Hamburg. Anja Dauschek will das Haus zu einem „öffentlichen Wohnzimmer“ machen. Nach einem Standort für das Hafenmuseum wird noch gesucht.
Mit der promovierten Volkskundlerin Anja Dauschek (49) hat das Altonaer Museum eine neue Direktorin. Die Frau aus Stuttgart kündigte auf der gestrigen Pressekonferenz die Ausstellungen für 2017 an, darunter maritime Bilder von Anton Melbye (ab 7.9.) und ab Mai im Jenisch Haus eine Sommerschau des Impressionisten Ernst Eitner. Im Gespräch verriet die neue Direktorin erste Pläne und Gedanken: Dass die Altonaer im Jahr 2010, als das Haus geschlossen werden sollte, „so für ihr Museum aufgestanden sind“, habe ihre Entscheidung sehr befördert, nach Hamburg zu gehen: „Dieses Museum ist fest in Altona verhaftet, und die 1200 Mitglieder des Freundeskreises sind dem Haus tief verbunden, in Liebe und mit Kindheitserinnerungen.“
Historisch gesehen sei Altona immer offen für Minderheiten gewesen. „Diese Frage bewegt uns heute noch genauso wie früher.“ Die neue Direktorin will das Museum, das „wahnsinnig schöne Objekte“ habe, aus denen man eine kleine norddeutsche Wunderkammer bestücken könne, zu einem „lebendigen Ort des Austausches“ machen, zu einer Art „öffentlichem Wohnzimmer“. Dafür müsse man auch über eine „differenzierte Preisstruktur“ nachdenken. Die Eröffnung des Cafés im Sommer, unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums, soll ein erster Schritt sein, denn „wir müssen Museen für alle machen“. Sehr bald will sie die Orientierung innerhalb des Gebäudes verbessern.
Börries von Notz, Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen, verkündete „stabile Besucherzahlen“ trotz dreier großer Projekte, die im Hintergrund mitlaufen: der Modernisierung des Museums für Hamburgische Geschichte mit großen Umbauten und der geplanten Öffnung zum Park hin, der Entwicklung eines neuen Web-Portals zum Wissenstransfer, für das es zusätzliches Geld gibt, und des Baus des Deutschen Hafenmuseums, das langsam Gestalt annimmt.
Museum der Arbeit verlängert Erfolgsausstellung
Das Museum der Arbeit verlängert seine Erfolgsausstellung „Entscheiden“ bis zum 23. April. Es ist dann aber das einzige aller historischen Museen in Hamburg, das eine größere Ausstellung plant, die anderen bleiben mehr als bescheiden.
Mit dem sehr schmalen Jahresbudget von 11,2 Millionen Euro können die Häuser mit den vielen Außenstandorten nur kleine Brötchen backen: „Der finanzielle Rahmen ist eng, attraktive Ausstellungen brauchen sehr viel größere Budgets“, sagt von Notz.
Im Barmbeker Museum wird eine Ausstellung zum 150. Jubiläum des Erscheinens von Karl Marx’ Jahrhundertwerk „Das Kapital“ vorbereitet. Dessen Gesamtauflage liegt derzeit bei weit über 500 Millionen Exemplaren. Eröffnet wird diese Ausstellung am 7. September.
120 Millionen Euro stehen zur Verfügung
Für das Deutsche Hafenmuseum werden derzeit drei Standorte am Elbufer, an der Blohm+Voss-Seite, geprüft, darunter die 50er Schuppen und ein weiterer in der Nähe des Eingangs zum alten Elbtunnel. Egal auf welchen 2017 die Wahl fällt – der Ort soll als Ganzes entwickelt werden und „24 Stunden 360 Tage im Jahr funktionieren“, so von Notz.
Die Behörde für Stadtentwicklung, der Senat und Hamburg Marketing reden bei der Entscheidung mit. 120 Millionen Euro stehen für das Projekt zur Verfügung. Im Laufe des kommenden Jahres soll die in Hamburg gebaute historische Viermastbark „Peking“ aus New York in die Hansestadt übergeführt und dann saniert werden. Sie gilt schon jetzt als Prunkstück des neuen Hafenmuseums, dessen Eröffnung von Notz grob für 2024 prognostiziert.