Hamburg. Nur drei Wochen nach der „Indian Ocean“ ist in der Elbe die „Sandnes“ auf Grund gelaufen. Eine Attraktion für viele Spaziergänger.
Wieder ist auf der Elbe ein Frachter auf Grund gelaufen. Die 166 Meter lange MS „Sandnes“ kam am Sonntagmorgen im Bereich Mühlenberger Loch zum Stehen. Das Schiff war gerade bei der Sietas-Werft ausgelaufen und hätte in die Fahrrinne der Elbe einfädeln sollen. Erst vor drei Wochen war wenige Kilometer flussabwärts der Containerriese „Indian
Ocean“ auf Grund gelaufen.
Um 7.40 Uhr hatte die Besatzung der MS „Sandnes“ einen Funkspruch abgesetzt, nachdem sie auf Grund gelaufen war. Der 24 Meter breite Frachter steckte bei bereits einsetzender Ebbe fest. Zwei Wochen hatte die MS „Sandnes“ für routinemäßige Wartungsarbeiten in der Werft gelegen. Für die Ausfahrt musste der Frachter das Estesperrwerk mit der Klappbrücke passieren. Von dort führt eine schmale, durch Bojen gekennzeichnete Fahrrinne durch das Mühlenberger Loch.
Die Wasserschutzpolizei nahm die Ermittlungen auf. Fest steht: Betriebsstoffe, wie Schweröl oder Schmieröle, sind nicht ausgelaufen. Das hätte fatale Auswirkungen gehabt. Das Mühlenberger Loch ist das größte Süßwasserwatt Europas und bekannt für seine Artenvielfalt.
Die Beamten untersuchen Radaraufnahmen, die die Schiffsbewegungen auf der Elbe dokumentieren, und stellten Mitschnitte des Funkverkehrs sicher. Auf einen technischen Defekt wie beim Unglück der „Indian Ocean“ gibt es diesmal zunächst keine Hinweise. Möglicherweise hat ein Fehler beim Navigieren zu der Havarie geführt. Von der Reederei HJH in Cadenberge war auf Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten.
Am Nachmittag sahen sich Hunderte Spaziergänger den wie ein Fisch auf dem Trocknen liegenden Frachter an. Besonders vom Estesperrwerk aus bot sich bei dem sonnigen Wetter mit Blick auf das Blankeneser Treppenviertel ein imposanter Blick auf das Schiff.
„Wir waren auch am Lühe-Anleger als dort die ,Indian Ocean‘ festsaß“, sagt Monika Reimann. „Interessant waren dort die arbeiten der Schlepper. Diesmal sieht man viel mehr von dem Schiff, weil es völlig auf dem Trocknen liegt.“ Während die Spaziergänger am Elbufer unterwegs waren, begannen im Hafen die Vorbereitungen für die Bergung. Bei Hochwasser um 19.45 Uhr zogen fünf Schlepper den Frachter von der Schlickbank.
Containerriese läuft vor Hamburg auf Grund
Die Bergung war vergleichsweise unkompliziert: Die MS „Sandnes“ ist nach dem Werftaufenthalt unbeladen. Zudem handelt es sich bei dem Schiff um einen sogenannten Selbstlöscher, ein Schiff, das alle Vorrichten für das Be- und Entladen an Bord und einen besonders geringen Tiefgang hat.
Nach der erfolgreichen Bergung sollte das Schiff dann in den Hamburger Hafen fahren um auf mögliche Schäden untersucht zu werden. Die Havarie der MS „Sandnes“ ist nicht das erste Schiffsunglück in der Gegend. So war beispielsweise im August 2012 eine Hadag-Fähre nahe der Estemündung gegenüber von Blankenese auf Grund gelaufen. Auf dem Weg von Blankenese nach Neuenfelde hatte sich das Passagierschiff festgefahren.
Im Februar 2002 hatten sogar zwei Schiffe innerhalb weniger Tage in der Elbe festgesessen. Erst war am 15. Februar ein türkischer Massengutfrachter mit 182 Meter Länge einen Steinwurf vor dem Blankeneser Ufer gestrandet, weil seine Maschine versagte. Zwei Schleppern gelang es noch am selben Tag, den Frachter freizuschleppen. Nur sechs Tage später geriet ein 132 Meter langes Containerschiff kurz vor dem Mühlenberger Loch auf Grund. Bei stark ablaufendem Wasser hatte sich der mit knapp 700 Containern beladene Frachter auf dem Weg von Skandinavien zum Burchardkai festgefahren, nachdem es zu einem Maschinenschaden gekommen war. Aber auch beim Auslaufen aus dem Estesperrwerk waren immer wieder Schiffe aus der schmalen Nebenfahrrinne abgekommen.
Anders als nach der Havarie des Riesenfrachters „Indian Ocean“ und anderen vergleichbaren Vorfällen auf der Elbe hat das Unglück mit der „Sandnes“ den Streit um die Elbvertiefung noch nicht neu entfacht.
Nachdem sich die „Indian Ocean“ festgefahren hatte, meldeten sich Umweltschützer zu Wort und warnten, dass die Gefahr für weitere Unglücke mit der zunehmenden Größe der Frachter wachse. Daran könne auch eine weitere Vertiefung des Flusses nichts ändern, behaupten die Umweltschützer.