240 Passagiere kann die „Seebad Juliusruh“ transportieren. Das Schiff, das einst zur Reederei Kipp gehörte, verfügt über ein großes Freideck. Laut Dettmers ist zusätzlich Platz für bis zu 50 Fahrräder. Einige Details sind allerdings noch zu klären, deshalb kann Dettmers den genauen Starttermin nicht benennen. „Am liebsten so schnell wie möglich. Aber spätestens im Mai geht es los“, verspricht sie. Zuvor hatte das Unternehmen den Markt und das Potenzial genau analysiert. „Wir glauben an das Projekt“, so Dettmers.

Anwohner und Fans kämpfen seit Langem

Die städtische Fährgesellschaft Hadag hatte im Jahr 2005 den Verkehr auf der Nieder­elbe eingeschränkt. Seither kämpfen Anwohner und Fans der Fährlinie darum, dass wieder an die alten Zeiten angeknüpft wird. Vor einigen Jahren gründete sich deshalb eine Initiative aus Anwohnern, Politikern, Prominenten sowie zahlreichen Vereinen und Verbänden, die sich vehement für einen Linienverkehr bis Wedel und Cranz einsetzt. 2014 schuf die Hadag mit dem Elb-Hüpfer wieder ein Angebot. Allerdings verkehren die Schiffe nur im Sommer und nur am Wochenende. Die Rundfahrt vom Hafen bis nach Wedel kostet 30 Euro. Eine Erweiterung des Angebots schloss die Hadag aus.

Für viele Anwohner und Mitglieder der Initiative war das zu wenig. Sie kämpften weiter, fanden auch Interessenten. Doch die Versuche scheiterten, die Linie wiederzubeleben. Bis der Vorsitzende des Blankeneser Bürgervereins, Jürgen Weber, der das Projekt Elbe-Este-Fähren unterstützt, zusammen mit Fährgeschäftskenner Fritz Kröger den Kontakt zur Förde Reederei suchte. Mit Erfolg. „Wir halten das Projekt für sehr interessant. Blankenese ist auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und wird Besucher anziehen“, sagt Dettmers für die Reederei, die von Hamburg aus auch die Verbindung mit dem Katamaran zur Hochseeinsel Helgoland betreibt.

Dettmers und der Förde Reederei Seetouristik ist gelungen, woran einige andere Interessenten zuvor gescheitert waren: einen Anlegeplatz an den viel frequentierten St. Pauli-Landungsbrücken zu bekommen. „Wir haben keinen festen Liegeplatz erhalten“, stellt Dettmers klar. Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich das Unternehmen und die städtische Hamburg Port Authority (HPA) vielmehr auf einen Kompromiss. Im Rahmen des Gelegenheitsverkehrs werden die Fahrten genehmigt. Das bedeutet für die Reederei: Sie muss sich monatlich die Abfahrtszeiten genehmigen lassen, und der Abfahrtsort kann wechseln.

Mit 100.000 Beförderungen rechnet die FRS pro Jahr

Trotz des enormen Verwaltungs­aufwandes ist Dettmers zufrieden. „Die Hauptsache ist, dass wir ein Schiff der FRS auf der Elbe entlang einsetzen können.“ Gleichzeitig gibt es bereits Bemühungen vonseiten der Altonaer Bezirkspolitik, der Reederei dabei den Rücken zu stärken. Für die kommende Bezirksversammlung am Donnerstag, 30. März, hat die SPD nun einen dringlichen Antrag zum Thema Fährverbindung nach Blankenese gestellt. Darin fordern die Sozialdemokraten die HPA auf, die Initiative der Reederei schifffahrts- und hafentechnisch zu unterstützen. Zudem soll die neue Fährverbindung auch über städtische Portale mit beworben werden, damit ausreichend Gäste den Weg auf die „Seebad Juliusruh“ finden.

Mit bis zu 100.000 Beförderungen rechnet die FRS pro Jahr. Ob sich die Reederei, wenn es gut läuft, auch eine Ausweitung gen Wedel oder Cranz vorstellen kann? „Ja, wir können uns vorstellen, das weiter auszubauen“, sagt Dettmers. „Aber erst einmal konzentrieren wir uns jetzt auf Blankenese.“