Hamburg. Die Zeltböden sind nach Dauerregen aufgeweicht. Betten und Decken fehlen. Umverteilung in leerstehendes Bürohaus geplant.

Die Situation in den Camps für Flüchtlinge bleibt angespannt. Am Dienstag weichte der Boden der Zeltlager am Jenfelder Moorpark und an der Schnackenburgallee in Bahrenfeld bei Dauerregen völlig auf.

Es fehlen zusätzliche Sandsäcke, die Zelte sind weder wasser- noch winddicht. Die Lage sei jedoch beherrschbar, heißt es aus dem Senat. „Wir werden die Unterbringung kurzfristig verbessern. Das ist ein großer Kraftakt, für alle Beteiligten“, sagte ein Sprecher der Innenbehörde. Techniker der Gesellschaft „ Fördern & Wohnen“ installierten in der Nacht zu Freitag bis in die Morgenstunden weitere Heizlüfter an Zelte an.

Nach Abendblatt-Informationen bestand „Fördern & Wohnen“ darauf, die Heizungen in den Camps jeweils möglichst auf einmal in Betrieb zu nehmen, um keine Wut unter den zunächst leer ausgehenden Bewohnern zu schüren. Wie berichtet, schätzt die Polizei die Lage etwa an der Schnackenburgallee zu Wochenbeginn als „hochgradig explosiv“, die chaotischen Zustände bessern sich nur langsam. Aus Angst vor Übergriffen wurde laut einem Lagebericht auch ein Vorrat an Decken nicht an die frierenden Bewohner verteilt.

Durchschnittlich warten Flüchtlinge 60 bis 90 Tage auf Containerplatz

Mitarbeiter erzählen, dass Flüchtlinge zuvor auf dem Boden von Sanitärcontainern schliefen, da diese minimal beheizt sind. Später hätten sie die kleinen Heizlüfter abmontiert und mit in ihre Zelte genommen. An der Schnackenburgallee fehlen zudem mehrere Hundert Betten. „Auch schwer erkrankte Bewohner schlafen auf Holzpaletten“, sagte ein Mitarbeiter. Die Belegschaft trat in dieser Woche für mehrere Stunden in einen Streik, um gegen die Bedingungen zu protestieren.

Im Schnitt müssen die Zeltbewohner 60 bis 90 Tage auf einen Containerplatz warten. Ab Montag soll damit begonnen werden, die verbliebenen Zelte für 2850 Bewohner in Jenfeld und Wilhelmsburg durch Holzpavillions zu ersetzen. Möglicherweise schon am Sonnabend sollen die „schwersten Fälle“, also Schwangere, Kranke und Familien, aus der Schnackenburgallee in ein leerstehendes Bürohaus am Albert-Einstein-Ring in Bahrenfeld gebracht werden.

Das Deutsche Rote Kreuz übernimmt dort die Betreuung für maximal 800 Bewohner. Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) wurde am Donnerstag bei einem Besuch in der Schnackenburgallee von Mitarbeitern mit Forderungen bedacht. Weder in der medizinischen Ambulanz , noch im Großteil der Zelte gibt es bislang Strom. Mehr als 100 Menschen sind „schwer oder schwerst“ erkrankt, 15 Zelte mussten wegen Schimmelbefall geschlossen werden. „Wir gehen davon aus, dass die Verlegung sowohl die gesundheitliche, als auch soziale Situation vor Ort verbessern wird“, sagte eine Sprecherin von „Fördern & Wohnen“.

Feuerwehr sichert Unterkünfte in Jenfeld mit Planen

In der Flüchtlingsunterkunft im Jenfelder Moorpark ist die Feuerwehr am Freitagabend angerückt um die Zelte vor weiterem Regen zu schützen. Sie hat Schutzplanen über die Zelte gezogen, da diese bereits undicht geworden sind.

Die Flüchtlingsunterkunft im Jenfelder Moorpark
Die Flüchtlingsunterkunft im Jenfelder Moorpark © Michael Arning | Michael Arning