Hamburg . Elf Millionen Euro kostete die Unterführung. Jetzt steht Wasser zentimeterhoch im Bahnhof Sternschanze. Der Grund ist kurios.
Vor dem S-Bahnhof Sternschanze schneit es, geduckt laufen die Pendler am Dienstagmorgen in die Unterführung zwischen S- und U-Bahn-Station. Hier sind die Fahrgäste geschützt vor dem Schneeregen. Aber nasse Füße bekommen sie trotzdem schnell. Denn in dem erst vor einem knappen Jahr eingeweihten Tunnel, der mehr als elf Millionen Euro gekostet hat, steht das Wasser zentimeterhoch.
Riesenpfützen in der sieben Meter breiten Unterführung zwingen die Fahrgäste, sich links und rechts an der Lache vorbeizuschieben. Jeden Tag steigen am Sternschanzen-Bahnhof 28.000 Menschen ein, aus und um. Warum hier nun seit einigen Tagen Land unter herrscht, weiß Wegewart Torsten Carstens. „Beide Abwasserpumpen sind ausgefallen“, sagt er am Dienstag dem Abendblatt. „Das ist schon seit dem Wochenende so, vermutlich seit Donnerstag oder Freitag.“
Tunnel stand schon öfters unter Wasser
Es ist nicht das erste Mal, dass sich in der Unterführung große Pfützen bilden. Das sei in der Vergangenheit bereits öfters vorgekommen, sagt Wegewart Carstens. Was die Gründe angeht, kann er jedoch nur spekulieren. Starker Regen könnte eine Ursache sein oder auch das Herbstlaub.
Beim Bezirksamt Altona heißt es, dass es sich um die zweite Überschwemmung seit der Eröffnung der Unterführung vor einem Jahr handelt. "Nach unserer Kenntnis hatten sich bereits am Freitag größere Wasserpfützen gebildet", sagt Bezirksamtssprecher Martin Roehl. "Eine Firma hat auf unsere Veranlassung hin die Entwässerungsrinnen und Trummen – vereinfacht Siele – im Tunnelbereich inspiziert und soweit möglich gereinigt." Dabei sei festgestellt worden, dass eine Verschmutzung der Rinnen und Siele nicht die Ursache für die Pfützenbildung sein konnte.
Roehl betont, dass Passanten den Tunnel aber trotz der Pfützen ohne weiteres hätten passieren können. "Aus diesem Grund entschieden wir uns dagegen, die Feuerwehr zu rufen", so der Bezirksamtssprecher.
Ein Handtuch war Auslöser für die Überschwemmung
Im aktuellen Fall waren tatsächlich weder Regen noch Laub Schuld an der Überschwemmung. Am Dienstagnachmittag stellte sich heraus, dass ein Handtuch für die Riesenpfützen an der S-Bahn-Station Sternschanze gesorgt hat. „Wir haben ein 40 mal 110 Zentimeter großes Handtuch aus der Pumpanlage entfernt“, sagt Patrick Reinert. Er ist Geschäftsführer der Pumpen und Anlagenbau GmbH (PLA) aus Kaltenkirchen – die Firma hatte am Montag von der Stadt den Auftrag erhalten, die Ursache der Überschwemmung zu finden und zu beseitigen. „Viele entsorgen ihren Müll in den Gullideckeln. Das ist wirklich ein Problem“, sagt Reinert.
Pendler kritisieren überlastete Treppe
Ein weiteres Problem ist offenbar die Rolltreppe. „Die Wartungsarbeiten für eine Rolltreppe nehmen schon wieder weit über ein Vierteljahr in Anspruch“, beschwert sich ein Pendler, der täglich von der U3 in die S-Bahn umsteigt. „Wer gezwungen ist, hier täglich umzusteigen, war froh, als die jahrelangen Bauarbeiten endlich abgeschlossen waren.“
Doch bei der Rolltreppe passiere aktuell nichts. „Außer der großzügigen provisorischen Einhausung der Rolltreppe, die die nun überlastete Treppe zusätzlich einschränkt“, empört sich der Pendler, der sich ebenso über die Wasserlachen im Tunnel ärgert. Sein Fazit: „Das ist eine Zumutung für die Pendler und ein wirklicher Skandal, nach all den Jahren des Umbaus.