Hamburg. Die Deutsche Bahn will am Diebsteich einen Zweckbau errichten, der Oberbaudirektor jedoch ein Hochhaus.

Im überfüllten Kollegiensaal des Altonaer Rathauses hat Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter erneut dafür geworben, am neuen Altonaer Fernbahnhof ein Hochhaus zu bauen. „Weg von der Hundehütte, hin zum sichtbaren Zeichen“ – so formulierte er seine Vorstellung eines markanten, die Bedeutung des neuen Verkehrsknotenpunkts unterstreichenden Baus. Mit seinem Vortrag eröffnete er am Mittwochabend die öffentliche Plandiskussion. Im Verlauf der Diskussion zeigte sich: Viele Bürger waren in den Kollegiensaal gekommen, um ihren Widerstand gegen die Verlegung des Bahnhofs kundzutun. Klar wurde auch: Wenn der neue ­Knotenpunkt Ende 2023 in Betrieb genommen wird, ist damit auch das endgültige Aus für den Autozug in Altona verbunden.

Die Ursachen für den Neubau eines Fernbahnhofs am Diebsteich sind bekannt. Auf dem Bahngelände nördlich des Bahnhofs Altona sollen Wohnungen gebaut werden - die Neue Mitte Altona entsteht. Um die Gleise abbauen zu können, sollen Fernzüge zukünftig am Diebsteich halten. Dort plant die Deutsche Bahn eine Anlage mit acht Gleisen: sechs für die Fernbahn, zwei für die S-Bahn. Hinzu kommen Parkplätze, Bushaltestellen, Taxiplätze, eine Radstation und ein dreigeschossiger Bahnhofs-Zweckbau – eben die „Hundehütte“, die Jörn Walter, um es mal überspitzt zu sagen, mit Abscheu und Entsetzen erfüllt.

Der Zweckbau sei ein „verhungerter Bahnhof“, er sehe aus wie eine „Sparkasse in den Siebzigerjahren“, sagte der Oberbaudirektor – und fand, dass dies dem Stadtteil nicht angemessen sei. „Altona ist kein Kuhkaff irgendwo auf dem Lande“, sagte er. „Der neue Bahnhof muss ein Zeichen in Richtung Zukunft sein. So muss man das angehen.“ Walter zeigte erste Skizzen eines Hochhauses, mal ein Einzelbau, mal ein zweitürmiges Gebäude. Hotelzimmer und Büros könnten Platz finden. Bislang sind es nur Gedankenspiele. „Es ist noch nichts angebrannt, bisher ist noch mit keinem Investor darüber geredet worden.“

Neuer Bahnhof ohne Autoverladung

Ohne einen Investor sind die walterschen Pläne nicht zu verwirklichen. Denn die Deutsche Bahn will aus Kostengründen den neuen Bahnhof so günstig wie möglich bauen. Und die Stadt Hamburg will selbst kein Geld investieren. Also müsste privates Geld her.

Aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Zunächst wird nun ein Bebauungsplan entworfen. Ist er fertig, können die Bürger ihre Stellungnahmen abgeben. Im Kollegiensaal gab es am Mittwoch zahlreiche kritische Stimmen. Der neue Bahnhof am Diebsteich werde „viel Unruhe und Zerstörung bringen“, sagte eine Anwohnerin und versprach einen „enormen Bürgerwiderstand“.

Der neue Bahnhof wird jedenfalls keine Autoverladung mehr ermöglichen. Das sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis gestern auf Anfrage. Die DB werde prüfen, ob an einem anderen Hamburger Bahnhof eine Verladerampe errichtet werden könne. Die Bahn selbst stellt – wie berichtet – den Betrieb des Autozugs ein. Die Strecke Hamburg-Lörrach wird ab dem 16. Dezember von der Firma BahnTouristikExpress weitergeführt. 2023 dürfte es auch damit vorbei sein.

Wie auch immer das Bahnhofsgebäude aussehen wird – es wird zunächst in einer Umgebung aus Gewerbebauten, Sportplätzen und Friedhöfen stehen. „Bahnhof Friedhof Diebsteich“ nannte ein Bürger das neue „Zeichen“. Auch Walter sagte: „Die Entwicklung der Umgebung wird noch viel Zeit brauchen.“