Hamburg. Längst sollten Neubauten alte Kühlhallen in Altona ersetzen. Doch städtische Stellen streiten miteinander um die Kosten.
Der Elbrand hat sich schick gemacht: In westliche Richtung spaziert man an den neuen Büro- und Gastrobauten entlang, die sich als sogenannte Perlenkette bis zum Museumshafen in Neumühlen erstrecken. Nach Osten führt der Weg am Altonaer Kreuzfahrt-Terminal und etlichen Restaurants vorbei bis zur Fischauktionshalle und den Landungsbrücken. Eine Mischung aus modernen Büros, Läden, Werbeagenturen, Restaurants und immer noch etwa 50 fischverarbeitenden Betrieben rund um den Fisch-Großmarkt prägt das Gebiet entlang der Großen Elbstraße in Altona. Sie ist zur Flaniermeile für Touristen geworden. Nur zwei triste große Wellblech-Kühlhallen direkt am alten Fischereihafen passen nicht so recht ins neue Bild. Dabei sollten sie längst verschwunden sein.
Seit 2010 sind dort ein Hotel, Wohnungen und Büros geplant. Auch von einer gläsernen Fisch-Manufaktur als Touristen-Attraktion war einmal die Rede. Doch ein bizarrer Streit blockiert seit Jahren die Entwicklung. Das Bezirksamt Altona und die Fischmarkt Hamburg-Altona GmbH streiten sich um die Finanzierung von Gutachten und den Bebauungsplan, die beide für diesen „Schlussstein“ der Altonaer „Perlenkette“ notwendig wären. Der Bezirk hat bei der Planung das Sagen, die FMH vermietet die Gebäude und wäre auch Bauherrin der Neubauten.
Bizarr ist der Streit deshalb, weil sowohl Bezirksamt als auch das Tochterunternehmen der HHLA städtische Einrichtungen sind. Egal wer bezahlt, es käme am Ende aus dem gleichen Topf. „Völlig gaga, dass eine so wichtige Entwicklung auf Jahre dadurch behindert wird“, sagt CDU-Bezirksfraktionschef Uwe Szczesny. Längst hätte man hier eine wundervolle Meile zwischen Landungsbrücken und Museumshafen vollenden können, findet er.
Doch offensichtlich kommt nun Bewegung in die Sache, nachdem führende Köpfe dieses Streits in den Ruhestand gegangen sind. Altona hat einen neuen Baudezernenten und die FMH einen neuen Geschäftsführer. In absehbarer Zeit soll es zu einer neuen Gesprächsrunde der Beteiligten beim Oberbaudirektor kommen, kündigte jetzt Altonas SPD-Fraktionschef Thomas Adrian an. „Ich hoffe, dass es dort nun endlich vorangeht.“
Neubauten sollen Elbblick nicht verstellen
Genügend Zeit zur Planung war auf jeden Fall vorhanden: Bereits 2006 wurde das Areal am Fischereihafen von der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority aus ihrem Geltungsbereich entlassen. Damit konnte der Bezirk dort planen. Im Jahr 2010 präsentierte dann Oberbaudirektor Jörn Walter das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, an dem sich immerhin 36 Büros beteiligt hatten. Areal West – so lautete der Projektname für die geplanten Neubauten auf dem Grundstück der Kühlhallen.
„Mit flachen, gelagerten Baukörpern wird die an dieser Stelle hafentypische Architektur mit Noblesse und einem lebendigen Nutzungsmix in die Zukunft geführt“, ließ sich Walter damals zitieren. Rund 60 Millionen wollte die FMH investieren, Baustart sollte 2012 sein, hieß es seinerzeit in einer Pressemitteilung.
Aber wie flach die Neubauten tatsächlich werden – darüber gab es den ersten Streit. Damit die Sicht auf die Elbe von den Wanderwegen am Elbhang aus nicht gestört wird, bestand die Bezirkspolitik darauf, dass die neuen Gebäude nicht höher als die alten Hallen werden sollten.
Die FMH präsentiert daher einen überarbeiteten Entwurf mit flacheren Gebäuden. Doch als es an die Bebauungspläne ging, kam es wieder zum Streit, eben um die Bezahlung der Gutachter und Planer. Konkret wollte der Bezirk einen neuen großen Bebauungsplan für das gesamte Gebiet am Fischereihafen aufstellen. Auch, um mit umfangreichen Gutachten zu Geruch und Lärm sicherzustellen, dass sich ein Mix aus Gewerbe und Wohnungen dort ohne große Störungen realisieren lässt. Zahlen müsse die FMH, weil sie eben auch eine enorme Wertsteigerung ihres Grundstücks erfahre, argumentierte der Bezirk.
Die FMH wollte indes nur einen „kleinen“ Bebauungsplan bezahlen, der lediglich das Areal West umfasst. Ein Streit, der aus Sicht von CDU-Politiker Szczesny mittlerweile aber eben nicht mehr nachvollziehbar ist: „Da geht es letztlich um 100.000 Euro – wobei es doch egal ist, ob sie aus der linken oder rechten Tasche kommen.“