Hamburg. Veganz Retail hat Insolvenz angemeldet. Muttergesellschaft will sich künftig auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren.

Algensnacks, Fischstäbchen aus Tofu oder fleischfreie Wurst: Lange schien es, als sei der Trend zur veganen Ernährung in Deutschland unaufhaltsam. Doch nun hat mit der Veganz Retail GmbH die erste Supermarktkette, die ganz auf tierische Produkte verzichtet, Insolvenz anmelden müssen. Zu schnell hat Gründer und Chef Jan Bredack die Expansion vorangetrieben und muss nun umsteuern.

Einen Teil der insgesamt neun Filialen hat das Berliner Unternehmen bereits geschlossen, die anderen stehen auf dem Prüfstand – darunter auch der Supermarkt in Hamburg-Bahrenfeld an der Schützenstraße. Er hatte 2013 eröffnet und war seinerzeit der erste vegane Supermarkt in der Hansestadt. Nicht betroffen von der Insolvenz sind hingegen die Muttergesellschaft Veganz GmbH und das Großhandelsgeschäft.

Kunden gehen lieber in normalen Supermarkt

„Wir haben für unsere Tochtergesellschaft Veganz Retail GmbH bereits am 1. Dezember vergangenen Jahres eine Planinsolvenz in Eigenregie beantragt“, sagte die Sprecherin der Muttergesellschaft, Jana König, dem Abendblatt. Das Konzept, den Verbrauchern über eigene Filialen einen Zugang zu veganen Produkten zu ermöglichen, sei in der bisherigen Form nicht aufgegangen. Stattdessen wolle man sich nun auf die eigenen Produkte unter der Marke Veganz und das Großhandelsgeschäft konzentrieren.

Das Problem von Veganz besteht darin, dass die Kunden zum Kauf von veganen Produkten lieber in den normalen Supermarkt gehen, als zu einem der Spezialgeschäfte zu fahren. „Als wir vor einigen Jahren gestartet sind, war nicht absehbar, dass vegane Produkte schon so bald überall zu kaufen sein würden“, sagt König.

Pläne für Rettung

Für die eigenen Veganz-Märkte wird nun geprüft, ob sie mit einem innovativeren Sortiment und mehr Gastro-Elementen gerettet werden können. In jedem Fall erhalten bleiben sollen die drei Berliner Geschäfte. Geschlossen wurden hingegen die Märkte in München und Frankfurt. Die Zukunft der Standorte Hamburg, Leipzig, Essen und Wien entscheidet sich nach Angaben der Sprecherin in den kommenden drei Monaten. „Eine Schließung ist ebenso möglich wie ein Umbau.“ Die Entscheidung hänge unter anderem von der Lage und bestehenden Mietverträgen ab.

Insgesamt hat die Veganz GmbH im Jahr 2015 einen Umsatz von 24 Millionen Euro erwirtschaftet. 2016 konnten die Erlöse zwar dank des florierenden Großhandelsgeschäfts mehr als verdoppelt werden, doch unter dem Strich schrieb das Unternehmen wegen der schwierigen Lage in den eigenen Supermärkten rote Zahlen. Mit der Sanierung soll 2017 der Sprung in die Gewinnzone gelingen. Veganz beliefert laut „Lebensmittelzeitung“ fast alle großen Handelsketten mit veganen Produkten. Zu den Kunden zählen unter anderem Edeka, Metro, Famila, dm und Rossmann.